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Fußball:: "Keiner kommt ohne Fehler durch"

Fußball:

"Keiner kommt ohne Fehler durch"

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    Berühmter Kollege: Aron Schmidhuber (Zweiter von rechts) im Kreis der Schiedsrichter (von links) Egon Müller (Höchheim), Lukas Lürzel (Sulzfeld), Heinz Trenk (Oberstreu) und Norbert Zinßler (Bad Königshofen).
    Berühmter Kollege: Aron Schmidhuber (Zweiter von rechts) im Kreis der Schiedsrichter (von links) Egon Müller (Höchheim), Lukas Lürzel (Sulzfeld), Heinz Trenk (Oberstreu) und Norbert Zinßler (Bad Königshofen). Foto: Foto: Rudi Dümpert

    Wie das Licht die Mücken zog einer der Zuschauer des Relegationsspiels TSV Bad Königshofen gegen FC Viktoria Kahl um den Aufstieg in die Fußball-Landesliga Nordwest mehrere Schiedsrichter an. Der Schiedsrichtermagnet war Aron Schmidhuber (66) aus München, seit einiger Zeit in Eibelstadt bei Würzburg wohnhaft, ehemaliger Bundesliga-, UEFA- und FIFA-Schiedsrichter, der zur Familie Zinßler in Bad Königshofen freundschaftliche Kontakte pflegt.

    Frage: Ihre Freunde nennen Sie Peter, bekannt sind Sie als Aron. Wie verhält sich das?

    Aron Schmidhuber: Mein Vater war Israeli, meine Mutter Münchnerin. Ich habe ihn leider nie kennengelernt, weil er schon vor meiner Geburt nach Israel zurück- und meine Mutter nicht mitging. So kurz nach dem Krieg war die Situation ja auch etwas schwieriger.

    Wann und wie sind Sie zur Schiedsrichterei gekommen?

    Schmidhuber: Ich habe als junger Kerl bei Sportfreunde München und dann bei Brunntal in der damaligen A-Klasse gespielt. Und weil man als Gastgeber damals die Reservespiele selber pfeifen musste und ich etwas verletzungsanfällig war, musste ich da oft mit ran und habe mit 26 einen Schiedsrichterkurs mitgemacht. Ich bin auch verhältnismäßig schnell jedes Jahr eine Klasse aufgestiegen und sehr schnell in die Bundesliga gekommen. Heute hätte ich als Anfänger mit 26 keine Chance mehr, so aufzusteigen. Im zweiten Jahr Bundesliga bin ich schon auf die FIFA-Liste gekommen und war 1990 bei der WM in Italien und 1992 bei der EM in Schweden dabei.

    Welche Spiele haben Sie da geleitet?

    Schmidhuber: Da gilt ja auch die Regel der Unparteilichkeit. Und jedes Mal kam Deutschland so weit im Turnier, dass für mich frühzeitig Schluss war. 1990 habe ich England gegen Irland gehabt, dann im Achtelfinale Spanien gegen Jugoslawien. Einen Tag davor hat Deutschland gegen Holland gewonnen, dann muss eben der Schiedsrichter aus Neutralitätsgründen raus aus dem Turnier, egal ob er gut oder schlecht war. Deutschland wurde dann Weltmeister. 1992 habe ich bei der EM das Spiel Dänemark gegen Schweden geleitet. Dann war es auch schon vorbei. Deutschland kam ins Endspiel gegen Dänemark und wurde Zweiter. Eine etwas ungerechte, komische Situation für einen Schiedsrichter. Der muss sich ja praktisch wünschen, dass seine Nationalmannschaft ausscheidet. Komisch schon, ungerecht nicht, das wusste man schon vorher. Und weil es auch gar nicht anders geht, habe ich mich damit abgefunden.

    Wie viele Bundesligaspiele und wie viele internationale haben Sie gepfiffen?

    Schmidhuber: In der Bundesliga 153 und international auch über 100. Dabei war das Europapokal-Endspiel der Meister, heute Champions-League-Finale, FC Barcelona gegen Sampdoria Genua im Wembley-Stadion in London. Im UEFA-Pokal, heute Europa League, habe ich das Endspiel Juventus Turin gegen AC Florenz geleitet und dann noch das Supercup-Endspiel FC Porto gegen Ajax Amsterdam. Herausragend war noch das Champions-League-Spiel AC Mailand gegen Real Madrid. Hinzu kamen noch 26 Länderspiele.

    Es ist also schon sehr interessant und attraktiv, ein guter und erfolgreicher Schiedsrichter zu sein?

    Schmidhuber: Ganz gewiss. Zunächst war es ja so, dass ich nur irgendwie dabei bleiben wollte, nachdem ich nicht mehr aktiv spielen konnte. Ich habe dann den Trainerschein gemacht und noch einen Schiedsrichterkurs, wozu mich der damalige Obmann der Gruppe Bad Tölz überredet hat. Streng war ich eigentlich schon immer und habe mich auch verhältnismäßig schnell durchgesetzt. Klar ist das schön, wenn man es bis ganz oben geschafft hat. Aber in den Vordergrund sollte man sich als Schiedsrichter nie spielen. Man sagt ja immer, der beste Schiedsrichter ist der, den man gar nicht merkt. Aber immer geht es halt doch nicht.

    Was war das besonders Schwere an der Aufgabe?

    Schmidhuber: Es gibt Derbys und andere hektische Spiele. Wichtig ist halt immer, dass man keine Fehler macht und das geht nicht immer. Man hat für seine Adhoc-Entscheidung keine 15 Kameras mit virtueller Abseitslinie und sieben Wiederholungen aus verschiedenen Perspektiven in Zeitlupe zur Verfügung. Es sollte wenigstens kein Spiel entscheidender Fehler sein, was mir eigentlich ziemlich gut gelungen ist. Natürlich habe ich auch meine Fehler gemacht wie alle. Es gibt da keinen, der ohne Fehler durch kommt.

    War es nicht immer schwer, nach dem Spiel sofort vor der Kamera das Mikrofon unter die Nase gehalten zu bekommen?

    Schmidhuber: Oh doch. Wir haben aber daraus gelernt. Heute sagen wir unseren Schiedsrichtern, dass sie erst duschen und sich ordentlich anziehen sollen und nicht durchgeschwitzt und unter den frischen Eindrücken eines hektischen Spiels Rede und Antwort stehen. Im Übrigen ist man nicht grundsätzlich zu Interviews verpflichtet.

    Sie sagten, wir sagen unseren Schiedsrichtern. Haben Sie heute noch eine Funktion?

    Schmidhuber: Ich war im Schiedsrichterausschuss und im Lehrstab des DFB, heute nicht mehr. Ich bin aber immer noch offizieller Beobachter beim DFB und coache junge Schiedsrichter auf nationaler Ebene. Da filtern wir hinterher wichtige Szenen per Video raus und diskutieren sie.

    Schiedsrichter unterliegen ja einer sehr niedrigen Altersgrenze. Ihre aktive Zeit ist einige Jahre her. Den Halb-Profi-Schiedsrichter haben Sie nicht mehr erlebt. Wie viel bekamen Sie damals?

    Schmidhuber: Die ersten Jahre waren es immer 72 Mark pro Spiel, später 100. Die letzten zwei Jahre bekam ich 2500 Mark. Heute geht es auch nach Leistung. Die können schön verdienen, was auch richtig ist bei diesen Anforderungen und dieser Verantwortung. Die sind viel Zeit für Training, Schulungen und Prüfungen unterwegs. Einige arbeiten noch Vollzeit, einige halbtags.

    Möchten Sie noch mal 30 Jahre jünger sein?

    Schmidhuber: Ich denke, ich habe eine super Zeit mitgemacht und man kann das Rad ja eh nicht zurück drehen. Ich bereue nichts und habe immer gern gepfiffen. Als Beobachter bekommen wir nicht viel. Aber Spaß macht es immer noch.

    Aron Schmidhuber

    Der Münchener Aron Schmidhuber (66) legte im Alter von 26 Jahren die Prüfung zum Fußball-Schiedsrichter ab. Später stieg er erst in die Bundesliga auf und wurde zwei Jahre später auf die FIFA-Liste aufgenommen, auf der die Spielleiter für internationale Partien stehen. Schmidhuber leitete bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien zwei Partien und zwei Jahre später bei der Europameisterschaft in Schweden eine Begegnung. Im europäischen Klubfußball pfiff er drei Endspiele. Heute lebt Aron Schmidhuber in Eibelstadt (Landkreis Würzburg) und fungiert noch als Schiedsrichterbeobachter.

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