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Fussball: Luca Tonis Defizite machen Hoffnung

Fussball

Luca Tonis Defizite machen Hoffnung

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    „Übertreib es nicht“, gab Marko Verkics Trainer seinem Schützling für die Weihnachtsferien mit auf den Weg. Jens Melzig, Ex-Profi bei Bayer 04 Leverkusen, weiß um den Ehrgeiz des 17-Jährigen. Im U-17-Bundesliga-team von Energie Cottbus den Durchbruch als Fußballer zu schaffen, das ist Markos Traum. Dafür investiert der Thulbaer viel, trainiert neben der Schule zweimal täglich, 500 Kilometer entfernt von Freundin, Eltern und Freunden in einem Internat in Cottbus. Doch manchmal, das weiß auch Marko, investiert er zu viel. „Eigentlich sollte ich mich nach der Leisten-OP schonen, aber vor einigen Tagen habe ich es beim Joggen übertrieben und hatte wieder Schmerzen“, gesteht er.

    Ungeduldig wegen Zwangspause

    Die Zwangspause dauert Verkic schon viel zu lange. Er fühlte sich kaum ausgelastet nach der Operation und während des Weihnachtsurlaubs bei seinen Eltern, die in Thulba die „Gaststätte am See“ betreiben. Er will zurück nach Cottbus. Zurück zu Mannschaftskollegen und zu seinem Trainer, der für Marko Respektperson und Vorbild ist. „Der Trainer, das ist das Beste an Cottbus“, sagt er spontan. Er war es, der mit dem Talent zu einem Physiotherapeuten nach Leverkusen fuhr, nachdem eine Leistenverletzung trotz akuter Schmerzen eineinhalb Jahre lang nicht festgestellt wurde. Er war es, der Marko einen OP-Termin in einer Münchner Klinik besorgte. Der Trainer ist es auch, der an dem jungen Kroaten festhält und ihm Mut macht. Im Sommer wechselte der Thulbaer von Greuther Fürth zu Energie Cottbus, gehört dort zu vier Vertragsspielern in seiner Mannschaft.

    Was in ihm steckt, konnte er noch nicht zeigen. Bisher absolvierte er drei Spiele, meist mit großen Schmerzen. „Am Ende konnte ich kaum mehr sprinten oder passen“, erzählt er. Für Trainer Melzig war die Grenze erreicht. Er schickte seinen Schützling zu einem Spezialisten nach Leverkusen. Doch die Leiste zwickt noch immer ein wenig. „Der Arzt hat gesagt, dass eine vollständige Genesung Zeit braucht“, sagt der Nachwuchskicker. Entmutigen lässt er sich nicht und zieht Parallelen zur Nieren-OP von Ivan Klasnic: „Wenn er es geschafft hat, dann schaffe ich es auch.“

    Torschützenkönig

    Marko hat klare Ziele und Visionen. Das war nicht immer so. Den damals Fünfjährigen musste Vater Zlatko noch zum Fußballspielen zwingen. „Bei den ersten zehn Trainingseinheiten hatte ich überhaupt keine Lust“, erzählt Marko. „Erst danach hat es mir Spaß gemacht und ich war dann schnell der Beste.“ Zehn Jahre alt war er, als seine Familie von Eddersheim in der Nähe von Frankfurt nach Thulba zog. Beim dortigen FC schliff Marko weiter an seinem Können, wurde in die Nordbayern-Auswahl berufen.

    Mit dieser Truppe beim Rimini-Cup in Hausen anzutreten, war für den seinerzeit 15-Jährigen das bisher spannendste sportliche Erlebnis. „Die vielen Zuschauer, das Drumherum, das war schon klasse.“ Mit drei Treffern wurde er beim Hausener Jugendturnier der erste Torschütze aus dem Landkreis Bad Kissingen. Sein damaliger Trainer Udo Hagen war es, der sich um einen Wechsel zu Greuther Fürth bemühte.

    In Fürth lernte der Kroate viel, ganz zufrieden war er aber nicht. „Für den Trainer war ich als Stürmer zu langsam“, gibt er zu. Durch solche Rückschläge lässt er sich nicht entmutigen und zieht abermals einen gewagten Verglich – zu Luca Toni. „Auch er ist recht steif und behäbig und spielt trotzdem bei Bayern München.“

    Spielpraxis in Cottbus

    Zum Vorteil wurde Verkic sein Körperbau im Sommer 2007 beim Wechsel nach Cottbus. „Mein jetziger Trainer hat einen zweikampfstarken Riesen gesucht“, erinnert sich der Angreifer. Beim Probespiel in Cottbus wurde auch der Hamburger SV auf ihn aufmerksam. „Ich habe mich dann aber für Cottbus entschieden, weil ich hier bessere Chancen gesehen habe, Spielpraxis zu sammeln“, meint der Thulbaer.

    Dort besucht er nun die 11. Klasse der gymnasialen Oberstufe in einem Internat auf dem Cottbuser Olympiastützpunkt. Wenn es mit der Profikarriere nicht klappen sollte, möchte Marko im Büro arbeiten, vielleicht studieren. Doch in puncto Lernen ist er nicht ganz so ehrgeizig. Stattdessen spielt er mit seinen Mannschaftskollegen in der Freizeit Playstation, Poker und Schach. Über sein Handy hält er Kontakt in die Heimat. Mit Freundin Ann-Cathrin aus Westheim bei Hammelburg telefoniert der Wahl-Cottbuser mitunter zwei Stunden täglich. „1500 Minuten kommen im Monat zusammen“, sagt der Gymnasiast, der längst einen Flatrate-Tarif hat.

    Trotz der 500 Kilometer Entfernung fühlt sich Marko wohl in Cottbus. Eines gefällt ihm jedoch nicht: Die spürbare Ausländerfeindlichkeit. „Vor allem in der Stadt laufen sehr viele Glatzen herum. Gleich an meinem ersten Tag in Cottbus war dort eine große Nazi-Demonstration“, sagt er. Beeindrucken lässt Marko sich davon nicht. Er will nur eines: Fußballspielen.

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