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Turnen an Tür und Schwebebalken

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Turnen an Tür und Schwebebalken

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    Keine Angst vor hohen Sprüngen am Schwebebalken: Giulia Rutigliano
(DJK Würzburg).
    Keine Angst vor hohen Sprüngen am Schwebebalken: Giulia Rutigliano (DJK Würzburg). Foto: FOTO UWE BECK

    Eigentlich schien Giulia Rutigliano nicht fürs Turnen geboren. Lustlos hockte sie als Kleinkind in der Halle und bewegte sich ohne Eifer an Barren, Reck und Co. Sie wirkte damals etwas pummelig, erinnert sich die Mutter, der Babyspeck saß noch auf den Rippen. Als sie sechs Jahre alt war, legte man ihr bei der DJK Würzburg ans Herz, für Wettkämpfe nicht geeignet zu sein. Wettkämpfe - dieses Wort stach.

    Auf einmal entdeckte Giulia ihren Ehrgeiz und Fleiß und war fortan kaum noch aus der Halle zu bekommen. Sie durfte doch noch ihren ersten offiziellen Wettbewerb bestreiten und gewann prompt den Rottendorfer "Bärchen-Cup".

    Mittlerweile gehört die neunjährige Brünette mit italienischen Wurzeln zu den Besten ihres Alters, ist Teil des bayerischen Kaders im Kunstturnen und demonstrierte ihr Können auch am letzten Samstag beim Veitshöchheimer Hofgarten-Pokal. Sie belegte in ihrer Altersklasse den ersten Platz.

    Wichtig ist der Wille

    Jochen Hassel, 32, sucht Mädchen wie Giulia. Mädchen mit Enthusiasmus und dem Willen zum Erfolg. Seit rund drei Jahren ist Hassel Würzburger Stützpunkttrainer, gibt den besten Kunstturnerinnen in Sonderschichten den Feinschliff und verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Sportler aus der Region in die deutsche Spitze zu bringen. Hassel betreut die Kinder etwa bis zum 13.  Lebensjahr. In diesen sehr jungen Jahrgängen gibt es immer noch eine Riesenauswahl an begeisterten Mädels, die turnen.

    Mütter erzählen, dass die Töchter kaum noch normal durch die Wohnung laufen. Sie schlagen Räder auf dem Teppich, klettern an Türrahmen, sie suchen Bewegung. Dabei dürften die Kleinen eigentlich ausgelastet sein: Kunstturnerinnen üben nämlich viermal pro Woche, und je drei Stunden. "Das ist knallhartes Training", meint Hassel. "Wie ein Nebenjob nach der Schule."

    Bei dem Aufwand verwundert es nicht, dass manche Talente irgendwann einfach Hassels anspruchsvollen Einheiten fernbleiben, wenn die Pubertät nähert. So kommt es zu kuriosen Momenten: Die zehnjährige Leonie Rügemer (DJK Würzburg) trat in der Wettkampfklasse 10 ganz allein an und stand später einsam auf dem Siegertreppchen. Angeblich beherrschen nur drei Mädchen in Bayern in dieser Altersklasse das olympische Programm, das komplizierte Elemente wie den Salto rückwärts, gestreckt mit ganzer Drehung, beinhaltet.

    Um im Kunstturnen zur Spitze zu finden, gibt es nur einen Schlüssel: Internate des deutschen Turn-Verbands. Rügemer ist womöglich bald Kandidatin für solch eine professionelle Ausbildung fern von Würzburg. "Man muss mal sehen", erzählt die Mutter, eine alleinstehende Arzthelferin, mit einer gewissen Zurückhaltung.

    Müttern wie ihr - die Talente aufziehen, die mit Sport üppig belastet werden - haftet man ja schnell Etikette wie übermäßigen Ehrgeiz an. Sie grübelt: "Wenn Leonie will, würde ich sie dorthin lassen, sie könnte ja jederzeit zurück".

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