Es begann im Jahr 1992, als der TSV Lohr bei den C-Junioren Vizemeister hinter der DJK Würzburg wurde. Im Halbfinale der nordbayerischen Meisterschaften in Bamberg trafen beide Clubs dann noch einmal aufeinander, wo sich die Lohrer Nowitzki & Co erneut geschlagen geben mussten. Die Niederlagen hielten sich damals mit zirka 20 Punkten Differenz noch in Grenzen. Nowitzki war erst kurz zuvor endgültig vom Handball und Tennis zum Basketball gewechselt.
Zwei Jahre später bei den B-Junioren war für die Lohrer Jungs im unterfränkischen Halbfinale gegen den TV Ochsenfurt Endstation, weil sie Garrett nicht in den Griff bekamen. 1996 bei den A-Junioren sollte sich die DJK aber endgültig als eine unüberwindliche Hürde erweisen. In einem denkwürdigen Spiel in der Spessartorhalle zogen die Lohrer mit sage und schreibe 100 Punkten Rückstand den Kürzeren, obwohl sie über keine schwache Mannschaft verfügten. Die Klatsche hatte vor allem zwei Gründe. Die deutliche körperliche Überlegenheit der DJK und deren Besetzung. Denn inzwischen war Garrett zur DJK gewechselt und bildete mit Nowitzki ein Traum-Duo, das noch durch Nowitzkis Cousin Holger Grabow, ebenfalls ein Bayernauswahlspieler, perfekt ergänzt wurde.
In diesem Spiel wurde erstmals das große Werfertalent des damals 17-Jährigen Nowitzki augenfällig. Der Jugendnationalspieler traf Dreipunktewürfe in Serie, ohne auch nur den Ring zu berühren, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskam, erinnert sich Lohr damaliger Coach Bernhard Münzel. Natürlich konnte damals noch niemand ahnen, welch atemberaubende Karriere Nowitzki noch bevorstehen würde. Die Geschichte, nachdem der Altinternationale Holger Geschwinder den Schlacks unter seine Fittiche genommen hatte, ist mittlerweile Legende: NBA-Profi-Vertrag bei den Dallas Mavericks, Allstar, NBA-Finalist und 2007 MVP, wertvollster Spieler der Saison. Nowitzki avancierte zum Basketball-Superstar.
Garrett und Greene
Das Besondere und Einzigartige an Nowitzki ist für Münzel, der die Karriere des Würzburgers aus der Ferne verfolgte, dass er sein ohnehin großes Leistungsniveau, zehn Jahre in Folge stets auf einen noch höheren Level zu steigern vermochte. Mittlerweile ist er nicht nur ein perfekter Werfer, der alle Distanzen beherrscht, sondern auch ein überragender Rebounder und guter Passgeber. Mit 2,12 m- Körpergröße kann er auch den Ball gut dribbeln und ist ein exzellenter Verteidiger geworden. Qualitäten mit denen der trotz seiner Dollarmillionen sympathisch und bescheiden gebliebene Sportler auch die Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren zu unverhofften Erfolgen geführt hat.
Neben Nowitzki und Garrett sind noch vier weitere Spieler in Peking dabei, mit denen die Lohrer Basketballer schon zu tun hatten. So gewann Demond Greene mit seinen Aschaffenburger Kumpels 1994 das erste Lohrer Streetball-Turnier in der Altersklasse 14 bis 16 Jahre. Aber auch Sven Schultze, Steffen Hamann und Tim Ohlbrecht kreuzten schon die Wege der Lohrer unter den Körben, weil die Bamberger Bundesligisten traditionell ihre Talente oft schon im Alter von 16 Jahren in der Männer-Oberliga einsetzen, damit sie Erfahrung sammeln. Alle drei waren bereits als Jugendliche Leistungsträger ihrer Teams und der Sprung in die Bundesliga nur eine Frage der Zeit.
Viele ehemalige Lohrer Basketballer werden das olympische Turnier deshalb besonders aufmerksam verfolgen und Nowitzki & Co die Daumen drücken. Auch wenn die Deutschen im Konzert der Großen nur Außenseiter sind und ein Sieg bereits ein Erfolg wäre. In diesem Fall ist dabei sein alles, ein Motto, das Nowitzki selbst vorgegeben hat. Tatsächlich wäre es schade gewesen, wenn sie in Peking hätten zuschauen müssen. Denn so gut wie beim Qualifikationsturnier in Athen haben sie, auch dank Nowitzkis schnell eingebürgertem NBA-Kollegen Chris Kaman schon lange nicht mehr gespielt. Allein das Duell gegen die USA dürfte die Reise nach Peking lohnen, wie 1992 in Barcelona, als das „Dream-Team“ um Magic Johnson, Larry Bird und Michael Jordan die Sportwelt begeisterte – und der junge Nowitzki noch gegen die Lohrer C-Jugend spielte.