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Radsport: „Spritzen gehören zum Radsport“

Radsport

„Spritzen gehören zum Radsport“

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    Achim Spechter kennt den Radsport. Bei der Tour de France betreute der Internist aus Passau schon als Arzt die Teams Coast, Bianchi und Gerolsteiner. Auch Jan Ullrich zählte zu seinen Schützlingen. Jetzt ist der Experte für Leistungsdiagnostik Verbandsarzt des Bayerischen Radsport-Verbandes (BRV). Beim Bezirkstag der Radsportler in Güntersleben sprach er über seine Erfahrungen aus dem Profi-Radsport und das Anti-Doping-Konzept des BRV.

    Das Image des Radsports ist ramponiert. Durch etliche Skandale – vor allem im Straßenradsport – hat die Öffentlichkeit den Glauben an einen „sauberen Radsport“ verloren. Doch wie möchte der BRV das Vertrauen wieder zurückgewinnen? „Das Wichtigste ist es, Transparenz zu schaffen. Wir müssen den hohen Ansprüchen der Öffentlichkeit gerecht werden“, lautet die Antwort von Dr. Achim Spechter auf diese Frage. Das Handeln von Sportlern und Ärzten muss durchschaubar werden.

    Spechter versuchte auch gleich mit gutem Vorbild voranzugehen. So plauderte er offen über seine Erfahrungen als Betreuer und Arzt bei den großen Rundfahrten: „Spritzen gehören seit zehn Jahren fest zum Radsport“. Zur damaligen Zeit sei es völlig normal gewesen, dass der Veranstalter bei Rundfahrten wie der Tour de France spezielle Abfallbehältnisse für Spritzen an die Teams ausgehändigt hat. „Ich muss auch offen gestehen, dass ich nach langen Wettkämpfen Sportlern Cortison zur Regeneration verabreicht habe“, gab Spechter zu. Zwar ist die Gabe von Cortison nur während dem Wettkampf regelwidrig, aber mögliche Langzeitfolgen sind nicht abzuschätzen. „Heute würde ich das nicht mehr machen, aber früher gehörte das zum Alltag“, gestand der Internist, der in Passau eine Praxis besitzt. Am Ende seines Exkurses in die Welt des Profi-Radsports versicherte Spechter noch vehement: „Ich als jetziger Verbandsarzt habe nie einem Sportler Dopingmittel beschafft oder gespritzt“.

    Im Kampf gegen Doping nimmt für den Passauer vor allem die Prävention einen wichtigen Platz ein. Durch Informationsveranstaltungen möchte er gerade schon den Jugendlichen bewusst machen, wie schnell und leicht man in Dopingfallen tappen kann. „Oft genügt schon die Einnahme von Hustenmitteln, um später positiv getestet zu werden“, erklärte der Internist.

    Einen weiteren Schritt im Anti-Doping-Kampf hat der BRV mit seiner Selbstverpflichtungserklärung für Honorarkräfte getan. Dabei handelt es sich um einen Ethik-Code gegen den Gebrauch von Doping, den jeder Radsport-Funktionär unterschreiben muss. Spechter sieht den „Kampf gegen Doping auch als einen Kampf gegen Drogen“. Aus diesem Grund möchte er vor allem die Zusammenarbeit mit sozialen Verbänden suchen, um so deren Strukturen der Anti-Drogen-Kampagnen auch für die Doping-Prävention zu nutzen.

    Am Ende konnte sich Spechter aber auch einen kleinen Seitenhieb zu einer anderen Sportart nicht verkneifen: „Wie kann es sein, dass eine Sportart wie Boxen, die sich schon seit Jahren allen Dopingkontrollen entzieht, im Fernsehen live zur besten Sendezeit gezeigt wird, aber Radsport-Veranstaltungen boykottiert werden?“

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