Die Ära Matthias Obinger beim HSC Bad Neustadt ist in Kürze Geschichte. Am Donnerstagabend kurz vor 21 Uhr verschickte der Handball-Drittligist eine Mitteilung, dass der Verein und der 34-Jährige die Zusammenarbeit nach viereinhalb Jahren am 31. Mai beenden werden. Unterzeichnet ist sie vom HSC-Vorsitzenden und Geschäftsführer der Spielbetriebs-Gesellschaft, Dieter Schulz, und Obinger. Der im Winter vereinbarte neue Zwei-Jahres-Vertrag zwischen HSC und Obinger wird aufgelöst. Neuer Trainer wird der Lette Margots Valkovskis (37), seit 2009 als Abwehrchef und Kreisläufer in Diensten des HSC Bad Neustadt.
Angespanntes Verhältnis
„In gemeinsamen, konstruktiven Gesprächen nach Saisonende sind wir beide zur Erkenntnis gelangt, die Zusammenarbeit zu beenden“, erklärten Schulz und Obinger schriftlich. Nachfragen blockten beide ab. „In der Mitteilung steht alles drin“, sagte Schulz und auch Obinger mochte nicht konkreter werden. So sehr Schulz und Obinger aber die Gemeinsamkeit betonen, so offen war rund um die Bürgermeister-Goebels-Halle das Geheimnis, dass das Verhältnis der beiden Verantwortlichen äußerst angespannt war. Und das nicht erst, seitdem Schulz Ende April angekündigt hatte, dass der HSC keinen Lizenzantrag für die Zweite Bundesliga stellen wird. „Ich bedanke mich ganz herzlich bei Matthias für die tolle Arbeit in den letzten Jahren. Er hat den Verein, die Mannschaft und das gesamte Umfeld in Bad Neustadt überaus positiv beeinflusst. Was mir ganz wichtig ist: Wir gehen dabei nicht im Streit auseinander“, lauteten die Worte von Schulz in der Erklärung des Klubs.
Matthias Obinger übernahm im Dezember 2009 den Trainerposten von Fritz Zenk, schaffte mit dem Klub zweimal den Klassenerhalt und führte ihn in den vergangenen drei Spieljahren zu zweiten Plätzen in der Dritten Liga Ost und Süd. 179:87 Punkte holte der HSC unter der Ägide des Sportwissenschaftlers an der Universität Würzburg. Unter Obinger blieb der HSC Bad Neustadt seit April 2012 in der heimischen Bürgermeister-Goebels-Halle unbesiegt. „Es waren viereinhalb anstrengende, aber sehr schöne Jahre“, wurde Obinger in der Mitteilung des Vereins zitiert. Einen neuen Trainerjob hat der Rimparer nach eigenen Worten nicht in Aussicht. Gerüchte, er werde Trainer des Drittligisten TSV Rödelsee, dementierte er: „Das werde ich definitiv nicht.“ Nach viereinhalb Jahren ohne Urlaub wolle er zunächst Abstand vom Handball gewinnen. Es sei gut möglich, dass er eine Auszeit vom Sport nehme.
Große Herausforderung
Die Nachfolge Obingers hat der HSC Bad Neustadt bereits geregelt und ist zu einer internen Lösung gekommen. Neuer Trainer wird Margots Valkovskis. Der Lette spielt seit 2009 für die Rot-Weißen und wird auch weiterhin für sie auf der Platte stehen. „Ich habe noch Lust zu spielen“, kündigte der 37-Jährige an, als Spielertrainer fungieren zu wollen: „Das Ganze wird für mich eine große Herausforderung.“ Noch habe er sich keine konkreten Gedanken zu Trainingsinhalten und Spielsystemen gemacht, sagte Valkovksis, versprach aber, sich damit in der nun anstehenden trainingsfreien Zeit intensiv zu beschäftigen. Es gilt als wahrscheinlich, dass ihm der Verein einen Co-Trainer zur Seite stellt. Valkovskis absolvierte bis zu seinem Rücktritt im vergangenen Sommer 129 Länderspiele für Lettland, viele davon als Kapitän. Der ausgebildete Sportlehrer ist im Besitz einer B-Lizenz und gibt am Schülerhort in Brendlorenzen Sportunterricht. „Er ist ein absoluter Profi, der im gesamten Verein anerkannt ist“, charakterisiert Schulz Valkovskis, der in den Zukunftsplanungen des HSC Bad Neustadt schon lange eine zentrale Rolle gespielt habe.
Nun, da die Trennung zwischen dem HSC und Obinger beschlossene Sache ist, werden die Gerüchte wieder lauter, dass sich auch einige Spieler mit dem Gedanken tragen, den Klub zu verlassen. Nicht wenige HSC-Fans befürchten, die Mannschaft könne auseinanderbrechen. „Das ist absoluter Unsinn“, verwies Dieter Schulz auf „gültige Verträge.“ Bis jetzt sei noch kein Akteur bei ihm mit der Bitte um Vertragsauflösung vorstellig geworden. Ein weiterer Abschied ist dagegen beschlossene Sache: Der langjährige Betreuer der Drittliga-Mannschaft, Hans-Peter-Endres, setzt sich „unabhängig von der Trainerentscheidung aus Altersgründen zur Ruhe“, teilte der HSC Bad Neustadt mit.