„Die Spielerinnen wollen unbedingt zur Champions League, aber die Finanzierung steht noch nicht“, sagt der Vorsitzende des SC 1957 Bad Königshofen, Jürgen Müller. Sein Verein hat vor wenigen Wochen erstmals die deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Frauenschach gewonnen. Wer deutscher Meister ist, hat sich für die Champions League qualifiziert – wie beim Fußball ist es auch beim Schachsport. Allerdings muss das Ganze auch finanziert werden, denn Fahrt- und Unterbringungskosten trägt der Verein. Die Meister der europäischen Länder treffen sich im spanischen Bilbao vom 12. bis 20. September zum Champions-League-Turnier.
Tägliche Nachfragen
„Ganz heiß“ auf die Teilnahme sind Elisabeth Pähtz, Anastasia Savina, Lilit Mkrtchian und Olga Girya, als Ersatzspielerin würde Maria Schöne mitfahren, als Mannschaftsführer würde Müller die Frauen begleiten. Fast jeden Tag erhalte er Nachfragen von den hoch qualifizierten und hoch motivierten Spielerinnen, ob die Teilnahme inzwischen finanziell möglich ist, berichtet Müller, der auch außerhalb der Bundesliga-Spielzeiten ständig Kontakt zu der Mannschaft hat. Die Teammitglieder sind nach ihrem Bundesliga-Titel zum Teil in ihrer Heimat – wie Julia Gromova in St. Petersburg – noch einmal gefeiert worden.
Unter die ersten Fünf könnte es das Bad Königshöfer Team schaffen, mit etwas Glück sogar auf Rang drei, hat Müller ausgerechnet. Platz eins und zwei sind quasi „fest vergeben“ an Moskau und Monaco, der Klub aus dem Fürstentum kann es sich leisten, die besten Schachspieler der ganzen Welt einzukaufen. Bisher ist es Müller gelungen, durch Sponsoren einen Teil der Extra-Kosten zu sammeln, aber es fehlen noch 6500 Euro. Die Hoffnung, den noch fehlenden Betrag zusammen zu bekommen, hat die Mannschaft noch nicht aufgegeben, deshalb hat Müller Bad Königshofen vorsorglich zur Teilnahme angemeldet. Denn an diesem Samstag ist Meldeschluss. Sollten alle Bemühungen schief gehen, kann er die Meldung bis zum 12. Juni kostenfrei zurückziehen. Er wartet auf eine Antwort von Landrat Thomas Habermann und spricht in diesen Tagen weitere mögliche Sponsoren an.
Rund 10 000 Euro werden insgesamt benötigt, um den Traum, die Teilnahme am Turnier der Besten Europas, in Erfüllung gehen zu lassen. Was große Klubs aus der Portokasse zahlen würden, ist ein Hindernis für kleine Vereine, die, wie in diesem Fall, durch ihr Auftreten und ihr Können Stadt, Landkreis und Land werbewirksam repräsentieren würden, finden die Bad Königshöfer Schachspieler. Einige Tage bleiben ihnen noch, um den Traum zu erfüllen.