„Je mehr man tut, desto weniger tut es weh.“ Diesen Satz hat der Vorsitzende Hans Schleicher den Radrennfahrern des RV Concordia Karbach bei der Saisonpräsentation mit auf den Weg gegeben. Es war die unmissverständliche Aufforderung, das Trainingspensum zu steigern. Doch in den Zeiten der Ganztagsschule wird es gerade in trainingsintensiven Sportarten wie dem Radrennsport immer schwieriger, Leistungssport und Schule unter einen Hut zu bringen.
Lukas Wiesmann und Lukas Kirsch, zwei talentierte Fahrer, sind deshalb aus dem Sattel gestiegen und haben ihre Laufbahn beendet. Rolf Wiesmann, der bei den Karbachern als Sportlicher Leiter tätig ist, spricht aber nicht nur von einem „schwierigen Umfeld“, weil sich die Schullandschaft verändert hat. Er sieht den Radrennsport auch wegen des „vermeintlich schlechten Rufs“ in einer schwierigen Lage. Er bedauert, dass auch der Amateurradsport darunter zu leiden habe. „Es gibt sie aber noch, die Radverrückten, die diesen schönen Sport trotz Dopingdiskussion und Verbannung aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen stundenlang betreiben“, betont Wiesmann.
Wer vorne mitfahren will, muss an fünf Tagen in der Woche bereit sein, zwei bis fünf Trainingsstunden im Sattel zu verbringen. Eine, die diesen Aufwand seit Jahren betreibt, ist Luisa Kattinger. Sie hat es deshalb auch ziemlich weit gebracht. Die U-19-Juniorin gehört inzwischen dem deutschen Nationalkader an. Ihr vierter Platz bei den deutschen Meisterschaften im Straßenrennen, ihr dritter Rang bei den nationalen Titelkämpfen im Einzelzeitfahren und ihr Triumph auf der Bahn, wo sie im vergangenen Jahr in der Mannschaftsverfolgung den Titel gewann, hatten die Berufung in die Nationalmannschaft zur Folge.
Die Wertheimerin, die seit fünf Jahren für Concordia Karbach fährt, trainiert täglich. Möglich ist das allerdings nur, weil die Realschülerin regelmäßig um 13 Uhr Schulschluss hat und die Nachmittage zum Training nutzen kann. Sie hofft, dass das nach ihrem im Sommer vorgesehenen Wechsel an die Fachoberschule auch weiterhin möglich ist.
Luisa Kattinger war kürzlich 16 Tage lang mit dem Nationalkader auf Mallorca, über Ostern nimmt sie an einem achttägigen Trainingslager in Frankfurt/Oder teil. Seit der Saisonvorbereitung Anfang November hat sie bereits 4500 Trainingskilometer absolviert. „Ich ordne dem Leistungssport viel unter“, sagt sie und verweist darauf, dass sie sich für 2012 mit der Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft ein großes Ziel gesteckt hat. Luisa Kattinger, deren älterer Bruder Julian ebenfalls für Karbach startet, weiß allerdings, dass sie sich noch steigern muss. Sie gilt als gute Zeitfahrerin, hat aber mitunter noch Probleme, wenn's bergauf geht. „Ich mag die Berge nicht so“, sagt sie.
Wenn am 29. April in Karbach traditionell die Main-Spessart-Rundfahrt stattfindet, wird Luisa Kattinger fehlen, weil in Cottbus ein zur Rad-Bundesliga-Serie zählendes Rennen auf dem Programm steht. In Karbach finden heuer keine Bundesligarennen satt.
Kattinger ist das neue „Aushängeschild“ (Sportleiter Rolf Wiesmann) von Concordia Karbach. Denn nach dem Wechsel von Bastian Bürgel nach Erfurt, hat auch Julian Schneider den Verein verlassen. Er hat sich, dem Ratschlag des Concordia-Vorsitzenden Hans Schleicher folgend, dem RV Sossenheim angeschlossen, weil er im dortigen U-23-Bundesligateam bessere sportliche Perspektiven besitzt. Es geht somit den gleichen Weg, den vor ihm auch Jonas Hudalla und Thomas Väth gegangen sind.
Das Team
Herren, C-Klasse: Peter Schlembach, Julian Kattinger. Juniorinnen U 19: Luisa Kattinger. Jugend U 17: Mike Schneider, Jonas Leimeister. Schüler U 15: Gabriel Schwarzkopf. Schülerin U 15: Mareike Robohm. Schüler U 13: Silas Knoll, Christoph Ludwig, Jan Baunach. Schüler/-innen U 11: Jan und Linda Riedmann.