„In den Achtzigern fuhren wir mit einem alten VW-Bus nach Italien. Bei dem klapprigen Ding mussten wir immer aufpassen, dass die Tür beim Öffnen nicht rausfiel“, erinnert sich ein Sportler an seine ersten Fahrten ins Trainingslager. Mittlerweile besitzt das Leichtathletik-Leistungszentrum (LLZ) Rhön-Grabfeld einen aus Spornsorengeldern finanzierten eigenen Kleinbus, um seine jungen Sportler zu Wettkämpfen oder eben auch ins Trainingslager nach Italien zu fahren. Mitkommen dürfen alle, die Spaß an der Bewegung und am Trainieren haben und in einem Sportverein des Landkreises aktiv sind. Das waren im Laufe der Jahre nicht wenige.
Leuchtende Kinderaugen
„Es ist einfach schön in der Gemeinschaft mit anderen seine Ferien zu verbringen“, weiß Alex Schreck zu berichten. Als er vor über 20 Jahren begann, mit den Leichtathleten des TSV Ostheim zu trainieren, fuhr er mit ihnen in die Toskana. Er verbrachte mit seinen Sportfreunden herrliche Urlaubswochen und nebenher trainierten sie zusammen. Dieses Jahr kam er mit seiner Familie zum Urlaub hierher. Töchterchen Felicia verabredete sich während des Öfteren mit Eberhard Helm zu einem Lauf am Morgen. Danach berichtete sie mit leuchtenden Augen vom Ausflug durch das Naturschutzgebiet und über den Strand zurück ins Feriendorf.
Die Ostheimer Dr. Eberhard Helm und seine Frau Jutta sind gemeinsam hier und Ansprechpartner für die jungen Sportler. Eberhard Helm reiste bereits 1977 während seines Studiums mit seinem damaligen Verein, dem LAC Quelle Fürth, zum ersten Mal in die Toskana nach Viareggio. Als der Arzt nach der Studienzeit wieder in die Rhön zurückkehrte, brachte er diese Idee in seinen Heimatverein ein.
Vor 25 Jahren reisten die Rhön-Grabfelder Sportler das erste Mal in das kleine Dörfchen nahe der 70 000 Einwohner zählenden Stadt Grosseto. Der mitten im Pinienwald gelegene Ort Principina a Mare erwacht zur Zeit der Osterferien erst aus seinem Winterschlaf, es ist noch Vorsaison. Allerdings ist das Wetter schon sehr mild und wunderbar geeignet, um die ersten Trainingseinheiten zu absolvieren. Was den Sportlern aus dem Landkreis sehr entgegen kommt, sind die günstigen Preise für die Ferienhäuser, die zu dieser Zeit etwa ein Drittel bis zur Hälfte der regulären Mieten betragen. Das LLZ verfolgt mit seinem Trainingslager verschiedene Aspekte neben dem Sport. Hier wird die Sozialkompetenz und die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen gefördert und über die Vereine präventive Jugendarbeit geleistet.
Morgenrunde unter Pinien
Mit der Morgenrunde beginnt der Tag in der Toskana. Um neun Uhr treffen sich die jungen Läufer und absolvieren die circa sieben Kilometer lange Strecke rund um Principina. Ihre Runde führt sie durch den duftenden Pinienwald, parallel zum Strand bis ins Nachbardorf Marina di Grosseto und entlang des Waldrandes wieder zurück. In der anschließenden Laufschule trainieren sie die Muskulatur, üben die Koordination der Bewegungsabläufe und verbessern ihren Laufstil. Dabei organisieren die jungen Sportler dieses Athletiktraining selbst. Bekannte Gesichter sind unter ihnen zu finden, wie zum Beispiel Sven Perleth: „Für mich ist das wie Urlaub“, freute er sich über die Zeit, die er dieses Jahr hier verbringen konnte, auch wenn es diesmal nur für eine Woche Italienaufenthalt reichte. Nach dem Lauf trifft man sich zum gemeinsamen Frühstück im Garten hinter den Ferienhäusern.
Den Tag verbringen sie mit Ausflügen zum Strand oder in die Umgebung. Abends wird oft gemeinsam gekocht. Wann die Jugendlichen sich zum Laufen treffen, bleibt ihnen überlassen. Auch wie sie den Tag gestalten, ist ihre Sache. Als „Anleitung zum Selbstständig sein“ könnte diese Zeit auch überschrieben sein. Die Gemeinschaft ist bei Fragen oder Problemen immer da. Dienstags und donnerstags trainieren die jungen Athleten auf der 400-Meter-Bahn in Grosseto. Diese Termine regelt seit 15 Jahren ein Schweizer namens André für das LLZ, das die Gebühren für die Bahnnutzung trägt. Hier trainieren sie gemeinsam mit Italienern und Schweizern, auch Freundschaften werden geschlossen. Das Ostheimer Nachwuchstalent Katharina Topitsch läuft mit ihrer Freundin Sophia Sturm aus Rheinfelden und Jan Niklas Kremp aus Basel sprintet mit Pascal Stöckert. Das Trainingslager in Principina führt junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen, das erweitert auch den persönlichen Horizont.
Egal wie die Jugendlichen ihren Tag gestalteten, einen festen Termin hielten sie alle ein. Treffpunkt eines jeden Abends war die Gelateria Papeete in Grosseto. Da sind sich alle Athleten einig: „Hier gibt's das beste Eis.“ Nur donnerstags nicht, da ist das Eiscafé geschlossen.
Das ist das LLZ
Das Leichtathletik-Leistungszentrum (LLZ) ist ein eingetragener Verein im Landkreis Rhön-Grabfeld und Ausrichter des Rhön-Grabfeld-Cups. Das LLZ unterstützt seine Mitgliedsvereine und fördert junge Talente aus dem Landkreis. Es versteht sich als Interessengemeinschaft, die unter anderem Fortbildungen für Trainer und Athleten leitet sowie Fahrten zu Wettkämpfen und Trainingscamps organisiert. Das LLZ unterstützt die Aktion „Keine Macht den Drogen“. Ohne eine große Anzahl von Sponsoren und Gönnern wäre das allerdings nicht möglich.
ONLINE-TIPP
Alles über das LLZ im Internet www.llz-rhoengrabfeld.de