Schon bei einigen internationalen Meisterschaften waren die Beiden dabei. Bei deutschen Titelkämpfen standen der 25-jährige Filimonov und der 22-jährige Sereda bereits auf dem obersten Treppchen. Doch einen so gigantischen Wettkampf hatten sie noch nicht erlebt: Rund 600 Teilnehmer kämpften in der georgischen Hauptstadt um die Medaillen. Ein Hauch von Olympia lag in der Luft, als die Abordnungen zahlreicher europäischer Länder in die Halle einmarschierten. Sambo, eine russische Variante des Judo, genießt in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hohen Stellenwert. Die Besten trainieren unter professionellen Bedingungen, verdienen gutes Geld.
Entsprechend groß ist das mediale Interesse: „Jeden Tag war das georgische Fernsehen da“, berichtete Sereda staunend. Im Reigen der Profis hatte das unterfränkische Amateur-Duo sportlich allerdings einen schweren Stand. Gleich zu Beginn traf Sereda auf den amtierenden Weltmeister aus Bulgarien und hatte erwartungsgemäß keine Chance. Ein Sieg im weiteren Turnierverlauf reichte ihm am Ende zu Platz fünf in der Gewichtsklasse bis 82 Kilogramm. Pech dagegen für seinen Freund. Schon beim ersten Auftritt zog sich Johannes Filimonov eine Knieverletzung zu. Damit war der Wettbewerb für den Industriemechaniker beendet. Kein Grund für ihn zu allzu langer Trauer: „Tiflis, das war ein sensationelles Erlebnis.“ Beinahe aber wäre das „Projekt Europameisterschaft“ für die Unterfranken gescheitert. „Die Kosten waren einfach zu hoch gewesen, eigentlich hatten wir die EM schon abgeschrieben“, so Trainer Albert Köpplin. In dieser Situation trat der Verein für Niedrigschwellige Hilfen (KIDRO) auf den Plan. „Wir wollten ihnen die Teilnahme unbedingt ermöglichen“, sagt die Vorsitzende Eva Matthies.
Teil der Integrationsarbeit
Der Hintergrund: Albert Köpplin arbeitet auch als Streetworker für KIDRO. Und Sport, insbesondere Sambo, ist wichtiger Teil seiner Integrationsarbeit mit jugendlichen Aussiedlern. Bis zu 60 junge Leute trainieren mit dem 50-jährigen Sozialarbeiter in der ehemaligen US-Sporthalle in Bad Kissingen. „Die Teilnahme an so einem hochkarätigen Wettbewerb hat enorme Signalwirkung für andere Jugendliche in unseren Hilfsprojekten“, weiß Matthies.
Also machte sie sich auf die Suche nach Geldgebern und fand in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Sponsoren, allen voran die Sparkasse Bad Kissingen und die Stadt Bad Kissingen.
Im Handumdrehen waren Last-Minute-Tickets gebucht, ab ging der Flug nach Tiflis: „Wir haben dort Deutschland und Bad Kissingen vertreten, das war spitze“, berichtete Köpplin. Nun aber sind die EM und die tollen Tage in Tiflis abgehakt, das nächste Ziel ist anvisiert: Die Weltmeisterschaft in St. Petersburg im Herbst.