Mit einem Lächeln auf den Lippen klappt eine Flugbegleiterin das Tischchen neben einem Passagier herunter, serviert ihm eine heiße Suppe und murmelt freundlich, er solle sie sich schmecken lassen. Klingt total normal und nicht weiter erwähnenswert. Und doch geht das Video aus dem Jahr 2013, in dem diese Szene eine kleine Episode ist, derzeit durch viele Onlinemedien. Denn: Der Rucksacktourist war der einzige Passagier auf einem Linienflug von der philippinischen Hauptstadt Manila auf eine Ferieninsel. Außer ihm waren nur der Kapitän, die Co-Pilotin und zwei Flugbegleiter an Bord der Maschine mit ihren knapp 50 Sitzplätzen. Die bis auf einen alle leer geblieben sind. Der Glückspilz, der für den Preis eines Holzklassentickets einen ganzen Flieger für sich allein hatte, ist Alexander Simon (28), einst Handballer beim HSC Bad Neustadt. „Ich habe mich wie David Beckham in seinem Privatjet gefühlt“, lacht er.
Im Sommer 2010 wechselte der Slowake von SKP Bratislava nach Bad Neustadt. Die zwei Spieljahre beim Drittligisten wurden zu einer langen Leidenszeit für den Rückraumspieler. Der einstige Jugend- und Juniorennationalspieler riss sich nach wenigen Wochen das Kreuzband. Eine monatelange Pause folgte. Als sich der Rechtshänder gerade wieder herangekämpft und in die Mannschaft gespielt hatte, riss erneut das Kreuzband. Er bestritt kaum zwei Handvoll Spiele für die Rot-Weißen, engagierte sich aber als Trainer im Jugendbereich. Und fiel auch damals schon mit Youtube-Videos auf, in denen er Heimspiele anpries oder nach den Partien Analysen lieferte. „Er war immer besonders, hat viele Videos geschnitten, hat einen Youtube-Channel gehabt und war sehr film- und serieninteressiert“, erinnert sich Maximilian Schmitt, Kapitän des HSC Bad Neustadt, an den früheren Mitspieler. „Und er hat zu mir nach seinem zweiten Kreuzbandriss mal gesagt, er will viel von der Welt sehen.“
Und das hat er. Nachdem er den HSC im Sommer 2012 verlassen hatte, beendete er zunächst sein Studium. Dann tat er das, wonach sich sein Herz schon lange sehnte. „Ich habe ein neues Leben angefangen und probiere einfach, jeden Moment zu genießen und alle meine Träume zu erfüllen.“ Also setzte er einen Blog, einen Youtube-Kanal, eine Facebook- und eine Instagram-Seite auf, über die er seither ein Tagebuch in Reisevideos und Fotos führt: „Diary of Alex“. Dann packte Alexander Simon seinen Rucksack und machte sich auf den Weg. „Es war immer schon mein Traum, die ganze Welt zu sehen. Aber während meiner Handballkarriere war es nicht möglich, für ein halbes Jahr irgendwohin zu reisen.“
Aus einem halben Jahr sind inzwischen fast drei Jahre geworden, in denen der Slowake kreuz und quer durch Europa, Asien, Süd- und Nordamerika gereist ist. Nach welchen Kriterien er seine Ziele wählt? „Hauptsächlich suche ich halt Plätze aus, die ich entweder schon im Fernsehen gesehen habe oder von denen ich schon in der Schule im Erkundeunterricht gehört habe“, erzählt Simon.
Um seine Reisen zu finanzieren, heuert er zwischendurch für einige Monate als Saisonarbeiter an. Aktuelle Station: der Kuhstall, eine Apres-Ski-Bar im Skiort Ischgl. „Ich mag diesen Job wirklich und verdiene gutes Geld“, bloggte er vor einigen Tagen. Wenn er genug Geld beisammen hat, geht Alexander Simon wieder auf Achse: „Ich weiß, es klingt ein bisschen verrückt, aber man lebt nur einmal.“
Derweil erlebt Alexander Simon unheimlich viel und nutzt die mannigfaltigen Erfahrung, um seine Erwartungen vom Leben zu überdenken und ständig neu zu definieren. „Dank der langen Aufenthalte in verschiedenen Ländern habe ich natürlich viel Neues gesehen und viele interessante Leute kennengelernt. Ich habe mir viele Ziele gesetzt. Die werde ich natürlich auch durchsetzen.“ Dabei folgt er stets einem Spruch, den er zum seinem Lebensmotto gewählt hat: „Die Welt ist wie ein Buch. Der, der nicht reist, liest immer nur eine Seite von dem Buch.“ Alexander Simons Buch ist alles andere als einseitig. „Jede Reise hat ihre eigene Geschichte“, hat er sich eigentlich überall auf der Welt wohl gefühlt. Die Wahl der schönsten Orte fällt ihm nicht leicht, letztlich legt er sich dann aber doch fest.
„Die absoluten Highlights meines Lebens waren bis jetzt“ die bekannte Inkastadt in den Anden „Machu Picchu, Kalifornien und die Philippinen.“
Dieser eine, exklusiv für ihn ausgerichtete Flug in Südostasien von Manila auf die Insel Boracay und das Video davon hat Alexander Simon in dieser Woche zu einer Art Internetstar gemacht. Seine Geschichte wurde nicht nur in europäischen Medien aufgegriffen, sondern auch in „Korea, Südamerika und Amerika. Ich bin momentan auf der ganzen Welt Gesprächsthema“, schmunzelt er. Und freut sich, dass nebenbei jede Menge Job- und Reiseangebote bei ihm eingehen.
ONLINE-TIPP
Hier können Sie Alexander Simon auf seiner Weltreise verfolgen:
www.instagram.com/alex___simon
www.facebook.com/diaryofalex
www.diaryofalexsimon.blogspot.de
www.youtube.com/channel/UCtBr--wIL545nvTjc2N2flw