„Der Weg der harten und der sanften Energie – Harald Webers Gojukido“ feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag. Und das passt perfekt, denn die DJK Leutershausen, zu der diese Abteilung gehört, blickt auf 85 Jahre zurück. Ein Doppelgeburtstag. Das japanische Wort besteht aus vier Silben: „Go“ bedeutet hart, „Ju“ weich (oder sanft), „Ki“ (im chin.: „Qi“) die Kraft der Atmung (oder Lebensenergie) und „Do“ bedeutet „der Weg“ und steckt voller Lebensphilosophie.
Gojukido ist somit ein Selbstverteidigungssystem, bei dem der Übende lernt, sich gegen unbewaffnete und bewaffnete Angreifer zur Wehr zu setzen. Harald Weber unterstreicht, dass es bei ihm keine Wettbewerbsturniere gibt, sondern jeder etwas für sich persönlich, seine Fitness und seine Gesundheit macht. Gojukido verbinde Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsvermögen und sei gut für die Atmung, biete Entspannungsmomente und so gäbe es wohl kein besseres Fitness- und Gesundheitsprogramm.
Körperliche und psychische Kräfte werden vereint und es kommen Techniken unterschiedlichster Gattung zum Einsatz wie Schläge und Tritte, Ausweichbewegungen, Wurf- und Hebeltechniken, Sprünge, Bodenkampf, Halte- und Befreiungstechniken und vieles mehr.
Akrobatische Elemente
Fortgeschrittene Schüler lernen auch den Umgang mit verschiedenen traditionellen asiatischen Nahkampfwaffen. Auch akrobatische Elemente beinhaltet das vielseitige Training. „Letztendlich ist es der friedvolle Weg des Kriegers und diene der Weiterentwicklung der Persönlichkeit.“ Der „Sensei“, der Meister, der in der Gartenstadt wohnt, ist heute stolz, dass neben ihm mit Michael Geiß aus Windshausen und dem Hollstädter Alexander Hohmann noch zwei weitere Schwarzgurtträger neben ihm trainieren.
30 Sportler in der Abteilung
Über 30 Kampfsportbegeisterte zählt dieses DJK-Abteilung und vor allem der Jugendbereich sei stark vertreten. Harald Weber selbst legte mit sechs Jahren seinen sportlichen Grundstein in Treuchtlingen, seiner mittelfränkischen Heimat. Nach drei Jahren im Treuchtlinger Fußballverein erkannte er, dass Fußball nicht sein Sport ist und er wechselte zum Fechtsport (Degen und Florett). Boden- und Geräteturnen folgten. Mit 14 Jahren begann er Judo und Ju-Jutsu zu trainieren, das in seiner Schule angeboten wurde. Kurz darauf begann er parallel dazu Taekwondo zu lernen. Das bedeutete, fast jeden Tag, zum größten Teil ein knallhartes Training neben dem Schulsport. So nebenbei machte er bei der Wasserwacht noch seine Ausbildung zum Rettungsschwimmer.
Nach der Schule folgte eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer, wodurch er das Nachmittagstraining im Ju-Jutsu nun nicht mehr besuchen konnte, und auch die Taekwondo-Schule stellte kurz darauf ihren Trainingsbetrieb ein. Aber da war er auch schon vom Kampfsportfieber infiziert.
Gemeinsam mit einem Freund wurde in der freien Natur in jeder freien Stunde weiter geübt. Der Winter kam. Wurftechniken im Schnee sind zwar nicht so hart, aber eisig, so Harald Weber reflektierend. Beim ESV Treuchtlingen fragte er an, ob er nicht einen Teil der Halle zum Trainieren haben könnte. Der Vorstand bestellte prompt für ihn und seine Freunde einen Trainer, der aber nach einem halben Jahr das Handtuch warf, da ihm die Fahrstrecke von seinem Wohnort nach Treuchtlingen zu weit war.
Ab da übernahm Harald Weber mit 19 Jahren, als erfahrenster Kampfsportler der Gruppe, die Karate-Abteilung und die Trainingseinheiten. Im Laufe seiner Zeit dort errang er, im Rahmen von häufig besuchten Lehrgängen bei großen Meistern – unter anderem auch Training mit den berühmten Shaolin-Mönchen – und durch unermüdliches hartes Training auch den ersten Dan, den schwarzen Gurt im Shotokan-Karate. Im Rahmen seiner Lehrgangsbesuche lernte er auch T?ai Chi Ch?uan, japanisches Waffenkampftraining (Kobudo) und chinesisches Tang Lang Kung Fu kennen.
Stuntman für Matula
Zwischendurch absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Stuntman in Ingolstadt, wo ihm seine Fechtkünste aus der Kindheit wieder zu Gute kamen. Hier lernte er unter anderem auch das Kämpfen mit diversen asiatischen und europäischen Schwertern und anderen klassischen europäischen Nahkampfwaffen. Im Anschluss daran war er noch für weitere drei Jahre mit einem eigenen Team in ganz Deutschland im Stuntgeschäft für Film- und Fernsehproduktionen und für Live-Shows aktiv. So doubelte er mehrere Male „Matula“, alias Klaus Theo Gärtner, in der bekannten deutschen Krimiserie „Ein Fall für Zwei“, wenn es für den Schauspieler zu brenzlig wurde. Auch Fallschirmspringen, Klettern, Motorrad fahren und Tauchen haben sich zu seinen sportlichen Interessen hinzugesellt. Doch nie so intensiv, wie es ihm die Kampfkunst angetan hat, in der er nie aufgehört hat, zu lernen und zu trainieren.
Viele Aspekte der Kampfkunst
In seinen Lehrgängen galt sein Interesse aber nicht nur dem sportlichen Bereich des Kampfes, sondern schon sehr bald beschäftigte er sich mit den geschichtlichen, philosophischen, pädagogischen und auch den psychologischen und rechtlichen Aspekten der Kampfkünste. 1990 zog er dann, aus privaten und beruflichen Gründen, nach Bad Neustadt. Er machte seine Ausbildung zum Feldenkraispädagogen und zum Physiotherapeuten und ist seit langem auch T?ai Chi-Lehrer. So gründete er 1992 sein Gojukido.
In seinem Unterricht und Training gibt er all sein Wissen und seine Erfahrung, die er über die Jahre hinweg erworben hat, an seine Schüler weiter. Er schrieb damit schon ein Vierteljahrhundert besondere Sportgeschichte. Gerne lädt er und sein Trainerstab zu einem Schnuppertraining ein. Den 25. Geburtstag feiert die von Harald Weber entwickelte Kampfkunst in diesem Jahr. Wie und wann, stehe allerdings noch nicht fest, so Weber.