Andy Albert, Manager und GmbH-Geschäftsführer des TSV Bad Königshofen aus der Tischtennis-Bundesliga (TTBL), dreht zurzeit am Rad. Nicht etwa, weil seine Mannschaft Gefahr läuft, die Krönung ihrer besten TTBL-Saison überhaupt, einen durchaus möglichen Play-off-Platz, das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, zu verspielen.
In seinem Beruf steht Albert in einer führenden Position im Großkunden-Geschäft einer Elektronik-Fachmarktkette. Für ihn, den Visionär und Macher des Tischtennis-Wunders in Bad Königshofen, ist es ein Rätsel und nicht nachvollziehbar, wie die TTBL zurzeit auftritt und seiner Befürchtung nach an die Wand gefahren wird: "Wenn ich so arbeiten würde, wäre ich meinen Job längst los." Er bringt den Hauptgrund dafür so auf den Punkt: "Die TTBL lässt sich vom Weltverband ITTF an der Nase herumführen."
Was meint er damit? "Zur Seriosität einer 1. Bundesliga, egal in welcher Sportart, gehört, dass der komplette Saisonplan frühzeitig vor dem ersten Spieltag auf dem Tisch liegt." Bei der Tischtennis-Bundesliga waren es nur ein paar Wochen vor dem ersten Spieltag im August – und auch da standen nur die ersten vier Spieltage fest.
Der Grund lag darin, dass der Rahmenterminkalender der ITTF mit den verschiedenen Turnierformen der World-Table-Tennis-Serie WTT noch nicht fix war. Nach dem dritten TTBL-Spieltag wurde der Rest der Hinrunden-Partien bekannt gegeben, kurz vor Weihnachten der Rückrunden-Spielplan.
Mit nur fünf Wochen Vorlaufzeit: zusätzliches WTT-Turnier im Saisonkalender
Nun wurde Anfang März ein zusätzliches, hochrangiges WTT-Champions-Turnier im chinesischen Xinxiang vom 9. bis 15. April in den Jahresplan aufgenommen. An diesem müssen die dafür qualifizierten Spieler teilnehmen, ansonsten drohen ihnen Geldstrafen sowie Punktabzüge. Dem beugt sich die TTBL – und unter den Spielern war bisher keine Verzichts-Solidarität herzustellen, unter den Vereinen aber ebenso wenig. Vom TSV Bad Königshofen sind Kilian Ort, Filip Zeljko und Martin Allegro betroffen. Bastian Steger nicht, er verzichtet auf internationale Einsätze und konzentriert sich auf die Bundesliga.

In der Konsequenz sah sich die TTBL zur Verlegung der letzten zwei Spieltage der Saison genötigt. "Die Notwendigkeit der kurzfristigen Verlegungen ist für unsere Fans und Partner alles andere als schön und für unsere Vereine eine große Herausforderung", wird TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle in einem Schreiben an die Vereine zitiert. Und: "Wir hoffen für die Zukunft auf eine längerfristige, verlässliche Terminplanung durch den Weltverband, aber auch für uns als TTBL in ihrer Gesamtheit."
Das Auswärtsspiel des TSV Bad Königshofen in Bergneustadt wurde auf 21. März verlegt
Für Andy Albert "löst das unsere Probleme nicht". Der letzte Saison-Spieltag wurde nunmehr für alle Klubs vom 14. April auf Sonntag, 30. April verlegt. Die vorletzte Partie des TSV Bad Königshofen, das Auswärtsspiel beim TTC Bergneustadt, wurde vorgezogen, vom 10. April auf Dienstag, 21. März. Spielpause zwischen dem vorletzten und dem letzten Spiel: fast sechs Wochen.
Was bringt das mit sich? Spieler, Verantwortliche und viele der rund 60 Helfer haben ihre beruflichen und Freizeit-Planungen schon lange vorgenommen. Wie viele am Ausweichtermin verfügbar sind, konnte noch nicht eruiert werden. Das Heimspiel am 19. März (13 Uhr) gegen den 1. FC Saarbrücken findet an einem Sonntag statt: kein Problem mit der Hallenbelegung und besenreinen Übergabe für den Unterricht am Montag. Für das Auswärtsspiel in Bergneustadt muss nur die Mannschaft umdisponieren.
Die Verlegung des Mühlhausen-Spiels macht dem TSV Bad Königshofen Sorgen
Die größten Sorgen bereitet dem TSV Bad Königshofen das Saisonfinale am 30. April gegen Post SV Mühlhausen, möglicherweise das Endspiel um einen Play-off-Platz zwischen dem aktuell Fünften und Vierten. "Die Halle war gebucht, wir hatten schon fast 600 Tickets für den 14. April verkauft. Das könnte negative finanzielle Folgen haben, vom zeitlichen Zusatzaufwand ganz zu schweigen", sagt Andy Albert.
Wegen der Hallen-Umbuchung stehen die Verhandlungen mit dem Gymnasium gut. Albert sagt: "Direktor Wolfgang Klose zeigte sich sehr entgegenkommend." Das Abitur könne auch in der Aula geschrieben werden. Bleibt die Hotel-Frage: Vom 29. April bis 1. Mai findet auch die zentrale Endrunde der Schach-Bundesliga der Frauen in Bad Königshofen statt.