Als er mit fünf Jahren bei seinem Heimatverein SV Löffelsterz mit dem Fußballspielen begann, ahnte er wohl selbst nicht, dass er jetzt, 34 Jahre später, immer noch dem runden Leder nachjagt und etliche Erfolge erringen durfte, aber auch Enttäuschungen in seinem Fußballerleben erleiden musste. Die Rede ist von Jürgen Hein, Spielertrainer des Kreisligisten FC Strahlungen. Der 39-jährige Bankkaufmann ist unzweifelhaft mit dem rasanten Aufstieg der Strahlunger vor einigen Jahren verbunden.
„Jürgen ist ein echter Glücksfall für unseren FC. Er hat damals schon in Strahlungen gewohnt und wir haben dringend einen Trainer gebraucht. Deshalb habe ich mit ihm schon in der Winterpause Gespräche geführt, aber er hat zunächst abgesagt, da er damals die zweite Mannschaft des TSV Großbardorf unter seinen Fittichen hatte. Die Spieler und ich haben uns aber sich nicht abschrecken lassen und haben weitergebohrt. Und das mit Erfolg: Denn Jürgen hat schließlich doch zugesagt. Das war sicher keine schlechte Entscheidung für den FC“, plaudert Vorsitzender Horst Hein aus dem Nähkästchen. Und mit dieser Einschätzung liegt er sicher nicht falsch: Denn mit dem neuen Spielertrainer stiegen die Strahlunger zweimal hintereinander auf und landeten schließlich in der nicht mehr existierenden Bezirksoberliga. „Jürgen hat in dieser Zeit viele Tore als Stürmer erzielt, vor allem aber die vielen jungen Spieler in der Mannschaft mitgezogen und so für diese großen Erfolge gesorgt“, hebt der FC-Vorsitzende Heins Verdienste deutlich hervor.
Aber nicht nur Horst Hein ist voll des Lobes, auch Julian Back, damaliger Kapitän des Erfolgsteams, schwärmt von Jürgen Hein. „Er ist menschlich ein feiner Kerl, auf den wir uns hundertprozentig verlassen konnten. Obwohl er sportlich viel erreicht hat, hat er dies niemals raushängen lassen.“ Dass er viel in seiner Laufbahn erreicht hat, beweist die Tatsache, dass er mehrmals zu einem Probetraining beim FC Bayern München eingeladen wurde. „Nach einem Spiel in Haßfurt gegen die Bayern wurde ich eingeladen und habe mit Größen wie Oliver Kahn, Mehmet Scholl und Lothar Matthäus unter Giovanni Trapattoni trainieren dürfen“, berichtet Hein stolz. Wohl schaffte er den Sprung nach ganz oben nicht, spielte aber eine Saison bei den Bayern-Amateuren, bevor er den Sprung zum FC Schweinfurt 05 wagte. Fünf Jahre war er bei den Schnüdeln Stammspieler und stieg sogar mit dem Verein in die 2. Bundesliga auf. „Dass ich dann keinen Einsatz in dieser Liga bekam, war schon eine große Enttäuschung, obwohl der Trainer jedes Mal Djuradj Vasic hieß“, erzählt der in Schweinfurt arbeitende Banker.
Deshalb wechselte er zum damaligen Landesligisten TSV Großbardorf und stieg mit den Grabfeldern in die Bayernliga auf. Ein Jahr Löffelsterz/Reichmannshausen, drei Jahre Trainer in Großbardorf und jetzt im sechsten Jahr Spielertrainer in Strahlungen – eine lange, erfolgreiche Fußballerkarriere als Spieler neigt sich dem Ende entgegen. Als Höhepunkte seiner Laufbahn bezeichnet der sympathische Vater einer Tochter den Aufstieg in die 2. Bundesliga, seine Münchener Erfahrungen, den Aufstieg mit den Strahlungern über die Relegation in die Bezirksliga und die Meisterschaft im folgenden Jahr verbunden mit dem Aufstieg in die Bezirksoberliga.
Auf die Frage nach den Ursachen für den damaligen Aufschwung des FC denkt Hein zunächst in keiner Weise an sich selbst, sondern an die Mannschaft: „Wir hatten eine gute Mannschaft, deren Zusammenhalt fantastisch war. Auch das Umfeld hat einfach gepasst.“ Für den Trainer hatte Daniel Leicht, der jetzt in der Bayernliga beim TSV Aubstadt eine tragende Rolle spielt, auch einen großen Anteil. „Was Kameradschaft bewirken kann, haben die beiden unerwarteten Aufstiege gezeigt. Dass wir in der Bezirksoberliga ohne finanziellen Aufwand und nur mit einheimischen Spielern bestehen konnten, war sensationell.“ Dass seine Mannschaft in der vergangenen Runde aus der Bezirksliga absteigen musste, war für ihn völlig unnötig. „Das hätte nicht sein müssen. Ein entscheidende Rolle hat gespielt, dass uns Daniel Leicht und David Noack verlassen hatten und wir in der Runde viele Verletzte zu beklagen hatten. Insgesamt sind wir unglücklich abgestiegen.“
Nun soll es, wenn es nach dem Spielertrainer und dem Vorsitzenden geht, wieder aufwärts gehen, obwohl der Start in die Saison nicht nach ihren Vorstellungen verlief. „Jetzt haben wir uns aber gefestigt und haben eine gute Mischung. Meine Mannschaft spielt einen schönen Fußball. Wir befinden uns auf einem guten Weg“, sagt Jürgen Hein. Ob dieser Weg aber bereits nach dieser Saison wieder zurück in die Bezirksliga führt, steht noch in den Sternen. „Mittelfristig ist die Bezirksliga aber schon unser Ziel“, stellt der 39-Jährige klar. Ob es auch noch mit 40 den Spieler Hein geben wird, lässt er noch offen. „Ich sage aber auf keinen Fall nein, möglicherweise als Standby-Spieler.“ Selbst die Fortführung seiner Trainertätigkeit in Strahlungen stellt Hein in Frage. „Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Vielleicht täte frischer Wind ganz gut. Dann würde ich erst einmal eine Pause einlegen. Klar wird aber die Verbundenheit mit Strahlungen bestehen bleiben.“ Sich selbst bezeichnet Hein zwar als „fußballverrückt und Fan von Bayern München, aber nicht verbissen.“ Neben dem Fußball hat Hein noch zwei andere Hobbys: Schach und Schafkopf: „Beide kommen aber derzeit leider zu kurz.“ Vielleicht nicht mehr im kommenden Jahr, wenn er eine Pause einlegen würde.