Von vielen Gefechten – vor allem auch bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften – ist er nach großartigen Erfolgen in seine Heimatstadt Tauberbischofsheim zurückgekommen, hat damit Fecht-Geschichte geschrieben und zu seinem 50. Geburtstag vor acht Jahren rückschauend betont: „Es waren goldene Zeiten, ich denke sehr gern daran zurück und bereue keine Sekunde.“
Am Dienstag starb Harald Hein im Alter von 58 Jahren. Seine bösartige Krankheit erwies sich als zu stark; viele Menschen in der Kreisstadt und der Region, vor allem eine große Zahl von Fechterinnen und Fechtern, trauern mit der Familie um einen aufrichtigen, bescheidenen, beispielhaften und erfolgreichen Mann, der immer zu den Mitbegründern des „Tauberbischofsheimer Fechtwunders“ zählen wird.
Harald Hein wird von Richard Möll in dem Buch „Die Fecht-Legende von Tauberbischofsheim“ als der „verdienstvollste Sportler des FC Tauberbischofsheim“ bezeichnet. Fast zwei Jahrzehnte war er in der Weltspitze zu finden. Als die Sterne des Fechter-Himmels über Tauberbischofsheim in den 1970er Jahren immer stärker zu leuchten begannen, zählte Hein zu den Männern der ersten Stunde.
Mit zehn Jahren hatte er begonnen, sich für Degen und Florett zu interessieren, neun Jahre später kehrte er von den deutschen Meisterschaften mit dem ersten Einzeltitel bei den Aktiven zurück. Im gleichen Jahr wurde er in Genua mit dem Degen Junioren-Vize-Weltmeister, machte aber sich und dem Fecht-Club Tauberbischofsheim 1970 ein noch größeres Geschenk: Goldmedaille und damit Weltmeister bei den Titelkämpfen in Minsk mit dem Florett.
Ungewöhnlich war bei Harald Hein vor allem, dass er sich in zwei Waffen in der absoluten Weltspitze behaupten konnte: 1973 wird er mit der Degen-Mannschaft in Göteborg Weltmeister und gewinnt dort gleichzeitig die Silbermedaille mit dem deutschen Florett-Team. Sein Weg führt noch weiter nach oben: 1976 Florett-Mannschafts-Gold bei den Olympischen Spielen in Montreal, ein Jahr später bei den Weltmeisterschaften wiederum Gold mit der Mannschaft, zudem Silber im Einzel. 1977 wurde dieses Florett-Team mit Harald Hein als „Mannschaft des Jahres“ geehrt.
Der 1950 geborene Tauberbischofsheimer setzte seine erfolgreiche Laufbahn fort, Einzel-Bronze bei der WM 1978 in Hamburg, Mannschafts-Bronze bei den Weltmeisterschaften 1979 und 1981 kamen hinzu. Dann wieder ein absoluter Höhepunkt bei der WM 1983 in Wien, bei der die Mannschaft erneut die Goldmedaille erkämpfte. Mit ihr gewann er WM-Silber 1984 in Los Angeles, die Weltmeisterschaften 1985 in Barcelona beendete Harald Hein mit Bronze im Einzel und Silber mit der Mannschaft.
In diesem WM-Jahr steht Hein zum letzten Mal aktiv im Wettkampf auf der Planche. Danach folgten erfolgreiche Einsätze mit dem Senioren-Team, mit dem er zahlreiche deutsche Meistertitel erreichte. Doch auch danach blieb er seinem Fechtsport und dem Olympiastützpunkt treu. Viele namhafte Athletinnen und Athleten haben gute Erinnerungen an seine Tätigkeit als Bundestrainer.
Er war in der Anfangszeit auch als Koordinator der Leiter des Teilinternats und außerdem als Betreuer viel unterwegs: „44 Wochenenden im Jahr kommen da gut zusammen“, sagte er im Jahre 2000, „aber das war mein Leben“. Hein war dankbar dafür, durch den Sport auch die Welt gesehen zu haben. Nie vergessen hat er die „wahnsinnige Atmosphäre“ bei den Gold-Empfängen in seiner Heimatstadt. Bis 1992 war er als Bundestrainer tätig, dann wechselte er arbeitsmäßig in den elterlichen Betrieb. Vier Jahre später machte er sich erfolgreich im Bereich Montage und Transporte selbstständig.
Doch die Verbindung zum Fechtzentrum blieb bestehen: „Der Olympiastützpunkt ist mein zweites Zuhause, ich gehe immer gern hin.“ Am Montag wird er in seiner Heimatstadt Tauberbischofsheim seine letzte Ruhestätte finden. Erst vor zwei Jahren feierte die glorreiche Florett-Mannschaft von Montreal mit ihm die 30. Wiederkehr des Gewinns der olympischen Goldmedaille. In Zukunft werden auch weitere Erinnerungstreffen stattfinden.