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GOLF: RYDER CUP: 0,2 Millimeter Heimvorteil

GOLF: RYDER CUP

0,2 Millimeter Heimvorteil

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    Gemeinsamer Jubel: Die europäischen Golfer feiern ihren Sieg mit den Greenkeepern um Frank Czarnietzki (links hinter dem Pokal) vom GC Maria Bildhausen.
    Gemeinsamer Jubel: Die europäischen Golfer feiern ihren Sieg mit den Greenkeepern um Frank Czarnietzki (links hinter dem Pokal) vom GC Maria Bildhausen. Foto: Foto: AFP/Lionel Bonaventure

    Er ist noch ein bisschen müde und auch erschöpft und kann die unzähligen Eindrücke noch nicht alle realisieren. „Das ist alles noch ganz frisch und muss sich erst einmal ein wenig setzen“, sagt Frank Czarnietzki, Head-Greenkeeper des Golfclubs Maria Bildhausen, wenige Tage nach dem Großereignis. Er war beim überragenden Triumph der europäischen Golfer gegen die amerikanische Auswahl beim Ryder Cup auf der Anlage Le Golf National in der Nähe von Paris als einziger Greenkeeper aus Deutschland im Einsatz.

    Unvergessliches Erlebnis

    „Diesen Sonntag werde ich nie vergessen“, schwärmt Czarnietzki vor allem vom Finaltag, als sich nach dem letzten Schlag die europäischen Spieler in den Armen lagen, dann zu den Greenkeepern rannten, diese umarmten und sich für deren tollen Job bedankten. „Das ist ein cooles Gefühl, wenn sich diese Top-Profis auch bei denen ausgiebig bedanken, die für die Spielbedingungen sorgen“, sagt Czarnietzki. Da habe man gespürt, dass man selbst einen kleinen Teil zu diesem Erfolg beigetragen habe.

    Beeindruckender Zusammenhalt

    Eine solche Feierei der Spieler am 18. Loch zusammen mit den Greenkeepern und den Dank an das Publikum für die Unterstützung hätte er nie erwartet. Die insgesamt 60 000 Zuschauer feuerten an wie in einem Fußballstadion. Beeindruckt hat Czarnietzki vor allem auch der Zusammenhalt im Europateam um Kapitän Thomas Björn aus Dänemark. Die Europäer wollten unbedingt den Ryder Cup gewinnen und entsprechend zeigten sie sich auch als Einheit, die sich gegenseitig unterstützt und Tipps gibt. Da habe sich eine echte europäische Einheit präsentiert, in der keiner eine Extrawurst wollte. „Das ist ein Wettbewerb, bei dem du spürst, dass Europa zusammengehört“, meint Czarnietzki, der ein echtes europäisches Gefühl ausgemacht haben will, nachdenklich. Zumal es bisher in keiner Sportart ein europäisches Team gebe.

    Kapitän Björn will längeres Gras

    Durch die Greenkeeper könne schon ein gewisser Heimvorteil geschaffen werden. Wie eng etwa die Fairways sind oder wie schnell die Bälle auf den Greens werden. So wollte Kapitän Thomas Björn die Geschwindigkeit auf den Greens verringern. Also wurde die Graslänge durch spezielles Schneiden von 3,4 Millimeter auf 3,6 Millimeter erhöht, zum Nachteil der Amerikaner.

    Bis der unerwartet hohe 17,5:10,5-Erfolg der Europa-Auswahl feststand, musste Frank Czarnietzki aber auch eine Woche arbeiten. Die 160 Greenkeeper wurden in verschiedene Teams für den gesamten Turnierverlauf eingeteilt. Er selbst war zusammen mit zehn weiteren Kollegen aus verschiedenen Ländern für den Bereich Driving Range und Trainings-Area zuständig, täglich von 5.30 Uhr bis 8.30 Uhr und nach einer Pause wieder von 17.30 Uhr bis 20.30 Uhr. Dazwischen konnte er auch noch zusätzliche Tätigkeiten ausüben. „Jedes Blatt wurde eingesammelt, nichts wurde dem Zufall überlassen“, sagt Czarnietzki, der in der Pause den Profis durchaus auch zuschauen konnte.

    Bereits am Mittwoch begleitete er einen Flight auf einer kompletten Trainingsrunde mit dem Rechen in der Hand, deutlich näher dran als die 20 000 Zuschauer, die schon beim Training anwesend waren. „Das war ein tolles Erlebnis, wenn du siehst, wie die Profis akribisch genau ihre Schläge perfektionieren und du mit ihnen auch noch gelegentlich kommunizieren kannst“, erzählt Czarnietzki.

    Netzwerk erweitert

    Für ihn sei der Austausch mit den anderen Kollegen wichtig gewesen. Greenkeeper hätten eine gemeinsame Sprache, sie sprächen immer über Rasen und verstünden sich daher perfekt in englischer Sprache. Außerdem habe er mit den Greenkeepern aus Europa sein Netzwerk erweitert, auf das man immer wieder zurückgreifen könne. Besonders interessant fand er die Perfektion, die auch auf die Spitze getrieben werden könne. Mitgebracht für den Golfclub Maria Bildhausen hat er einige Details, auf die er im heimischen Club noch mehr Wert legen werde.

    Großzügige Ausrüstung

    Vom Ryder Cup erhofft sich Czarnietzki einen gewissen Schub für Golfinteressenten in der Region. „Golf ist ein faszinierender und abwechslungsreicher Sport für alle Altersklassen“, sagt er. Beim Ryder Cup erhalten die Profis kein Geld, hier zählt die Ehre. Ehrenamtlich war auch Frank Czarnietzki als Greenkeeper dabei. Großzügig war die Ausrüstung mit Arbeitskleidung, inklusive einer Regenausrüstung. Frei waren Verpflegung und Unterkunft und für die rund 1500 Kilometer, die er mit seinem Auto zurücklegte, bekam er 150 Euro. Eher zufällig zustande kam ein Treffen mit den vier Zuschauern aus dem Heimatclub auf der Autobahn in der Nähe von Reims. Angesichts der tollen Eindrücke liebäugelt Czarnietzki schon ein wenig mit dem nächsten Ryder Cup auf europäischen Boden 2022 in Rom.

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