Manuel Stöckert vom SC Ostheim/Rhön hat seinen ersten deutschen Meistertitel in der Aktivenklasse und für den neu gegründeten Sportclub in Ostheim überhaupt geholt: den im Halbmarathon (wir berichteten). Erstmals wurden die deutschen Meisterschaften im Halbmarathon in einen City-Marathon integriert. In neuer Bestzeit von 1:05:04 Stunden verbesserte er am Sonntag den Streckenrekord in Freiburg im Breisgau um knapp eineinhalb Minuten und damit auch erneut die unterfränkische Rekordmarke, die er selbst seit dem letzten Jahr hält.
„Ich kann es noch gar nicht glauben“, strahlte der Polizeibeamte im Ziel. Bereits bei Kilometer fünf von 21 sprengte er die Spitzengruppe mit einem beherzten Antritt. Und das in einem Streckenabschnitt, der es in sich hatte. Die Spitzengruppe, in der die deutsche Halbmarathon-Elite aus den Laufhochburgen wie Berlin oder Regensburg versammelt war, versuchte zwar, dem entschlossenen Antritt des Schützlings von Eberhard Helm zu folgen. Aber Manuel Stöckerts Gesichtsausdruck verriet: Da ist was drin. Einer der Top-Favoriten, Falk Cierpinski, der im vergangenen Jahr noch vor Stöckert den renommierten Berlin-Halbmarathon als bester Deutscher beendet hatte, stieg sogar vorzeitig aus.
Verfolger sehen nur den Rücken
Hinter Stöckert versammelte sich eine starke Truppe, deren Mitglieder allesamt zum Favoritenkreis zählten und um den Meistertitel mitlaufen wollten. Stets in Lauerstellung, um einen möglichen Einbruch von Stöckert auszunutzen. Aber der kam nicht. Im Gegenteil. Stöckert zeigte den starken Verfolgern seinen Rücken – mit einem Spruch auf dem Trikot, der für den neuen deutschen Meister auch von Bedeutung ist: „Der Weg ist das Ziel.“ Für die Verfolger wurde es Schritt für Schritt immer schwieriger, den Schriftzug zu erkennen, denn der für den SC Ostheim startende Stöckert baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus.
„Ich habe das gar nicht gemerkt. Anfangs habe ich noch auf die Zeitanzeige am Führungsfahrzeug geschaut, aber nach ein paar Kilometern hatte ich keine Lust mehr zu rechnen und habe mich von den Zuschauern an der Strecke einfach tragen lassen.“ Im Ziel überschlug sich der Sprecher fast vor Begeisterung, beschrieb Stöckert seine Eindrücke. Die Zuschauer jubelten aufgeregt, von den Verfolgern war noch nichts auf der langen Zielgeraden zu sehen. 45 Sekunden betrug letztlich sein Vorsprung. Der Zielsprecher erzählte den Zuschauern im Südbadischen von Manuel Stöckert, den er schon seit fast 20 Jahren kenne. Daher war „Pit“ auch so außer sich vor Freude und sicher, dass es an der leckeren Pizza und dem Eis gelegen habe, das gemeinsam schon auf vielen Trainingslagern verspeist wurde. Am kommenden Freitag geht es für die Ostheimer Trainingsgruppe wieder nach Principina a Mare. Pizza essen in der Tira Tira, Eis essen in der Papeete und natürlich Kilometer sammeln in der Aula verde, der grünen Aula.
Nächstes Ziel Europameisterschaft
Am Streckenrand wurde das Aushängeschild des SCO stets von seinem Trainer Eberhard Helm begleitet, der ihn über des Geschehen im Verfolgerfeld informierte. In der Heimat fieberten am Liveticker des SCO im sozialen Netzwerk Facebook Freunde und Vereinskameraden mit: Über 3000 Leute sahen die Meldungen. Die Zeit spielte wie in jedem Meisterschaftsrennen eine untergeordnete Rolle. Ein Meisterschaftsrennen auf dem Weg zum Ziel. Das haben Trainer und Athlet schon fest im Blick: Der Hamburg-Marathon Anfang Mai soll der Lauf für Stöckerts offizielles Marathon-Debüt sein. An der Alster möchte sich der ehrgeizige Polizist qualifizieren für die Europameisterschaften im Sommer in Zürich. Es gilt, die offiziellen Regularien des Deutschen Leichtathletik Verbandes zu erfüllen. Als Einzelstarter hat sich bereits Martin Pollmächer aus Cottbus für Zürich qualifiziert. Falk Cierpinski möchte beim Hannover-Marathon nachlegen. Dann gäbe es noch zwei freie Plätze. Für die Qualifikation wird eine Zeit von 2:15 Stunden auf den 42 Kilometern gefordert. Sollte Stöckert diese Norm unterbieten, würde das neben der Qualifikation für die kontinentalen Titelkämpfe auch einen unterfränkischen Rekord über die Marathondistanz bedeuten.
Getreu dem Motto des SCO – nach dem der Weg das Ziel ist – liegen noch viele weitere kleine und große Ziele vor dem Duo Manuel Stöckert/Eberhard Helm. Dass für diesen Weg aber nicht nur der Athlet alleine verantwortlich ist, untermauerte Stöckert im Ziel mit einer ganz besonderen Geste: Seinen Siegerblumenstrauß schenkte er Jutta Helm. Die Frau seines Trainers hält den beiden stets den Rücken frei, kümmert sich um optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen und ist auch sonst immer da. Sie hatte großen Anteil an Stöckerts Meistertitel: Der 25-Jährige hatte seinen Zeitmess-Chip vergessen, Jutta Helm sorgte in Freiburg dafür, dass der neue deutsche Meister überhaupt offiziell starten durfte. Viel Zeit für eine ausgiebige Feier blieb dem Titelträger derweil nicht: Am Montagmorgen musste er um 7 Uhr zum Polizeidienst in Schweinfurt antreten.
Neben Stöckert waren zwei weitere Ostheimer an der Dreisam bei der deutschen Halbmarathon-Meisterschaft am Start: Sven Perleth lief in einer Zeit von 1:14:20 Stunden auf Rang 74 ins Ziel, Daniel Schmidt auf Platz 195 nach 1:20:05 Stunden.