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FUßBALL: BALLKONTAKT: Ein Aushängeschild aus Stetten

FUßBALL: BALLKONTAKT

Ein Aushängeschild aus Stetten

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    Norbert Hemmerich vom TSV Stetten pfiff einst Spiele in der Landesliga und beurteilt inzwischen Schiedsrichter-Kollegen.
    Norbert Hemmerich vom TSV Stetten pfiff einst Spiele in der Landesliga und beurteilt inzwischen Schiedsrichter-Kollegen. Foto: Foto: Manfred Mellenthin

    Der TSV Stetten spielt zurzeit in einer Spielgemeinschaft zusammen mit dem TSV Nordheim II und in der B-Klasse Rhön 4 eine Nebenrolle als Achter mit sieben Punkten aus zehn Spielen. „Es könnten einige mehr sein. Sie haben schon ein paar Mal versäumt, den Sack zuzumachen.“ Der das sagt, hat nie selber in Stetten gespielt, dafür tut es inzwischen sein Sohn Lukas. Aber er hat, mit Verlaub gesagt, schon in den großen Fußball hinein geschnuppert. Norbert Hemmerich, aus Saal kommend eingeheirateter Schiedsrichter, pfeift nicht auf, sondern für den TSV Stetten.

    „Vor Jahren spielte Stetten mal Kreisliga, damals A-Klasse Ost mit Baus, Peter Hippeli und Co., musste halbe Weltreisen machen nach Kirchaich und Knetzgau da runter“, verweist er auf bessere Zeiten beim TSV. Das war auch die Zeit, in der er als Schiedsrichter vom TSV Saal hinauf in die Rhön wechselte, „weil Stetten damals keinen Schiri stellen konnte und sonst eine Ausfallgebühr an den Verband hätte zahlen müssen. Schließlich war ich da ja auch schon Stettener.“ Jeder Verein muss für jede aufstiegsberechtigte Mannschaft einen Schiedsrichter stellen.

    Seit 31 Jahren Schiedsrichter

    Norbert Hemmerich war seinerzeit zusammen mit dem bekanntesten Schiedsrichter aus dem Landkreis, Heinz Trenk, ein Aushängeschild der Schiedsrichtergruppe Bad Neustadt. Jetzt ist er 54 Jahre, von Beruf Lagerist und seit 31 Jahren Schiedsrichter. „Wenn?s die Zeit erlaubt“, schaut er auch bei der SG Stetten I/Nordheim II und seinem Sohn zu. „Meistens bin ich aber als Beobachter unterwegs oder pfeife selber noch.“ Wann und warum wird man Schiedsrichter, trifft die Entscheidung, heute schon mit 14, damals im besten Fußballer-Alter, mit dem aktiven Fußball kürzer zu treten? Und, wenn?s dann mehr Spaß macht und es sportlich höher hinaus geht, ganz damit aufhört? „Ich war 23. Vorsitzender in Saal war der Manfred Hartmann und der TSV hatte keinen Schiedsrichter. Ich war nicht gerade ein schlechter Spieler, Stürmer, habe zusammen mit Dieter Umhöfer und Arthur Wiener gespielt, anfangs viele Tore geschossen und ein paar Jahre die Jugend trainiert.“ Auf Hartmanns Ersuchen „habe ich halt Schiedsrichter gemacht, mein Lehrwart war Johann Slabsche. Zwei Jahre habe ich noch erste Mannschaft gespielt, die Schüler trainiert und gepfiffen.“

    Dann habe ihm der damalige Obmann Elmar Müller nahegelegt, „du kannst nur aufsteigen, wenn du auch sonntags pfeifst.“ 1987 kam dann gewissermaßen das Schlüsselerlebnis, bei den Bad Neustädter Stadtmeisterschaften in Herschfeld. „Da war ich bei einigen Spielen Linienrichter und Heinz Trenk Schiri. Wahrscheinlich habe ich ihn da überzeugt und er hat mir angeboten, mich in sein Bayernliga-Gespann aufzunehmen. Heinz war ja unser Aushängeschild und unser großes Vorbild, und die Bayernliga war schließlich die dritte Liga.“ Zehn Jahre lang war er mit Heinz Trenk in ganz Bayern als Linienrichter unterwegs, in den ganz großen Stadien des Freistaats. Als Schiedsrichter selber hat Norbert Hemmerich natürlich auch seinen Weg gemacht, bei so einem Lehrmeister kein Wunder: „In die damalige A-Klasse, die Bezirksliga, die Bezirksoberliga und sieben Jahre lang in der Landesliga“, damals vierthöchste Liga.

    „Dann hatte ich mal zwei schlechtere Bögen“ im Beurteilungssystem des BFV, „dann steigst du halt wieder ab.“ Inzwischen füllt der Stettener selber Bögen aus, ist Beobachter und Beurteiler von Schiedsrichtern bis hoch zur Bayernliga und in dieser Funktion viel unterwegs. Hinter Harald Schreiber ist er zusammen mit Sebastian Cornely stellvertretender Schiedsrichter-Obmann der Gruppe Bad Neustadt, teilt Schiris überwiegend für den Juniorenbereich ein und stellt Gespanne für die Bezirksliga zusammen. Ob es ein besonderes Erlebnis zusammen im Team mit Heinz Trenk gegeben habe? „Oh, viele. Das Highlight war vielleicht ein 2:2 zwischen dem FC Augsburg und 1860 München vor 25000 Zuschauern im Rosenau-Stadion. Und der Heinz hatte ja pro Saison bestimmt drei bis vier Mal die Sechziger, auch im Grünwalder Stadion. Wir hatten Ingolstadt, die SpVgg Fürth, Vestenbergsgreuth, FC Augsburg, Jahn Regensburg, Bayern München II, Türk Gücü München, in Hessen am Bieberer Berg Kickers Offenbach gegen FSV Frankfurt. Wir hatten auch Freundschaftsspiele wie 1. FC Nürnberg gegen Slovan Bratislava, DJK Schweinfurt gegen Mönchengladbach, ich bin übrigens Gladbach-Fan. Selber gepfiffen habe ich Großbardorf gegen Alemannia Aachen in Hendungen und Mellrichstadt gegen 1. FC Nürnberg“ und, und, und. Es sprudelt nur so raus aus ihm wie aus einem auswendig gelernten Fußball-Lexikon.

    Viele Veränderungen miterlebt

    Inzwischen hat sich Norbert Hemmerich zur Aufgabe gemacht, die blutjungen Schiedsrichter-Anfänger selbst zu betreuen und ihnen erfahrene Schiris, die Zeit haben, als Betreuer und Berater zur Seite zu stellen. „Hauptaufgabe ist es, etwas abzublocken, was draußen von den Eltern reinkommt. Sie machen den jungen Schiedsrichtern das Leben manchmal schwer, weniger die Spieler selber und auch nicht die Trainer. Da muss man um Verständnis bitten, dass die Schiris das alles erst lernen müssen wie ihre Kinder das Fußballspielen.“ Hemmerich hat in den 31 Jahren viele Veränderungen im Fußball bzw. im Schiedsrichtern miterlebt. Seine unschwer nachvollziehbare Meinung dazu hat er, wenn zig Kameras die Entscheidung eines Schiris x-fach sezieren, verurteilen oder bestätigen. Andererseits zieht er selber daheim am PC Videos auf bfv.tv zur Beurteilung von Entscheidungen der von ihm beobachteten Pfeifenmänner heran.

    Schneller und athletischer sei der Fußball geworden, die Abseitsregel besonders für die Linienrichter schwieriger zu überwachen: „Früher bist du immer mit dem letzten Mann gelaufen, heute mit der Viererkette und ein drittes Auge bräuchtest du für den Passgeber.“ Was wünscht sich der Stettener Schiedsrichter Norbert Hemmerich für die Zukunft des TSV Stetten? „Dass die Kameradschaft und Verbundenheit mit dem Dorf so gut bleibt wie sie ist, dass die jungen Leute den Spaß am Fußball behalten und dass es eines Tages wieder ein bisschen bergauf geht.“

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