Zehn Siege aus zehn Partien bedeuten für die an diesem Wochenende spielfreie Regionalliga-Mannschaft des HSC Bad Neustadt einen neuen Startrekord. Der sportliche Erfolg hat sogar die Führungsriege des Klubs überrascht. Von Planungen in Richtung 2. Bundesliga will HSC-Vorsitzender Elmar Demling (66) derweil noch nichts wissen: „Im Moment schauen wir erst einmal weiter von Spiel zu Spiel.“
Frage: Was empfinden Sie, wenn Sie das momentane Zwischenklassement der Regionalliga Süd studieren, in dem der HSC mit blütenreiner Weste und komfortablen vier Zählern Vorsprung auf dem Platz an der Sonne thront?
Elmar Demling: Freude und Bestätigung, dass wir in dieser Saison wirklich ein tolles Team haben, das auch zwischenmenschlich bestens harmoniert. Weil sich Spieler und Trainer gegenseitig schätzen und respektieren.
Hätten Sie einen solchen Traumstart vor Rundenbeginn für möglich gehalten?
Demling: Um ganz ehrlich zu sein: Mit drei Punkten aus den drei Auswärtsspielen in Deizisau, Kronau/Östringen II und Konstanz wäre ich schon sehr zufrieden gewesen. Denn es konnte doch niemand damit rechnen, dass unsere völlig neu formierte Mannschaft von Beginn an kontinuierlich auf einem so hohen Level spielt. Selbst wenn wir überwiegend erfahrene Leute geholt haben. Aber ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl, dass die Neuzugänge zu uns passen und sich entsprechend für den HSC einsetzen werden.
Was freut Sie mehr? Der bisherige sportliche Erfolg oder die wieder entdeckte Liebe der Zuschauer für den HSC?
Demling: Für den Verein ist das eine so wichtig wie das andere. Und beide Komponenten sind ja auch eng miteinander verknüpft. Bei uns kommt hinzu, dass wir letztes Jahr eine gedrittelte Mannschaft hatten, der es untereinander schon keinen Spaß gemacht hat und mit der sich offenbar auch die Fans nicht mehr identifizieren konnten. Aber jetzt sieht das Publikum wieder ein Team, das nicht nur zum Geldverdienen beim HSC Bad Neustadt ist, sondern auch, um mit Lust Handball zu spielen. Am liebsten vor einem ausverkauften Haus in der Bürgermeister-Goebels-Halle, wo nach Auskunft der Spieler eine prächtige Stimmung herrscht, die noch einmal ein besonderer Motivationsanreiz sei.
Hat der momentane sportliche Höhenflug auch positive Auswirkungen an der Sponsoren-Front?
Demling: Die vorhandenen Geldgeber freuen sich natürlich ebenfalls über das couragierte Auftreten. Aber es ist jetzt nicht so, dass uns neue Sponsoren die Türen einrennen. Von den finanziellen Möglichkeiten her bleibt demnach alles beim Alten, wobei durch die größere Zuschauerresonanz freilich schon der ein oder andere Euro mehr als ursprünglich kalkuliert in die Kasse gekommen ist.
Ihr Trainer Fritz Zenk hat bei der öffentlichen Pressekonferenz nach dem 36:34-Heimsieg über Leipzig anklingen lassen, dass personell noch einmal nachgelegt werden soll. Lässt sich daraus schließen, dass die Planungen des HSC – zumindest zweigleisig – in Richtung 2. Bundesliga gehen?
Demling: Nein! Im Moment schauen wir erst einmal weiter von Spiel zu Spiel, womit wir bislang bestens gefahren sind. Es ist zwar richtig, dass wir noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden wollen und von Freunden des Vereins auch ein Sonderetat für die Verpflichtung eines weiteren gestandenen Spielers aufgelegt worden ist, um das sonstige Budget nicht zu belasten. Aber da geht es primär darum, so lange wie möglich den aktuellen Zu-Null-Punktestand zu halten und unsere guten Nachwuchsspieler ein bisschen mehr in Richtung A-Jugend und 2. Mannschaft zu bringen.
Damit wären wir bei zwei Baustellen angelangt, die Ihnen als Oberhaupt des Gesamtvereins durchaus ein Dorn im Auge sein dürften.
Demling: Dass insoweit gewisse Zielkonflikte mit dem Regionalliga-Team bestehen, möchte ich gar nicht verheimlichen.
Wie könnte die Lösung dieser Zielkonflikte aussehen?
Demling: Das größte Problem ist unsere dünne Spielerdecke. Deshalb müssen wir uns auch darum bemühen, die Mannschaften hinter der Regionalliga-Sieben personell aufzustocken. Entweder indem wir abgewanderte Spieler zurückholen oder externe Akteure neu für den HSC gewinnen können. Nachdem wir momentan mit Nachdruck an diesem Ziel arbeiten, sollte sich die Situation bis Jahresende schon verbessert haben.
Wird insoweit auch an die Rückkehr des ein oder anderen Spielers gedacht, der anno 2005 am damaligen Bad Neustädter Gewinn der Bayerischen B-Jugendmeisterschaft partizipierte?
Demling: Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich mich nicht an Spekulationen beteiligen werde und mir daher auch keine Namen zu entlocken sind, die auf unserem Wunschzettel stehen.
Dann würden wir von Ihnen aber gerne eine Antwort auf die Frage hören, warum sich der HSC so schwer tut, seine Eigengewächse bei Erreichen des Erwachsenenalters in Bad Neustadt zu halten?
Demling: Ich glaube, dass es da keine pauschale Antwort gibt. Teilweise sind die persönlichen Erwartungen der Jugendlichen in der Vergangenheit vom Verein nicht erfüllt worden und dann haben sie ihr Glück woanders versucht. Auch berufliche Gründe spielen immer wieder bei sportlichen Veränderungen mit. Schließlich gibt es in Unterfranken mit Rimpar, Lohr, Rödelsee und Waldbüttelbrunn inzwischen vier Bayernligisten, die ebenfalls eine gewisse Anziehungskraft besitzen. Wir haben da aber einiges erkannt und werden weiter auf eine intensive Jugendarbeit setzen. Sonst hätten wir wohl auch kaum einen so hervorragenden Nachwuchskoordinator wie Frantisek Fabian verpflichtet. Nicht zuletzt dank seiner Arbeit sind wir guter Dinge, unsere Eigengewächs künftig dauerhafter in Bad Neustadt halten zu können. Auch über die 2. Mannschaft.
Als Sprungbrett für die Regionalliga scheint das momentan auf einem Abstiegsrang platzierte Bezirksoberliga-Team derzeit aber nicht zu taugen, ...
Demling: ... weshalb unsere 2. Mannschaft mittel- bis langfristig ja auch mindestens in die Landesliga gebracht werden soll. Zumal wir alle davon überzeugt sind, dass eine ganze Reihe unserer jetzigen Jugendlichen vom Potenzial her im Erwachsenenbereich problemlos Landesliga oder Bayernliga spielen können.
Was hat es eigentlich mit der Bezeichnung „NES Bulls“ auf sich, unter der die 1. Mannschaft seit geraumer Zeit firmiert?
Demling: Das ist aus dem Kreis des Regionalliga-Teams gekommen (Anm. d. Red.: Initiator war Hallensprecher Horst Beck), das daraufhin auch den Wunsch äußerte, ab sofort ganz in rot spielen zu dürfen. Aber das hat sich aus Gründen der Beflockungen nicht machen lassen. Na ja, die Großbardorfer Regionalliga-Fußballer sind jetzt eben „Die Gallier“ und wem „NES Bulls“ als Bezeichnung für unsere 1. Mannschaft besser als das herkömmliche HSC Bad Neustadt gefällt, der möge sich an dieser Innovation erfreuen. Wir sind ja kein Trauerzug.
Liegen Ihnen noch irgendwelche Dinge auf dem Herzen?
Demling: Mich würde freuen, wenn wir mit Hilfe des momentanen Erfolgs vielleicht auch wieder eine umfangreichere Anhängerschaft für den Fanblock und die Auswärtspartien aktivieren könnten. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass die momentane Harmonie innerhalb der 1. Mannschaft auch auf den Gesamtverein und das Umfeld ausstrahlt. Alle, denen der HSC wirklich am Herzen liegt, sollten offen und vertrauensvoll miteinander umgehen.