Tischtennis
Bundesliga TTBL Post SV Mühlhausen – TSV Bad Königshofen (Sonntag, 15 Uhr, Post-Halle)
Der eigentliche Höhepunkt der Saison des TSV Bad Königshofen, das Heimspiel gegen den deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf, ist vorüber. Doch nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern. Wobei die Grabfelder nicht das Ergebnis (1:3), sondern das Event an sich als Erfolg feierten. Es hatte ja wirklich desaströs ausgesehen um die Personalsituation, sprich, die Mannschaftsaufstellung, weil die Stammkräfte Kilian Ort und Mizuki Oikawa fehlten.
Zwei Mal hatte man sich in Bad Königshofen vergeblich darauf gefreut, den Tischtennis-Weltstar Timo Boll in der Shakehands-Arena begrüßen zu dürfen. Dann kündigte er sich unter der Woche an, brachte Frau und Kind im zehn Meter langen Wohnmobil mit und verbrachte ein auf Montag verlängertes Wochenende auf dem Stellplatz und in der Franken-Therme. Und verzauberte das Publikum in der ausverkauften Halle, deren Zuschauerkontingent aus Sicherheitsgründen herabgesetzt worden war.
Möglichkeiten sind limitiert
Die zwei Ersatzleute Filip Zeljko und Koudai Hiraya wehrten sich nach Kräften. Zeljko durfte wieder einmal im fünften Satz an den Sieg schnuppern. Wie eine Woche zuvor gegen den Weltranglisten-Sechsten Calderano fehlten auch gegen den Nationalspieler Ricardo Walther ein paar Punkte. Der TSV muss auch in dieser Saison mit dem Manko leben, einen oder gar zwei Ausfälle nicht adäquat ersetzen zu können wie es andere Vereine der TTBL können. Das limitiert seine in Bestbesetzung nahezu unbegrenzten Möglichkeiten.
Eigentümliche Atmosphäre
Nun hat der Liga-Alltag den TSV Bad Königshofen wieder. Im thüringisch-bayerischen Duell trifft man auf den Post SV Mühlhausen. Gespielt wird in dessen vereinseigener Halle am Kristanplatz in der Tischtennis-Hochburg und Sportstadt im nordwestlichen Thüringen. Dort herrscht eine im Vergleich zu den anderen Spielstätten eigentümliche Atmosphäre. Der zu DDR-Zeiten als Tischtennis-Verein groß gewordene Post SV kann die fensterlose, ehemalige Schulturnhalle nun mal nicht größer machen als sie ist und spielt dort mit einer Ausnahmegenehmigung der Bundesliga, unter anderem was die Ausmaße der Spielfläche betrifft. Weitere Auflagen können nur beschränkt erfüllt werden. Infrastrukturell, so die Vereinsangaben, soll sich aber nach der Dachsanierung noch einiges verbessert haben. Die besondere Akustik in dem Gemäuer sind die Gastgeber aber stets besser gewöhnt als die Gäste.
Kilian Ort, auf den der TSV immer noch verzichten muss, hat sehr unangenehme Erinnerungen an seinen vorletzten Auftritt. Da ließ er seinen Schläger eine Stunde vor Spielbeginn von den Schiedsrichtern absegnen, um ihn vor dem ersten Aufschlag wegen eines um 0,4 Millimeter gewellten Belags kurzfristig doch gegen einen Ersatzschläger austauschen zu müssen. Für Ort springt erneut Filip Zeljko in die Bresche, der in der ersten TTBL-Saison den Tschechen Lubomir Jancarik besiegen konnte.
Zeljko stark, aber erfolglos
Zurzeit spielt Zeljko eher eine Klasse besser als damals, aber leider nicht erfolgreicher. TSV-Manager Andy Albert schwört darauf, dass sein erstes Erfolgserlebnis unmittelbar bevorstehe. Zu ihm und dem Leitwolf der Jungen, Bastian Steger, stößt nach seinem Japan-Aufenthalt wieder Mizuki Oikawa. Wenn er die Form von vor der Abreise mitbringt, dann dürfte der Jetlag sein größter Gegner sein.
Denn rein sportlich hat sich der kleine Japaner zum Riesen entwickelt, hat aber in den bisherigen vier Vergleichen schon auch mal Federn gelassen. Unterstützt werden die TSV-Cracks diesmal durch die Mitfahrer in einem Fanbus, dessen Kosten ein Sponsor übernommen hat. Damit, vor allem wenn der Fanclub Ping-Pong-Ultras an Bord ist, könnte man auch von der Tribüne aus den Post-Fans Paroli bieten.
Die vergangene Saison war für den Post SV eine der erfolgreichsten in der langen Vereinsgeschichte. In der TTBL wurde der sechste Platz vom Jahr davor bestätigt. Aber noch nie hatten die Thüringer am Ende einer Saison mehr Punkte auf dem Konto, und lange Zeit schien sogar der Einzug in die Play-offs möglich. Auch bei ihrer Premiere in der Champions League überzeugte das Team von Trainer Erik Schreyer mit dem Sprung ins Viertelfinale.
Mühlhausens Kader unverändert
In die neue Runde gingen die Mühlhäuser in unveränderter Aufstellung. Angeführt vom Österreicher Daniel Habesohn (33 Jahre, Weltrangliste: 41) streben er, der rumänische Vize-Europameister Ovidiu Ionescu (30, Weltrangliste: 56) und der Tscheche Lubomir Jancarik (31, Weltrangliste: 88) sowie der Back-up-Spieler Steffen Mengel (31, Weltrangliste: 151) die Wiederholung des Mittelfeld-Platzes an. Auch auf europäischer Bühne wollen die Müntzer-Städter (7./8:8) ein Wörtchen mitsprechen. Ähnlich wie die Bad Königshöfer (4./10:6) wurden sie mit dem 1:3 gegen Grünwettersbach und dem 0:3 in Bremen von Wolke sieben geholt. Für beide ist dieses ein richtungweisendes Spiel für die gesamte Runde.