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FUßBALL: Der Mann an der Seite von Frau Steinhaus

FUßBALL

Der Mann an der Seite von Frau Steinhaus

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    Eine Frau, zwei Männer, ein Team: Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aus Hannover (Mitte) und ihre Assistenten Thomas Stein aus Homburg (links) und Christof Günsch aus Marburg.
    Eine Frau, zwei Männer, ein Team: Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aus Hannover (Mitte) und ihre Assistenten Thomas Stein aus Homburg (links) und Christof Günsch aus Marburg. Foto: Foto: Stein

    Als Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus am 10. September 2017 mit der Partie Hertha BSC Berlin gegen Werder Bremen als erste Frau ein Spiel in der Fußball-Bundesliga leitete, war der Medienauftrieb groß. Viele Augen richteten sich auf die 38-jährige Unparteiische. Mit dabei auch Thomas Stein, der aus Homburg (Lkr. Main-Spessart) stammt und mittlerweile in Weibersbrunn (Lkr. Aschaffenburg) lebt. Der 35-Jährige ist seit dieser Saison Assistent von Bibiana Steinhaus. Thomas Stein war im Alter von 29 Jahren zum Schiedsrichter-Assistenten in der Bundesliga aufgestiegen, zunächst im Gespann von Günther Perl. Seine Beobachter sagen, dass er am Spielfeldrand einen „guten Job“ gemacht habe. Stein selbst: „Ich vertraue meinem gesunden Menschenverstand!“ Der 35-Jährige arbeitet als Kommissar bei der Kriminalpolizei in Aschaffenburg. Thomas Stein ist am morgigen Freitag in der Veltins-Arena als Schiedsrichter-Assistent dabei, wenn Bibiana Steinhaus ihr zweites Bundesligaspiel, FC Schalke 04 gegen den FSV Mainz 05, leiten wird.

    Frage: Wie kamen Sie zum Team Steinhaus?

    Thomas Stein: Mein bisheriger Gespannführer Günter Perl musste altersbedingt nach der Saison 2016/2017 aufhören. Von daher war klar, dass ich in ein neues Team kommen würde.

    Wer hat die Nachricht überbracht, dass Sie im Team von Bibiana Steinhaus dabei sein können?

    Stein: Bibi selbst hat sich in der Sommerpause bei mir gemeldet und mitgeteilt, dass sie mich gerne in ihrem Team hätte. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich gerade mit meiner Ehefrau am Gardasee. Die Entscheidung bezüglich der Teamzusammensetzung wurde seinerzeit natürlich auch mit der DFB-Schiedsrichter-Kommission Elite abgestimmt.

    Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen? Hat das was mit dem gleichen Beruf zu tun?

    Stein: Dass wir beide Polizeibeamte sind, hatte nichts damit zu tun, gleichwohl funken wir aber wohl nicht zuletzt auf Grund unserer ersten Berufswahl auf der selben Wellenlänge. Natürlich habe ich mich über Bibis Anfrage damals sehr gefreut und musste auch nicht lange überlegen. Zwischenzeitig hatten wir ja unser erstes Bundesligaspiel (Hertha BSC gegen Werder Bremen) und waren sehr glücklich, dass es gerade angesichts des riesigen Medieninteresses so gut gelaufen ist. Jetzt müssen wir selbstredend auch die nächsten Spiele konzentriert angehen und unseren Mann oder unsere Frau stehen.

    Ein paar Worte zur Person Bibiana Steinhaus.

    Stein: Bibi ist eine sehr ehrgeizige, dabei aber strukturiert und planmäßig vorgehende Person. Sie besitzt zweifelsohne große soziale Kompetenz. Spieler können ihr kaum böse sein, wenn sie ihnen mit einem milden Lächeln entgegentritt. Kommunikations- und Durchsetzungsfähigkeit zählen zu ihren Stärken.

    Wie läuft ein Treffen des Schiedsrichtergespanns vor und nach dem Spiel ab?

    Stein: Da hat sich nichts geändert. Wir erfahren circa eine Woche vorab, wo es hingehen wird. Wir treffen uns am Vortag direkt im Hotel, da Bibi und der weitere Assistent Christof Günsch aus anderen Teilen Deutschlands kommen, gehen abends zusammen essen, sprechen viel über Fußball und über die bevorstehende Spielleitung. Zwei Stunden vor der Partie befinden wir uns bereits im Stadion, überprüfen das technische Equipment (Torlinientechnik) und die Funkverbindung zum Video-Assistent-Referee in Köln, werden physiotherapeutisch betreut, wärmen uns – wie die Spieler – auf und dann geht's auch schon los.

    Sprechen Sie auch mal über private Dinge? Trinken Sie auch mal eine Tasse Kaffee zusammen, telefonieren Sie zwischen den Spielen?

    Stein: Natürlich sprechen wir auch über private Dinge. Privates bleibt aber privat. Bibi, Christof und ich kennen uns seit Jahren. Menschlich passt das hervorragend. Die Chemie stimmt einfach, was natürlich auch wichtig ist, sollte es mal nicht so gut laufen.

    Gab es bislang mit Frau Steinhaus ein besonderes Erlebnis?

    Stein: Das erste Spiel mit Bibi in Berlin war natürlich ein Highlight, gleichzeitig aber auch eine extreme Drucksituation. Das Medienaufkommen an diesem Nachmittag war unglaublich. So etwas hatte ich bis dato nicht erlebt. Zumindest entstanden von diesem historischen Ereignis, bei dem ich dabei sein durfte, etliche schöne Erinnerungsfotos. Als ich abends im Flieger saß, war ich froh, dass Bibis Bundesliga-Premiere gut verlaufen war, aber auch, dass sie vorbei war. Am Rande des Bundesligaspiels in Berlin lernte ich auch erstmals Bibis Lebensgefährten Howard Webb (ein früherer englischer Spitzenschiedsrichter, Anmerkung der Redaktion) kennen. Ein sehr netter Zeitgenosse, mit dem ich gerne wieder mal ein Gläschen Wein trinken würde.

    Wie sehen Sie den seit dieser Bundesligasaison eingeführten Videobeweis?

    Stein: In der Öffentlichkeit wird er momentan sehr kritisch gesehen – wie fast immer, wenn bei uns in Deutschland etwas Neues eingeführt wird. Die vielen positiven Aspekte und vermiedenen Fehlentscheidungen durch den Videobeweis werden aber meines Erachtens nach zu sehr außer Acht gelassen. Man darf nicht vergessen, der Videobeweis in seiner jetzigen Form stellt einen Versuch dar und steckt noch in seinen Kinderschuhen. Ich bin der Meinung, der Videobeweis erleichtert unseren Job in den Stadien und macht den Fußball gerechter. Das war schließlich auch die Erwartung, die man an das Projekt hatte. Die USA fährt nicht zur WM 2018, weil in Panama ein Phantom-Tor fiel. So etwas darf es in der heutigen Zeit einfach nicht mehr geben.

    Eine Frau pfeift bei Männern Bibiana Steinhaus wurde am 24. März 19979 in Bad Lauterberg (Harz) geboren. Sie ist die erste Frau, die im Profifußball Spiele der Männer leitete. An diesem Freitag wird sie in der Gelsenkirchener Veltins-Arena bei ihrer zweiten Bundesliga-Begegnung zwischen dem FC Schalke 04 und dem FSV Mainz 05 auf dem Platz stehen – und dort wieder von Thomas Stein und Christof Günsch an der Linie assistiert werden. Außerdem pfiff sie bereits bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Beruflich ist die 38-Jährige als Polizeihauptkommissarin im niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport tätig. Privat ist sie mit dem Engländer Howard Webb liiert, der zweimal als Weltschiedsrichter des Jahres ausgezeichnet wurde. urs

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