Feinsäuberlich eingerahmt hängt ein gut 25 Jahre altes Zeitungsfoto in der Wohnung von Markus Muth. Es zeigt den heute 36-Jährigen als E-Junioren-Spieler des TSV Heustreu im Derby gegen den TSV Unsleben. Mit 17:0 hatten die Heustreuer damals den Nachbarn aus Unsleben abgefertigt, vier Tore gingen dabei auf das Konto von Markus Muth. An diesem Freitag (18.30 Uhr, in Heustreu) kommt es wieder einmal zum Derby. Diesmal zwischen den ersten Mannschaften der (SG) Heustreu/Hollstadt und der (SG) Unsleben/Wollbach in der Kreisklasse Rhön 2.
Markus Muth hat viele Spieler aus beiden Teams in der Jugend trainiert
Ein emotionales Spiel. Vor allem für Markus Muth, der zwar weiterhin in Heustreu wohnt und Mitglied beim dortigen TSV ist, mittlerweile aber seit knapp 17 Jahren in Unsleben Fußball spielt. Nach dem Rücktritt von Stefan Kraus ist der 36-Jährige seit vergangenen Herbst darüber hinaus auch Trainer der (SG) Unsleben/Wollbach. "Man kennt sich natürlich schon sehr gut. Ich habe sowohl in Heustreu als auch in Unsleben viele Freunde. Mit Andreas Schneider oder Julian Endres habe ich zum Beispiel noch in der A-Jugend zusammengespielt. Zudem habe ich einige Heustreuer und Hollstädter Spieler aus dem aktuellen Kader auch in der Jugend trainiert", sagt Muth.

In Sachen Fußball schlägt sein Herz dennoch längst für die (SG) Unsleben/Wollbach. 2007 war es, als Muth den TSV Heustreu als 20-Jähriger verlassen hatte. "Wir waren damals Meister in der A-Klasse geworden. Ich war aber sehr unzufrieden, da ich kaum Spielzeit bekommen habe", erinnert er sich. Also stellte er sich die Frage: Ganz aufhören mit dem Fußball oder zum Nachbarn nach Unsleben wechseln, wo er einige Spieler aus der gemeinsamen Zeit in der A-Jugend bereits kannte.
Den Wechsel zum TSV Unsleben vor knapp 17 Jahren hat Markus Muth nie bereut
Muth entschied sich für die zweite Variante. Ein Entschluss, den er bis heute nicht bereut hat: "Auch wenn ich damals vom Meister zum abgeschlagenen Tabellen-Letzten gewechselt bin." Es war die Zeit, als der TSV Unsleben nach schwierigen Jahren gerade wieder eine eigenständige Mannschaft stellen konnte und mehrere Jahre in Folge Stammgast am Tabellenende der untersten Liga war. Erst Anfang der 2010er-Jahre folgte unter Trainer Frank Kirchner der Aufschwung mit zwei Aufstiegen in Folge.

Markus Muth hatte zu dieser Zeit längst seine Trainerlaufbahn im Juniorenbereich, bei dem die Vereine TSV Heustreu, TSV Hollstadt, TSV Unsleben und RSV Wollbach zusammenarbeiten, gestartet. "Ich wurde damals vom Heustreuer Vorsitzenden Klaus Eisenmann angesprochen. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Vor allem, wenn man mit den Jahren die teils so nicht immer erwartete Entwicklung der Spieler sieht." So werden beim Derby am Freitagabend bei beiden Teams einige Spieler auf dem Platz stehen, die Markus Muth im Juniorenbereich unter seinen Fittichen hatte.
"Die (SG) Heustreu/Hollstadt hat schon ordentlich Potenzial und eine Mannschaft mit einigen sehr guten Einzelspielern", weiß Muth, der am Freitag ein spannendes Duell auf Augenhöhe erwartet. "In den letzten Jahren haben wir im Derby oft nicht so gut ausgesehen, das soll sich diesmal ändern. Die Tabellensituation macht das Derby obendrein noch etwas brisanter." Während Heustreu/Hollstadt mit 23 Punkten auf dem ersten Nichtabstiegsplatz rangiert, hat Unsleben/Wollbach als Sechster auch nur drei Punkte mehr auf dem Konto.
Gemeinsamer Osterurlaub in Dublin mit einigen Fußballern aus Heustreu
"Die Liga ist dieses Jahr so ausgeglichen, dass jeder jeden schlagen kann. Ab Platz vier beginnt schon der Abstiegskampf, das ist Wahnsinn", sagt Muth. Entsprechend angespannt war er in den vergangenen Wochen, vor allem am Ostermontag. Da weilte er ausgerechnet mit einigen Heustreuer Freunden, darunter auch Spieler der ersten Mannschaft, im Urlaub in Dublin. "Fußball und das Derby waren eigentlich kaum Thema. Nur am Montagnachmittag hingen wir irgendwann alle am Handy und haben gespannt den BFV-Liveticker verfolgt."

Während die (SG) Heustreu/Hollstadt ihre Partie in Unterweißenbrunn mit 0:4 verlor, rettete die (SG) Unsleben/Wollbach ein knappes 4:3 gegen die (SG) Burgwallbach/Leutershausen über die Zeit. "An diesem Abend war ich natürlich deutlich besser drauf als der Rest", sagt Muth und hofft, dass das auch am Freitagabend wieder der Fall sein wird. Einen Tag später wird Muth dann selbst das Heustreuer Trikot tragen. Allerdings nicht das der Fußballer, sondern das der Kegler. Mit ihnen könnte er am letzten Spieltag in Stralsbach die Meisterschaft in der Bezirksliga 1 klarmachen. Im besten Fall gibt es dann wieder zwei Zeitungsartikel zum Ausschneiden.