Es ist nach mehreren Highlights das bisher größte in dieser Saison – in die der TSV 1861 Bad Königshofen nach dem größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte mit Platz drei in der vergangenen Spielzeit ganz demütig gegangen war. Und nun findet sich der Verein nach 15 von 22 Spieltagen in der Tischtennis-Bundesliga schon wieder ganz vorne wieder.
Diesen Sonntag ab 15.30 Uhr schaut ganz Tischtennis-Deutschland nach Bad Königshofen, wo zum Spitzenspiel um Platz eins Borussia Düsseldorf und der TSV antreten. Beide sowie die TTF Ochsenhausen sind als Spitzentrio mit je 22:8 punktgleich. Das Ziel Klassenerhalt hatte Bad Königshofen virtuell bereits nach der Hinrunde erreicht. Der Klub war nie schlechter als Fünfter (drei Spieltage) in der Tabelle.

Dagegen einmal Erster, zweimal Zweiter, viermal Dritter und fünfmal Vierter. Also immer dort, wo alle hin wollen. Zu Buche stehen zuletzt fünf Siege in Folge. Das hört sich etabliert an. Der Hype in der Badestadt und deren Bekanntheitsgrad – durch den TSV – war nie so groß. Der allseitige Respekt gründet auch darin, dass es nicht mit viel Geld, sondern mit viel Geduld einen Durchmarsch von der Landes- bis in die Bundesliga gab.
Umsichtig und nachhaltig aufgebaut, entwickelt und stetig gewachsen. Mit viel Leidenschaft und Engagement seitens der Führungs-Riege, des Publikums und einer großen Helfer-Schar. Und immer verbunden mit dem Namen Kilian Ort, auf den der TSV verletzungsbedingt nun schon zwei Spielzeiten verzichten musste.
Beim TSV Bad Königshofen passt die Mischung der Charaktere
Das Ambiente beim TSV findet Anerkennung vom Bodensee bis zur Waterkant, zum Beispiel im Saisonheft des SV Werder Bremen. Dort ist auf Seite eins vom "Eröffnungsspiel gegen Borussia Dortmund" zu lesen: "Auch wenn für alle Tischtennis-Fans Namen wie Borussia Düsseldorf, der 1. FC Saarbrücken TT oder der TSV Bad Königshofen sicher noch klangvoller erscheinen."
An klingenden Namen im Spielerkader kann es vorrangig nicht liegen. Die Addition der Weltranglistenplätze von Bastian Steger und Jin Ueda (beide nicht geführt) sowie Martin Allegro (81) und Filip Zeljko (107) weist den TSV sogar als Schlusslicht aus. Aber diese Typen passen zusammen mit ihren Charakteren und Teamspirit. Ohne Neid und Missgunst, zumal ja immer einer gar nicht im Einzel dran kommt. Und mit einem Weltklasse-Trainer Koji Itagaki: kein Zampano, sondern eher der ruhende Pol hinter der Bande, der die Erfahrung und Erfahrungen seiner Spieler mit Gegnern ins Coaching mit einfließen lässt.
Die Argumente spreche für Düsseldorf
Große Sprüche sind vor großen Spielen von diesen indes nicht zu hören. Natürlich wissen sie, dass ihr Bestes gegen das Beste von Timo Boll, Anton Källberg und Europameister Dang Qiu normalerweise nicht ausreicht. Das war aber auch vor den Spielen der Fall, die sie gegen den erfolgreichsten Verein im Mannschaftssport (mit 34 deutschen Meistertiteln, 28 Pokalsiegen und 16 Erfolgen auf europäischer Ebene) erzielten. Düsseldorf können nur wenige schlagen und das nur ganz selten. Dem TSV Bad Königshofen ist es seit 2020 dreimal gelungen. Die Bilanz von 3:9 könnte auch als Tipp-Quote 1:3 für dieses Spiel hergenommen werden, wenn man es positiv sieht.
Gewiss ist die Argumentationskette, die für einen Gäste-Sieg spricht, die längere. Es ist zum Beispiel jene Addition der Weltranglisten-Plätze, die damit verbundene Qualität der Spieler und dass Königshofen längst nicht mehr der Außenseiter ist, den man etwas unterschätzt. "Sie werden bestimmt mit voller Kapelle kommen", sind sich die TSV-Spieler, Verantwortlichen und Fans einig, erst recht bei der aktuellen Tabellenkonstellation.
Was spricht für den TSV?
Wenn die Borussia mal verloren hat, dann nur, wenn sie es danach noch ausbügeln konnte, um ins Play-off-Finale zu kommen. Wo sie immer vertreten war, seit es im Modus der Liga existiert. So wie im April 2024 beim Königshöfer 3:1-Sieg an selber Stelle. Ob sich Bolls Abschiedstour positiv oder negativ auswirkt, bleibt dahin gestellt. Dass er mitkommt, hat er in bestätigt. Ihm gefällt es in Bad Königshofen, bei diesem Publikum und auf den Wohnmobil-Stellplatz, wie er schon oft betont hat.
Was aber spricht für den TSV? Das ist etwa das Wissen der Mannschaft, dass jeder schon mal gegen Düsseldorf gewonnen hat und dass sie an besonderen Tagen jeden schlagen kann. Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung der Fan-Kultur der Tischtennis-Metropol-Region Rhön-Grabfeld. Bis auf ein paar Stehplätze ist die Arena ausverkauft. Der TSV führt die separate Heimtabelle (1./12:2) an. Das sorgt für Mut und Selbstvertrauen, das jede Statistik über den Haufen werfen kann – siehe Filip Zeljko, Bastian Steger, Jin Ueda und Martin Allegro.