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Tischtennis: Bundesliga: Timo Boll ein letztes Mal als aktiver Sportler im Grabfeld: "Jeder Spieler in Bad Königshofen ist 'ne harte Nuss"

Tischtennis: Bundesliga

Timo Boll ein letztes Mal als aktiver Sportler im Grabfeld: "Jeder Spieler in Bad Königshofen ist 'ne harte Nuss"

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    Im Hinspiel besiegten Timo Boll und Borussia Düsseldorf den TSV Bad Königshofen (im Bild: Martin Allegro) mit 3:1.
    Im Hinspiel besiegten Timo Boll und Borussia Düsseldorf den TSV Bad Königshofen (im Bild: Martin Allegro) mit 3:1. Foto: Philipp Wohlfart

    Dass die Shakehands-Arena in Bad Königshofen am Sonntag (15.30 Uhr) bis auf ein paar Stehplätze ausverkauft sein wird, ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass es sich bei der Begegnung zwischen den punktgleichen Teams aus Bad Königshofen und Düsseldorf um ein Spitzenspiel handelt. Vielmehr kommt Tischtennis-Legende Timo Boll ein letztes Mal als aktiver Spieler ins Grabfeld. Sein Karriereende zum Abschluss der aktuellen Spielzeit hatte der 43-Jährige, der seit 2006 für Borussia Düsseldorf aufschlägt, bereits im vergangenen Jahr angekündigt.

    Im Interview verrät der für sein Fairplay bekannte Taktiker, was er nach dem Ende seiner Karriere vorhat, warum er sich in Bad Königshofen so wohlfühlt und wie er die Situation des dauerverletzten Lokalmatadors Kilian Ort einschätzt.

    Am Sonntag haben Sie ihren letzten Auftritt als Bundesligaspieler in Bad Königshofen. Sie waren schon öfter hier. Welche sportlichen Erinnerungen haben Sie?

    Timo Boll: Größtenteils lief es für mich in der Shakehands-Arena immer ganz gut. Allerdings haben wir hier im letzten Jahr auch eine herbe Play-off-Hinspiel-Niederlage hinnehmen müssen. Bad Königshofen hatte immer attraktive Mannschaften, die sehr knifflig zu spielen waren.

    Wie hat es Ihnen sonst gefallen? Zum Beispiel auf dem Wohnmobilstellplatz in Bad Königshofen?

    Boll: Der Wohnmobilstellplatz ist einfach überragend, auch deshalb, weil er direkt neben der Therme liegt. Da habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Darüber hinaus sind die Leute sehr nett und es ist es ein sehr schönes Städtchen, das mich an meinen Geburtsort Erbach im Odenwald erinnert.

    Was halten Sie vom Publikum in Bad Königshofen?

    Boll: Das Publikum in der Shakehands-Arena ist einmalig und einfach sensationell. Die fantastische Stimmung dort ist kaum zu überbieten, und ich habe mich nach dem ersten Besuch dort immer darauf gefreut, wenn es wieder dorthin ging.

    Für wie wertvoll erachten Sie Publikumsunterstützung beim Tischtennis generell? Kann man sich durch gute Stimmung auch als Gast inspirieren und motivieren lassen?

    Boll: Es macht grundsätzlich mehr Spaß, vor einem so fachkundigen, freudigen und dennoch fairen Publikum, vor vollem Haus zu spielen. Das war in Bad Königshofen immer gegeben. Und ja, das Schöne daran: Selbst als Gegner hat es einen immer gepusht. Bei allem Enthusiasmus sind die Fans ja immer sehr fair.

    So viel zu den Fans. Wie sehen Sie das zu 95 Prozent faire und ehrliche Verhalten der Sportler selber in der TTBL?

    Boll: Es geht im Tischtennis meistens sehr fair zu. Aber klar, es gibt auch bei uns Grenzsituationen. Ich habe immer versucht, meinen eigenen Weg zu finden, mit dem ich mit mir im Reinen war. So bin ich eigentlich ganz gut gefahren, egal was der Gegner gemacht hat. Ich habe mich nie zu etwas verleiten lassen. Ich habe immer versucht, fair zu bleiben und mich auf mich zu konzentrieren.

    Sie nehmen eine Ausnahmestellung im Sport auch dahingehend ein, dass Sie bei Auswärtsspielen selbst dann Respekt und Beifall erhalten, wenn Sie einen einheimischen Gegner besiegt haben. Wie erklären Sie sich Ihre Beliebtheit und was können junge Menschen daraus lernen?

    Boll: Mein Motto ist, jeden mit Respekt zu behandeln, sich auch Zeit zu nehmen für die Fans: Ich glaube, das hat mir schon einige Sympathie über die Jahre eingebracht. Das ist in anderen Hallen ähnlich wie in Bad Königshofen. Angefeindet wurde ich jedenfalls noch nicht bei Auswärtsspielen. Ich bekam immer viel Anerkennung und dafür bin ich auch sehr dankbar. Was man daraus lernen kann, muss jeder für sich entscheiden.

    Sie befinden sich auf Abschiedstour. Sind Sie froh, dass Sie sich dazu entschieden haben oder würden Sie aus heutiger Sicht Ihr Karriere-Ende lieber kurzfristig ankündigen?

    Boll: Die Ankündigung hat die Abschiedstour etwas anstrengender gemacht. Es ist immer viel los und man steht natürlich noch mehr im Mittelpunkt als zuvor. Das ist mir manchmal schon ein bisschen unangenehm. Ich versuche es aber auch noch etwas zu genießen. Mir ist klar, so was wird man nie mehr erleben.

    Sie kennen Kilian Ort sehr gut. Er ist schon sehr lange verletzt und wird noch einige Zeit ausfallen. Wie schätzen Sie seine Situation und die Folgen für den TSV Bad Königshofen ein?

    Boll: Er tut mir ungeheuer leid. Als Sportler haben die meisten schon Verletzungen durchlebt. Und wenn man alles probiert und es findet sich doch nicht richtig eine Lösung, ist das sehr bitter. Ich hatte zusammen mit Kilian meine Schulterverletzung und die Geschichte mit dem Rücken. Wir waren oft und lange zusammen in der Reha. Ich hatte das große Glück, dass es irgendwann umgeschlagen ist ins Positive. Ihm sieht man das Leid und die Verzweiflung an. Ich drücke ihm weiterhin die Daumen, dass, selbst wenn es nicht für Tischtennis reichen sollte, er weiterhin aktiv und weitestgehend schmerzfrei im Alltag sein kann. Das ist erst mal das Wichtigste. Vielleicht gibt’s ja doch noch das große Wunder, dass alles ausheilt und er vernünftig spielen kann. Wie die Königshöfer damit klargekommen sind, was sie trotzdem auf die Beine gestellt haben, verdient höchste Anerkennung.

    Beim Hinspiel in Würzburg konnte Martin Allegro seinen Sieg gegen Timo Boll bejubeln.
    Beim Hinspiel in Würzburg konnte Martin Allegro seinen Sieg gegen Timo Boll bejubeln. Foto: Philipp Wohlfart

    Würden Sie am Sonntag am liebsten gegen Martin Allegro spielen?

    Boll: Er hat in der Hinrunde bei dem großen Event Mitte Dezember in Würzburg sehr stark gegen mich gespielt. Es war ein sehr schönes Spiel, sehr dramatisch. Natürlich würde ich mich gern noch mal revanchieren, zumindest eine Chance bekommen. Aber jeder Spieler in Bad Königshofen ist 'ne harte Nuss aktuell für mich und eine große Hürde. Es wird aber hoffentlich insgesamt noch mal ein sehr schönes Spiel. Wir von Borussia Düsseldorf freuen uns jedenfalls auf unseren Auftritt in der Shakehands-Arena.

    Würden Sie unseren Lesern verraten, was Sie nach ihrem Karriere-Ende vorhaben?

    Boll: Das Wichtigste nach der Karriere ist zunächst etwas mehr Zeit für die Familie zu haben. Wenn man immer um die 300 Tage im Jahr unterwegs war, dann war das Familienleben als solches nicht einfach. Von daher freue ich mich erst mal darauf, mehr Zeit zu haben. Ansonsten habe ich beruflich einige Partnerschaften, die über die aktive Karriere hinausgehen. Da werde ich noch ein bisschen tätig sein und hoffe natürlich, auch dem Tischtennissport auf irgendeine Weise erhalten zu bleiben.

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