Reiner Neumann, seit 1. Juli Trainer des Bezirksligisten FV Karlstadt, erwartet wahrlich keine leichte Aufgabe: Insgesamt neun Stammspieler haben dem Achten der Vorsaison den Rücken gekehrt. Vom Bezirksliga-Stamm der Vorsaison sind neben Torhüter Kai Belz nur noch Felix Walter, Johannes Schreiner, Gökhan Balaban und Abdurrahman Marangoz übrig. Das FV-Team startet am Sonntag um 15 Uhr mit einem Auswärtsspiel in Marktbreit in die Saison.
Viele Stationen bei Jugendteams
„Das wird eine Herkulesaufgabe“, ist sich der 60-jährige A-Lizenz-Inhaber aus Gerolzhofen deutlich bewusst. „Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten“, stellt er am Rande des Trainings fest. Doch wie kam Reiner Neumann, der in seiner aktiven Zeit als Vorstopper beim FC Gerolzhofen in der Landes- und Bezirksliga im Aufgebot stand, überhaupt zu den Kreisstädtern? „Ich kenne Ralf Dirscherl bereits seit zehn Jahren, wir sind gut befreundet“, berichtet Neumann, der bereits seit 25 Jahren im Trainergeschäft tätig ist, über den Kontakt zum stellvertretenden FV-Sportleiter. Der neue Coach war in der Vergangenheit überwiegend im Juniorenbereich, darunter die U 19 von Greuther Fürth sowie die U 19 des Würzburger FV und von Schweinfurt 05 in der Bayernliga, tätig. Aber auch die Aktivenmannschaft seines Heimatvereins FC Gerolzhofen trainierte er zwei Jahre lang in der Bezirksliga.
Seine letzte Station waren die U-17-Junioren des WFV. Eigentlich sollte Neumann in der neuen Saison die U 19 des Würzburger Traditionsvereins aus der Zellerau übernehmen. „Wir konnten uns aber nicht einigen“, erklärt Neumann, der dadurch für die kommende Saison kurzfristig frei war. Dies hatte Ralf Dirscherl, der den Gerolzhöfer bereits vor einigen Jahren für den FV verpflichten wollte, mitbekommen und prompt Kontakt mit ihm aufgenommen.
Zum damaligen Zeitpunkt waren die Karlstadter zwar bereits mit Jürgen Blank übereingekommen, doch stand dieser nur bis zur Winterpause zur Verfügung. „Bei der ersten Anfrage vor fünf Jahren habe ich abgelehnt, weil mir die Strecke zu weit war“, begründet Neumann, Vater zweier erwachsener Kinder, seine frühere Absage. Bei der jüngsten Anfrage habe er sich jedoch überlegt, dass der Aufwand für zwei Trainingseinheiten ins rund 70 Kilometer entfernte Karlstadt nicht höher sei, als für bislang drei Trainingseinheiten nach Würzburg. Und obwohl die Verantwortlichen des FV Karlstadt bereits im ersten Gespräch deutlich gemacht hätten, dass mehr als die ursprünglich gedachten vier Spieler den Bezirksligisten verlassen haben und zudem etliche Verletzte dazukommen, nahm Neumann das Angebot an.
Der Mechaniker, der in einem Abfüllbetrieb für Kosmetik und Schmierstoffe tätig ist, gibt offen zu, dass er keine Spieler aus dem Landkreis Main-Spessart kennt, mit Ausnahme des Lohrers Norman Moreno, der bei ihm in Schweinfurt in der Jugend gespielt hat. Doch der erfahrene Coach wurde tätig und nahm Kontakt zu verschiedenen jungen Kickern auf. So stehen künftig der Eisinger Nico Keidel, der aus der U 19 des WFV kommt, und der 18-jährige Sanusie Bah, der ihm in der Heidingsfelder U 19 positiv aufgefallen ist, im Kader der Kreisstädter.
Alte Bekannte
Neumann freut sich aber auch, dass mit Severin Wagner, Thomas Daumberger, Jörg Boreatti und Phillip Schwarz altbekannte und erfahrene Akteure an den Baggertsweg zurückgekehrt sind. Er rechnet ihnen hoch an, dass sie den Verein nach den jüngsten Turbulenzen nicht hängen lassen. Bereits in den ersten Wochen der Vorbereitung hat der neue FV-Coach gemerkt, dass die Bedingungen nicht einfach sind. Denn aufgrund zahlreicher verletzter Akteure, wie Gökhan Balaban, Felix Walter und Johannes Schreiner, sowie Schichtarbeitern sieht die Trainingsbeteiligung bislang nicht besonders rosig aus. Aus diesem Grund musste er auch zu Beginn der Vorbereitung die beiden geplanten Testspiele während der Woche wegen Personalmangels absagen.
Doch man sei mit zwei, drei weiteren Akteuren im Gespräch. „Das sind keine Ergänzungsspieler, sondern die würden uns wirklich weiterbringen“, betont Neumann, der sich selbst als erfolgsorientierten, kameradschaftlichen Trainertyp beschreiben würde. Die Stimmung und Kameradschaft innerhalb der Mannschaft seien gut. „Die Jungs geben ihr Bestes“, lobt der Übungsleiter. Sein Hauptaugenmerk liege darauf, die Abwehr zu stabilisieren. „Wir müssen schauen, dass wir hinten Stabilität reinkriegen, denn in der Offensive sind wir gar nicht so schlecht“, weiß er um die Defizite und Stärken seines neuen Teams. „Wir müssen schauen, dass wir die Vorrunde gut überstehen“, zeigt sich der Gerolzhöfer realistisch. Er hofft darauf, dass in der Rückrunde der eine oder andere verletzte Akteur dazu stößt und so am Ende die Mission Klassenerhalt gelingen kann.
Das Aufgebot Abgänge: Felix Strohmenger, Johannes Albert, Michael Winkler (alle ASV Rimpar), Johan Brahimi (SV Manching), Aydogdu Atilla (FV Gemünden/Seifriedsburg), Manuel Rumpel, Felix Kühnlein (beide TSV Retzbach), Ersin Özdemir (TSV Birkenfeld), Felix Karle, Philipp Karle (beide FC Thüngen), Yusuf Gürler (SG Burgsinn), Dominik Lambrecht, DominikHöfling (beide TSV Karlburg), Benni Eichelmann (pausiert). Zugänge: Nico Keidel (ASV Rimpar), Severin Wagner (SV Maidbronn), Sanusie Bah (Junioren TSV Heidingsfeld), Thomas Daumberger (FV Maintal), Jörg Boreatti (Erst/Zweitspielrecht), Phillip Schwarz (reaktiviert). Spielerkader, Tor: Kai Belz, Kevin Link, Jan Johannes. Abwehr: Johannes Schreiner, Felix Walter, Tim Walter, Tim Bauer, Linus Hamm, Axel Lübke, Serkan Serbetcioglu, Alperen Aytac, Ufuk Tuzluca, Simon Tratberger. Mittelfeld: Merlin Tobaben, Niklas Scherg, Timo Rützel, Niklas Scherer, Simon Landsfried, Lukas Wolf, Sebastian Schmid, Nico Keidel, Thomas Daumberger, Severin Wagner, Sanusie Bah. Angriff: Tim Hofbauer, Abdurrahman Marangoz, Gökhan Balaban, Phillip Schwarz, Jörg Boreatti. Trainer: Reiner Neumann (neu). Saisonziel: neues Team aufbauen, Klassenerhalt. Meistertipp: TuS Leider, Vatan Spor Aschaffenburg. Internet: www.FV-Karlstadt.de