Sportlich läuft es derzeit prächtig bei den Regionalliga-Basketballerinnen des TV Marktheidenfeld. Nach vier Siegen in vier Spielen ist der Aufsteiger vor seinem Heimspiel gegen die TG Würzburg II (Samstag, 17.30 Uhr, Renkhoff-Halle) Tabellenführer. Und dennoch ist Trainer Jens Lehning nach nur drei Monaten im Amt in dieser Woche überraschend zurückgetreten.
„Ich hätte den Job gerne weitergemacht, aber es hat sich herausgestellt, dass der Zeitaufwand angesichts meiner beruflichen Verpflichtungen und familiären Situation mit einem Baby für mich zu groß ist. Unter diesen Voraussetzungen wäre ich dieser Aufgabe nicht gerecht geworden“, nannte Lehning als Gründe für seinen Rücktritt. Die Trainerfrage beim TVM ist damit offen. Ein möglicher Kandidat für die Nachfolge wäre der Trainer der TVM-Männer, Fabian Barthel. Er befindet sich zurzeit aber auf einem Auslandsurlaub.
Für das mit Spannung erwartete Unterfranken-Derby am Samstag gegen die TG Würzburg II haben die Marktheidenfelderinnen mit Christian Bischoff (40) kurzfristig einen ebenso kompetenten wie prominenten Coach engagieren können. Bischoff ist nach seiner Basketball-Laufbahn als Autor und Motivationstrainer bundesweit bekannt geworden. „Zur Zeit befindet sich Bischoff bei seinen Schwiegereltern in Lohr und hat sich spontan entschlossen, einmalig als Coach auszuhelfen“, erklärte TVM-Abteilungsleiter Thomas Barthel.
Stark besetzter Gegner
Unter Christian Bischoffs Anleitung wollen die Marktheidenfelderinnen (8 Punkte/Platz 1) ihre weiße Weste wahren. Dass diese gegen den unterfränkischen Rivalen TG Würzburg II (4 Punkte/Platz 5) einen Fleck bekommen könnte, ist nicht ausgeschlossen. Zwar rangieren die Gäste nach zwei Siegen aus vier Spielen momentan nur auf Platz fünf. Sie können jedoch mit einem stark besetzten Team antreten, das in der Lage ist, die bisher souveränen TVM-Girls ernsthaft herauszufordern.
Da das Würzburger Zweitliga-Team erst am Sonntag antreten muss, könnte die TGW für die Regionalliga-Partie in Marktheidenfeld mehrere Spielerinnen (wie Anne Zipser, Lara Zdravevska, Nina Wucherer und Franziska Kirchhoff) aus dem aktuellen Zweitligakader aufbieten. Hinzu kommen die talentierten Nachwuchstalente aus der U-17-Jugend-Bundesliga-Mannschaft (WJBL). Zwar agieren auch die Ex-Würzburger beim TVM, Raphaela Jochimczyk, Margret Pfister und Eva Barthel, auf Zweitliganiveau, aber die TGW verfügt über die tiefere Bank, wenn sie in Bestbesetzung antritt. Ein besonderes Spiel ist es vor allem für TVM-Centerin Franziska Riedmann. Sie trifft auf ihre Mitspielerinnen, mit denen sie einen Tag später wieder gemeinsam für Würzburg in der Zweiten Liga auf Körbejagd geht.
Erstmals für den TVM dürfte im Derby Neuzugang Maria Kahlmann zum Einsatz kommen. Die Ex-Chemnitzerin könnte gegen die starke TGW-Verteidigung im Spielaufbau zu einer wichtigen Entlastung für Ines Liebler und Eva Barthel werden. Vor allem Liga-Topwerferin Eva Barthel könnte sich dann noch stärker auf ihren Wurf konzentrieren. Dass die TG Würzburg II aufgrund ihrer großen personellen Möglichkeiten ein gefährlicher und niemals zu unterschätzender Gegner ist, haben die Marktheidenfelderinnen in der vergangenen Saison erfahren.
Gegen das Bayernligateam TGW III kassierten die TVM-Girls als bereits feststehender Meister am letzten Spieltag eine klare Heimniederlage. Einige Spielerinnen von damals sind auch beim Regionalliga-Duell wieder dabei. Die Voraussetzungen für eine Partie zweier Spitzenteams sind also gegeben.
Zur Person Christian Bischoff, geboren am 20. Juli 1976 in Gießen, ist Redner, Persönlichkeits-Trainer und Autor. Er verfasste Werke zu wirtschaftlichen Themen sowie Hörbücher. Bevor er sich im Jahr 2007 beruflich in diese Richtung orientierte, galt sein Engagement dem Basketball. Im Alter von 16 Jahren war er der jüngster Basketballer der Bundesliga-Geschichte. In der Saison 1995/96 gewann Bischoff mit der TG Landshut die Zweitliga-Meisterschaft. Nach dem Abitur spielte der frühere Junioren-Nationalspieler in den USA, doch bereits mit 19 Jahren musste er seine aktive Laufbahn wegen einer Rückenverletzung beenden. Deshalb schlug Bischoff in relativ jungen Jahren die Trainerlaufbahn ein. Zunächst in Landshut, dann wechselte er als Assistenzcoach zu TSK Bamberg, dem Vorgängerverein des gegenwärtigen deutschen Meisters Brose Bamberg. Im Jahr 2001 wurde er dann Cheftrainer bei den Oberfranken. Später zog er sich an der Seite von Dirk Bauermann wieder auf das Amt des Assistenten zurück, um anschließend das Nachwuchsprogramm der Bamberger aufzubauen. Ferner arbeitete Bischoff noch als Trainer und Trainerausbilder für den Deutschen Basketball-Bund. 2007 beendete Bischoff sein Engagement im Basketballsport, um als Autor und Redner tätig zu werden. Am Wochenende wird Bischoff für ein Spiel die Regionalliga-Basketballerinnen des TV Marktheidenfeld betreuen, was möglich ist, weil sich der 40-Jährige aus familiären Gründen in der Region aufhält. urs/Bm