Benjamin, Shirley, Bessy und wie sie alle heißen - perfekt dressierte Tiere machen den Reiz von Zirkussen aus. Und auch für die Menschen, die dort arbeiten, sind die Tiere mehr als nur ein Bestandteil ihrer Existenz. "Man ist mit ihnen verwachsen", erzählt Alexandra Finckh vom Circus Luna, der momentan in Bad Neustadt gastiert. Sie ist seit elf Jahren dabei, ist hauptsächlich im Bereich Organisation und Marketing tätig, tritt aber auch mit Kleintieren in der Manege auf.
Inhaber des Circus Luna ist Walter Frank, seine Söhne Stefan und Mario haben das Traditionsunternehmen inzwischen bereits in der achten Generation übernommen. Zwölf Artisten und ein ganzer Stab von Helfern sorgen dafür, dass dem Publikum erstklassige Zirkusunterhaltung geboten wird. Mit von der Partei sind etwa 40 Tiere, angefangen vom Elefanten über zwei Braunbären, zwei schottische Hochlandrinder und eine Dromedarkarawane bis hin zu einem Affen und einem Rudel Minipferde.
Das Besondere am Circus Luna ist die persönliche Beziehung zu den Tieren, was in größeren Zirkussen oft nicht möglich ist. "Aufzucht und Training eines Tieres übernimmt ein- und dieselbe Person", erläutert Alexandra Finckh. Etwa vier Jahre dauert es, bis eine Dressur perfekt ist. Die Tiere sind größtenteils im Zirkus geboren oder zumindest vom Babyalter an da. Die Bären beispielsweise wurden mit der Nuckelflasche groß gezogen und sind so zutraulich, dass sie heute ohne Leine vorgeführt werden können.
Aber rentiert sich Zirkus in der heutigen Zeit eigentlich noch? "Reich wird man dabei nicht", sagt Finckh ganz klar. Und weiter: "Man muss wirtschaftlich knallhart kalkulieren". Da wird also genau geprüft, wer die günstigsten Plakate herstellt, und auch beim Sprit schaut man auf einen Cent hin oder her.
Auf die Frage nach dem Warum gibt Finckh zu: "Das fragt man sich manchmal selber". Doch schon im nächsten Satz fallen ihr auf Anhieb etliche Gründe ein: Der Zirkus ist das Lebenswerk von Walter Frank, man kommt viel herum und natürlich die Tiere, die einem ans Herz wachsen. Auch die positive Resonanz der Bevölkerung steht auf der Liste. Und: "Jeder Tag ist ein neues Abenteuer". Dennoch brauche man aber auch "eine gehörige Portion Idealismus", weiß die Organisatorin.
Der achtjährige Leonardo scheint diesen Idealismus mitzubringen. Im Zirkus geboren und aufgewachsen kennt er nichts anderes. Er spielt bereits Schlagzeug in der Zirkuskapelle und tritt als Clown in der Manege auf. Dass der Zweitklässler jede Woche eine andere Schule besuchen muss (an dem jeweiligen Vorführungsort), stört ihn nicht. "Ich will beim Zirkus bleiben", ist er sich sicher.