Das war's doch, was sich die 16-jährige Biathletin Valentina Umhöfer aus Saal seit drei Jahren, seit sie diese Sportart systematisch betreibt, als Zwischenziel gewünscht hat: Mal in Ruhpolding an den Start gehen vor etwas mehr Zuschauern als sonst, vom Fernsehen her bekannte Gesichter auf der Strecke und am Schießstand sehen und vor den Trainern, die den deutschen Biathlonnachwuchs im Auge haben, eine gute Leistung abliefern. Jüngst war es soweit. Nachdem die Sommersaison krankheitsbedingt nicht so gut gelaufen war, lief es, auch für ihren Oberhofer Trainer Seidel, überraschend gut, ja sogar sehr gut.
In der Altersklasse Juniorinnen 16 ging Valentina im Einzelwettkampf über 10 km mit der Startnummer 1 an den Start, kam auch als Erste ins Ziel und war nach der letzten Starterin immer noch ganz vorn. Mit nur einem Schießfehler bei 20 abgegebenen Schüssen – zehn liegend, zehn stehend – war sie die Beste am Schießstand und kompensierte damit ihre Laufleistung, mit der sie mit den besten 16-jährigen Biathletinnen von ganz Deutschland ihrer Altersklasse derzeit noch nicht ganz mithalten kann.
Doch Biathlon ist eine Sportart, in der die Komplexleistung zählt. Und da war die junge Internatschülerin am Oberhofer Sportgymnasium nicht zu schlagen. Der Sieg im ersten Wettkampf im Deutschland-Cup war ihr bisher größter Erfolg und sollte ihr Auftrieb für diese ihre dritte Wettkampf-Saison geben. Einen Tag danach ging sie im Sprint über sechs Kilometer an den Start und wurde Siebte. Die Umstellung von der AK 15 zur AK 16 macht außer Valentina ihren Konkurrentinnen natürlich im gleichen Maß zu schaffen.
Bisher wurde mit der Luftdruckwaffe geschossen, ab dieser Saison mit dem Kleinkalibergewehr. Bisher durften die Jugendlichen die Waffe am Schießstand abstellen und nach ihrer Laufrunde zum Schießen aufnehmen. Nun gilt es, das rund drei Kilo schwere Kleinkalibergewehr auf dem Rücken auf die Runde mitzunehmen. Das bedeutet natürlich eine nicht zu unterschätzende Zusatzbelastung und die Automatisierung der Abläufe beim Ab- und Aufsetzen der Waffe.
Deutschland-Cup, das ist für die Aktiven die dritte Liga hinter dem Weltcup und dem IBU-Cup. Hier werden die jungen Biathleten für höhere Aufgaben vorbereitet und hier starten ehemalige Weltcupstarter wie Nadine Horchler, Christina Bachmann, Katrin Hitzer, Toni Lang oder Michael Rösch einen Neuanfang, wenn es einen Knick in ihrer sportlichen Entwicklung gegeben hat. Sie alle waren in Ruhpolding auch am Start, was die junge Sportlerin aus Saal zusätzlich motivierte. „Das Wetter war traumhaft schön, die Loipe bereits im Weltcup-reifen Zustand“, weiß Valentinas Vater Dieter Umhöfer zu berichten, der seine Tochter auf allen Wettkämpfen, meist mit der ganzen Familie, Mutter Cäcilia und den beiden Schwestern Viktoria und Virginia, begleitet.
Die nächsten Stationen des Deutschland-Cups nach Ruhpolding sind Notschrei (Schwarzwald), Kaltenbrunn (Bayerischer Wald), Oberhof (Thüringer Wald), dazwischen die deutschen Meisterschaften in Altenberg (Erzgebirge) und am Ende das Finale in Clausthal-Zellerfeld (Harz). Schon jetzt hat Dieter Umhöfer, „egal wie sie abschneidet“, einen Preis für seine Tochter in Aussicht gestellt: „Wenn nichts dazwischen kommt, fahren wir nach den Olympischen Spielen zum Weltcup nach Pokljuka (Slowenien). Das reicht dann aber, was den finanziellen Aufwand für all die Reisen betrifft“, den die Eltern komplett selber zu finanzieren haben.
Und wenn man ein Mädchen, womöglich in Trainingsklamotten des DSV oder aus Oberhof, durch die Fluren von Saal zwischen Findelberg und Centberg rennen sieht, dann ist das Valentina Umhöfer, die Siegerin des Deutschland-Cups von Ruhpolding in der AK 16 Juniorinnen.