V iele wollen's nicht zugeben. Doch es gibt mehr von ihnen, als man glauben mag. In der unbarmherzigen Sprache der Kicker werden sie als Schönwetter-Fußballer oder Weicheier gegeißelt. Kurz gesagt: Menschen, die bei ungemütlichen Außentemperaturen nebst Regenschauern nicht gegen den Ball treten wollen oder vielleicht auch nicht können.
Zum Beispiel ein Torwart, der bei einem Weitschuss wie angewurzelt stehen bleibt anstatt sich nach dem im Eck einschlagenden Ball zu werfen. Wenn der Keeper angibt, das Leder zu spät gesehen zu haben, sollte man sich vergewissern, ob sich nicht im Fünf-Meter-Raum eine große Pfütze angesammelt hat. Dann hätte sich der gute Mann in sechs Grad kaltes Wasser stürzen müssen und zudem noch sein buntes Torhüter-Gewand verunziert.
Etwas schwieriger ist es schon, die Schönwetter-Fußballer unter den Feldspielern aufzuspüren. Es sind häufig die, die behaupten, sie bekämen von ihrem Chef nur im November Urlaub und müssten just zu dieser kühlen
Jahreszeit in den sonnigen Süden fahren. Konnten sie auf diese Weise nicht Reißaus nehmen, ziehen sich meist wegen vorgeblicher Verletzungen selbst aus dem Verkehr. Vielfach geben sie an, sie könnten nicht grätschen, weil der "Muskel zugemacht" habe. Dieses Leiden erlangte auch als Lothar-Matthäus-Syndrom weit reichende Berühmtheit.
Doch bringt es wirklich etwas, Schönwetter-Fußballer bloßzustellen und auszugrenzen? Wohl kaum! Vielmehr wäre Verständnis angezeigt. Also, liebe Vereinschef, geben Sie Ihre Weicheier nicht der Lächerlichkeit preis. Stellen Sie Heizdecken und Glühwein auf der Bank bereit, kaufen Sie gefütterte Trikots und Stutzen. Und wenn die Zuschauer-Einnahmen besonders üppig ausfallen, dann installieren Sie noch eine Rasenheizung als Zugabe.