Bei einer Weltmeisterschaft im Halbfinale: Da wollten Shinobu und Koji Itagaki denn doch endlich mal in der Halle selbst dabei sein, als ihre Tochter Koharu (14) um den Einzug ins Finale der U15-Einzel-Konkurrenz kämpfte. Und so setzten sich der Trainer der Bundesliga-Mannschaft des TSV Bad Königshofen und seine Frau am Donnerstagabend ins Auto und fuhren die 900 Kilometer ins schwedische Helsingborg.
Wo ihre Tochter am Freitagvormittag im Trikot der deutschen Nationalmannschaft nach der Bronzemedaille mit dem Team ja eigentlich eine weitere Medaille schon im Gepäck hatte. Und diese zweite sollte es nach ihrer Halbfinal-Niederlage gegen die ein Jahr ältere Chinesin Hu Yi geben. Im Tischtennis bekommen traditionsgemäß beide unterlegenen Halbfinalisten die Bronzemedaille.

Jie Schöpp, die Bundestrainerin dieser Altersklasse, hatte im Vorfeld ihren Teil dazu beigetragen, dass die Schülerin des Gymnasiums Bad Königshofen stress- und druckfrei und so unbeschwert wie sie sich immer gibt, in dieses bedeutendste Match ihrer jungen Karriere gehen konnte. Wie zu erfahren war, hatten ihre Klassenkameradinnen und -kameraden zwei Tage vorher den Livestream einer Partie ihrer Mitschülerin schauen dürfen.
Ab dem Achtelfinale hatte es die seit neun Jahren in Bad Königshofen lebende 14-Jährige im K.-o.-System nur noch mit Asiatinnen zu tun. Nach Siegen über Loy Ming Ying (4:0, Singapur) und Wu Ying-syuan (4:1, Taiwan) ging es gegen die Chinesin Hu Yi. Im Halbfinale bekamen ihre Eltern dann doch das Stoppschild am Ende des Wegs zum WM-Finale zu sehen. Kein Problem indes, denn diese Partie hatte die Qualität eines vorgezogenen Endspiels.
Auch die in der Bundesliga bekannten Schreie ihres Vaters Koji konnten Koharu Itagaki nicht helfen. Und als persönlicher Coach war er nicht zugelassen. Nachdem sie vier Sätze lang bis zum 2:2 der Chinesin ordentlich Paroli geboten hatte, gingen der Bad Königshöferin ein wenig die Kräfte aus und sie musste den Sieg ihrer körperlich weit überlegenen Gegnerin mit 11:13, 11:8, 7:11, 12:10, 6:11, 6:11 überlassen.
Immerhin: Nachdem Koharu Itagaki bisher auf europäischer Ebene schon jede Menge Medaillen abgeräumt und sich zur Nummer zwei des Kontinents in ihrer Altersklasse hochgearbeitet hatte, stieg sie nun eine Stufe höher: Jetzt ist sie Europas Nummer eins und in der Welt unter den besten Vier.