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TISCHTENNIS: BUNDESLIGA: Bescherung beim TSV Bad Königshofen

TISCHTENNIS: BUNDESLIGA

Bescherung beim TSV Bad Königshofen

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    Allseits Zufriedenheit über den Deal: Soeben hat Bastian Steger (2. v.li.) den Vertrag unterschrieben. Für das Zustandekommen sorgten (von links) Thortsen Eckart (1. Vorsitzender des TSV Bad Königshofen), Andy Albert (Manager) und Udo Braungart (Sportlicher Leiter Tischtennis).
    Allseits Zufriedenheit über den Deal: Soeben hat Bastian Steger (2. v.li.) den Vertrag unterschrieben. Für das Zustandekommen sorgten (von links) Thortsen Eckart (1. Vorsitzender des TSV Bad Königshofen), Andy Albert (Manager) und Udo Braungart (Sportlicher Leiter Tischtennis). Foto: Foto: Rudi Dümpert

    Der Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen kämpfte in den Tagen vor Weihnachten wie ein erfahrener Boxer. Er wurde von einem starken Gegner mit einer Doublette angegriffen und fing aus einer sicheren Deckung heraus die Schläge ab. Hätten die Gegner getroffen, hätte ihm das K.O. gedroht. Er änderte sogar seine Taktik unter dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung und setzte selber einen Treffer. In der Tischtennis-Realität sah das so aus: Die beiden Besten des TSV-Trios, Mizuki Oikawa und Kilian Ort, standen auf der Einkaufsliste wirtschaftlich wesentlich potenterer Liga-Konkurrenten. Ohne sie hätte dem TSV eventuell das Ende, mindestens aber ein Bruch seiner steilen Entwicklung gedroht. TSV-Manager Andy Albert und seine Partner schafften es aber, die Beiden zum Bleiben zu bewegen. Nicht am 1. April, sondern kurz vor Weihnachten. Unter anderem auch damit, dass man ihnen einen starken dritten Mann an die Seite holt, mit dem man aus der Rolle des Underdogs heraus treten könnte.

    Absoluter Wunschspieler

    Den Aufkleber mit dem Slogan „TSV Bad Königshofen, jüngste Bundesliga-Mannschaft on tour“ auf dem Mannschaftsbus muss man dann freilich abnehmen. Albert hierzu: „Man kann ja auch nicht ewig die jüngste Mannschaft haben. Irgendwann werden aus Fohlen Pferde. Wir kehren zum Vyborny-Erfolgsmodell zurück. Basti ist ein väterlicher Typ wie Richard Vyborny, der Kilian Ort und Mizuki Oikawa in die Bundesliga geführt hat. Er war mein absoluter Wunschspieler. Ich bin mir ganz sicher, das passt.“

    Wer ist dieser Basti? Was hat es mit ihm auf sich? Es ist Bastian Steger. Er ist, von der neuen Philosophie her betrachtet, die personalisierte Umstellung von Abwehr auf Angriff. Vom Liga-Konkurrenten SV Werder Bremen wechselt der Nationalspieler Bastian Steger (37) zur Saison 2019/20 von der Weser an die Fränkische Saale. Er stammt aus Oberviechtach in der Oberpfalz und ist zweifacher Olympia-Bronzemedaillengewinner von London und Rio mit der Mannschaft. Derzeit spielt er beim Drittletzten der TTBL an Position eins und kam in der Vorrunde mit 12:5 auf eine der besten Einzel-Bilanzen der Liga. In der Weltrangliste ist er von Position 37 im Juli auf 55 im Dezember abgerutscht. Den Kontrakt unterzeichnete er am Samstagabend in der Geschäftsstelle des TSV Bad Königshofen in Anwesenheit einiger Partner und Verantwortlicher des Vereins. Mittels einer Video-Botschaft wurde er von Akihiko Kotani, dem Namensgeber der Shakehands-Arena, aus dem fernen Japan beim TSV begrüßt. Die Verpflichtung der Nummer drei Deutschlands hinter Timo Boll und Dmitrij Ovtcharov wird vermutlich der Königstransfer der Bundesliga in dieser Saison sein.

    Viele Bundesliga-Stationen

    Steger ist eines jener Talente, die ihre Karriere durch die ersten Turniere bei den Minimeisterschaften begannen. Er spielt das Holz „Zhang Jike ALC“ mit den Belägen „Tenergy 05 VH und RH. Seine bisherigen Vereine waren der ASV Fronberg (ab 1990), der TSV Kareth-Lappersdorf, mit dessen erster Mannschaft er als Jugendlicher schon einmal in der Landesliga Nord in Bad Königshofen spielte. Da traf er, wie auch schon als 8-Jähriger bei den Bayerischen Minimeisterschaften in Burglengenfeld, auf Jürgen Hoffmann, den heutigen Hallensprecher-Stellvertreter in der Shakehands-Arena, Spieler der vierten Mannschaft. Sein Weg führte ihn weiter zur DJK SB Regensburg (bis 2000), dann in die Bundesliga zu Borussia Düsseldorf (bis 2006), zum TTC Frickenhausen (bis 2010) und zum 1. FC Saarbrücken (bis 2014). Beim SV Werder Bremen spielt er seit 2014. Bei einem bayerischen Bundesligisten stand er hingegen noch nie im Kader.

    Seine Gründe für seinen Wechsel wird er in einem nach den Feiertagen in dieser Zeitung erscheinenden Interview verraten. Vermutlich ist es ein Paket von Gründen. In dem auch enthalten ist, dass er zusammen mit Kilian Ort und Mizuki Oikawa im Bundesleistungszentrum trainiert, dass er zu beiden gute Kontakte pflegt, dass er den besonderen Flair der Bad Königshöfer Tischtennis-Arena kennt und dass er die Fahrstrecke in seine Heimat weit mehr mehr als halbiert. Ein besonderer Reiz dürfte auch darin liegen, dass er bei seiner seit Jahren überaus positiven Bilanz in den letzten zwei Jahren vier Mal ausgerechnet gegen Kilian Ort verlor. Aber beim 3:2-Sieg von Werder in der vergangenen Saison in der Shakehands-Arena schlug Bastian Steger sowohl Mizuki Oikawa als auch Darko Jorgic. Vor drei Wochen unterlag er dann aber gegen Ort und Oikawa.

    Hartnäckigkeit zahlt sich aus

    Andy Albert verriet, dass er sich bereits am 21. Oktober von Kilian Ort die Handynummer geben ließ und Kontakt mit Bastian Steger aufnahm. „Da besuchte er gerade seine Freundin in Florida, die in Tampa studiert und ich fragte ihn, was er in diesem Rentnerparadies zu suchen habe.“ Wieder in Deutschland zurück habe man lange Gespräche geführt, in denen er Steger mit Argumenten überzeugte, diesen Schritt nach Bad Königshofen zu tun. „Ich habe ihm gesagt, wie reizvoll es doch für ihn sein könne, seine Karriere relativ nahe seiner Heimat damit ausklingen zu lassen, solche jungen Spieler wie Kilian Ort, Mizuki Oikawa und Bence Majoros zu führen, ihnen die nötige Ruhe und Ausgeglichenheit, die ihn selber auszeichnet, beizubringen und das vor so einem Publikum, das er selber schon zwei Mal erlebt hat. Erst lachte er und dachte, ich meine es nicht ernst. Als ich aber immer wieder nachhakte, begriff er, dass ich es ernst meinte.“

    Selbst Stegers Vater, den Peter Mendl, Spieler der vierten TSV-Mannschaft, bei einem Turnier traf, habe gemeint, „was wollt denn ihr in Bad Königshofen mit meinem Sohn?“ Albert weiter: „Er ist ja ein fairer Sportler und hat mir gesagt, er werde zuerst mit Bremen reden. Als uns aber nun Oikawa aus den Händen zu gleiten drohte, habe ich die Kontakte intensiviert.“ Mizuki und Kilian hätten es natürlich begrüßt, einen Spieler vom Format eines Bastian Steger in die Mannschaft zu bekommen. Und so gab Albert Oikawa das Versprechen, wenn er beim TSV bleibe, würden er und Ort Bastian Steger oder einen ähnlich starken Spieler zur Seite bekommen. „Das alles war natürlich nur möglich, weil unsere Sponsoren sich mit diesem Projekt identifizierten und eine Schippe drauf legten.“

    Zwei Bayer in einem Team

    Warum gerade Steger? „Weil er ein anständiger Kerl und fairer Sportler ist, weil er Deutscher und sogar Bayer ist. Wir werden vermutlich die einzige Bundesligamannschaft mit zwei deutschen Spielern, sogar mit zwei Bayern haben. Für mich hat er nach Timo Boll in Tischtennis-Deutschland immer noch den besten Namen. Er spielt immer noch auf hohem Niveau und kann an guten Tagen Top-20-Spieler der Welt schlagen. Wenn sie die Woche über zu dritt in Düsseldorf trainieren, können wir endlich auch mal Doppel trainieren, zumal sie auch eine Fahrgemeinschaft bilden und das hier in Bad Königshofen tun können.

    Das ist für mich aber sekundär. Für mich sind die menschlichen Attribute ausschlaggebend. In so einer kleinen Mannschaft muss die Stimmung passen, darf kein fauler Apfel dabei sein. Bastian ist ein unwahrscheinlich netter Mensch, absolut zuverlässig, ein Kämpfer, ein richtiger Teamplayer. Ich erwarte mir von ihm, dass er Ruhe ausstrahlt und die Mannschaft führt, so dass wir im nächsten Jahr vielleicht ein paar Plätze weiter oben mitspielen. Natürlich verspreche ich mir dann auch noch mehr Zuschauer aus Bayern und Thüringen.“

    Sportliche Erfolge von Bastian Steger Einzel: Europameisterschaft: Bronze 2012, 2013. Deutscher Meister: 2011, 2012. Europaliga: Sieger 1999, 2000, 2001. Pro Tour Grand Finals: Finale 2010. Slovenian Open: Bronze 2010; Gold 2017. Doppel: Deutscher Meister: 2003, 2006, 2011, 2012, 2014. DTTB-TOP-12: Sieger 2003. Brasil Open: Gold 2011. Korea Open: Gold 2010. Slovenian Open: Silber 2010. Polish Open: Silber 2009. Australian Open: Bronze 2007. Japan Open: Silber 2002. Italian Open: Silber 2002. Mannschaft: Olympische Spiele 2016: Bronze Olympische Spiele 2012: Bronze Weltmeisterschaft: Bronze 2006; Silber 2010, 2018. Europameisterschaft: Gold 2007, 2008; Silber 2002, 2003. Deutscher Meister: 2003, 2007. Deutscher Pokalsieger: 2007, 2012.

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