Ein Mann der großen Worte war David Fuentes Sanchez nie. Wie auch, tat sich der Spanier in seiner Anfangszeit in Deutschland doch schwer, die für ihn neue Sprache zu verstehen und zu erlernen. Wenn dann noch der fränkische Dialekt hinzukam, konnte der 33-Jährige oft nur verdutzt mit den Achseln zucken. Dennoch ist er in Unsleben schnell heimisch geworden und hat dort viele gute Freunde gefunden. Einen entscheidenden Anteil daran hatte der Fußball, die große Leidenschaft von David Fuentes Sanchez. Nach über fünf Jahren im Trikot des TSV Unsleben bzw. der SG Unsleben/Wollbach zieht es ihn nun aber wieder zurück nach Spanien, wo seine Frau Anfang des Jahres eine neue Arbeitsstelle bekommen hat.
Fränkische Geselligkeit
Leicht ist ihm der Abschied ganz und gar nicht gefallen. „Der Verein und die Mannschaft sind wie eine Familie für mich“, sagt Fuentes Sanchez mit feuchten Augen. Seine Mitspieler waren für ihn nicht nur Kollegen, sondern gute Freunde. Der Zusammenhalt und die Geselligkeit haben ihn dabei besonders beeindruckt: „Ich kannte es aus meiner Zeit in Spanien nicht, dass man nach dem Spiel oder Training zusammen bleibt und beispielsweise Brotzeit macht.“ In Spanien möchte er daher in der Zukunft selbst einmal Fußballtrainer werden und dem spanischen Nachwuchs dieses Gemeinschaftsgefühl näher bringen. Sicherlich wird er bei diesem Vorhaben auch an seine fünf Übungsleiter zurückdenken. „Jeder meiner Trainer hier war anders, aber von allen konnte ich etwas lernen“, sagt Fuentes-Sanchez. Besondere Erinnerungen hat er an seinen ersten Coach Frank Kirchner, unter dem als Vizemeister in der A-Klasse gleich der Aufstieg in die Kreisklasse gelang. „Er war ein Typ der alten Schule und im positiven Sinne fußballverrückt.“
Deutsche Härte
Der Fußball habe ihm die Integration und das Erlernen der Sprache enorm erleichtert, sagt der Mittelfeldspieler. Seine damalige Freundin und heutige Ehefrau war vor über fünf Jahren nach Deutschland gekommen, um eine neue Sprache zu lernen. David Fuentes Sanchez besuchte sie, kam dabei in Kontakt mit der Großmutter des Unslebener Stürmers Benjamin Schirber und stand kurze Zeit später das erste Mal auf dem Fußballplatz in Unsleben. Bereits nach seiner ersten Trainingswoche stand ein Trainingslager am Würzburger Haus in der Rhön an. „Mir hat am ersten Abend auf der Hütte der Kopf ganz schön gebrummt, da alle um mich herum so viel gesprochen haben, ich aber nichts verstanden habe“, erzählt Fuentes Sanchez. Er kämpfte sich dennoch durch, lernte nach und nach die Sprache, fehlte bei kaum einem Training und entwickelte sich schnell zu einem Leistungsträger in seinem Team. Als technisch versierter Spieler sorgte er bei seinen Mitspielern und den Zuschauern oft für Begeisterung. Was er hingegen lernen musste, war die körperliche Härte, mit der in Deutschland gespielt wird. „Du musst hier viel mehr kämpfen und einstecken als in Spanien“, erinnert er sich an seine Anfangszeit zurück. Auch die Bedeutung der prestigeträchtigen Derbys gegen die Nachbarn aus Heustreu und Hollstadt wurden ihm sehr schnell bewusst. „In meinem ersten Derby haben wir 3:1 in Heustreu verloren und die Stimmung war im Keller“, berichtet Fuentes Sanchez.
Emotionaler Abschied
Die weiteren Lokalschlager verliefen hingegen meist erfolgreicher und so war ausgerechnet auch das Derby gegen die SG Heustreu/Hollstadt, das diesmal mit 3:1 gewonnen wurde, sein letztes Spiel in Deutschland. Das Ergebnis war in diesem Tag allerdings fast Nebensache, vielmehr stand der emotionale Abschied von seinen Freunden im Vordergrund. „Ich wusste natürlich, dass die Mannschaft etwas plant, was sie dann allerdings auf die Beine gestellt hat, war überwältigend“, zeigt sich Fuentes Sanchez beeindruckt.
Vor dem Anpfiff standen seine Teamkollgen mit kleinen spanischen Fähnchen Spalier und sorgten für den ersten emotionalen Höhepunkt. Selbstverständlich durften auch Geschenke wie ein eingerahmtes Trikot und eine Fotocollage nicht fehlen. Im Spiel selbst zeigte der diesmal als Kapitän aufgelaufene David Fuentes Sanchez noch einmal seine Klasse und bereitete das 2:0 mustergültig vor. Kurz vor Ende der Partei folgte dann der zweite emotionale Höhepunkt. Unter großem Beifall und mit Tränen in den Augen verließ der Spielmacher den Platz und winkte ein letztes Mal seinem Unslebener Publikum zu. Nach dem Abpfiff ging dann die große Abschiedsparty mit selbst gemachter spanischer Paella und deutschem Bier weiter.