Es sind schwere Stunden für Bernd Menzel, den Leiter der 21. ADAC-Grabfeldrallye, und sein Organisationsteam vom Automobilclub (AMC) Bad Königshofen. Am Samstag war auf der zweiten Wertungsprüfung zwischen Breitensee und Herbstadt ein 42-jähriger Fahrer aus Hessen von der Straße abgekommen und beim anschließenden Unfall ums Leben gekommen. Die Rallye wurde abgebrochen. „Uns war sofort klar, dass wir das Rennen unmöglich weiterlaufen lassen konnten“, sagte Menzel, der das Rennen seit der ersten Auflage im Jahr 1994 leitet, am Sonntagnachmittag. Bei der Deutschland-Rallye im vergangenen Jahr war das Rennen nach einem tödlichen Unfall zweier Motorsportler im Rahmenprogramm am nächsten Tag fortgesetzt worden.
Menzel selbst hatte das Unglück in der Nähe der Kreismülldeponie bei Herbstadt am Funk in der Rallyezentrale in Sulzdorf, in der alle Fäden zusammenlaufen, mitbekommen. „Wir haben über unser Kommunikationssystem den Verantwortlichen vor Ort am Start der ersten Wertungsprüfung in Serrfeld und der zweiten Wertungsprüfung in Breitensee signalisiert, dass es einen schweren Unfall gegeben habe und sie das Feld ins Rallyezentrum zurückführen sollen.“ Dort übernahm Pressesprecher Patrick Mohr die Aufgabe, die Motorsportler über den Tod ihres Kollegen zu informieren.
„Das war für alle ein Schock“, sagte Menzel, „die Fahrer waren sehr betroffen.“ Viele packten unmittelbar nach einer Schweigeminute ihre Sachen und machten sich auf den Nachhauseweg. Nur etwa 20 der gemeldeten 225 Teams blieben über Nacht in Sulzdorf. Im Rallyezelt, in dem die Siegerehrung einer der beliebtesten Veranstaltungen des Motorsportkalenders für Freude und Geselligkeit hätte sorgen sollen, herrschte Bestürzung und Trauer. „Auch für uns vom Organisationsteam und alle unsere freiwilligen Helfer ist die Situation sehr hart. Wir wollen ja eine Motorsportveranstaltung auf die Beine stellen, an der jeder seine Freude hat“, sagte Menzel. Der AMC Bad Königshofen hat der Familie, Angehörigen und Freunden des Fahrers seine „tiefe Anteilnahme“ ausgedrückt und auf der Internetseite der Grabfeldrallye ein Kondolenzbuch eingerichtet.
Was bei dem Unfall genau passiert ist, das versuchen Polizei und Staatsanwaltschaft mit Hilfe eines Sachverständigen herauszufinden. Laut des Polizeiberichts vom Samstag war der Wagen nach links auf das Bankett geraten, anschließend geradeaus nach rechts von der Strecke abgekommen und in einen Graben geprallt. Ein Streckenposten hatte den Unfall beobachtet und den Rettungsdienst verständigt. Zuschauer standen in diesem Bereich nicht an der Strecke. Am Sonntag sagte ein Sprecher der Polizei Bad Königshofen, dass möglicherweise in den nächsten Tagen weitere Informationen vorliegen könnten. „Wir hätten nie gedacht, dass an dieser Stelle etwas passieren könnte“, sagte Menzel, der den tödlich Verunglückten als „erfahrenen Rallyefahrer“ charakterisierte. Dessen 25-jähriger Beifahrer, von dem es zunächst geheißen hatte, er sei schwer verletzt, hat den Unfall nach den Worten Menzels, der ihn am Sonntag im Klinikum Meiningen besuchte, ohne Knochenbrüche überstanden.
Schon einmal musste die Grabfeldrallye nach dem Tod eines Fahrers abgebrochen werden. Bei der vierten Auflage 1997 war ein Wagen auf der vierten Etappe von Eyershausen in Richtung Breitensee nach einem schweren Unfall östlich von Herbstadt in einen Teich gestürzt. Während sich der Beifahrer befreien konnte, gelang dies dem Fahrer nicht. Er konnte nur noch tot aus dem Wrack geborgen werden.