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Tischtennis: Wie Tischtennis-Training Viktor Haschke hilft, seine Parkinson-Erkrankung erträglicher zu machen

Tischtennis

Wie Tischtennis-Training Viktor Haschke hilft, seine Parkinson-Erkrankung erträglicher zu machen

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    Viktor Raschke ( 76 Jahre ), Parkinson Patient, trainiert Tischtennis am 11.04.2024 in Bad Königshofen.
    Viktor Raschke ( 76 Jahre ), Parkinson Patient, trainiert Tischtennis am 11.04.2024 in Bad Königshofen. Foto: Torsten Leukert

    Der TSV Bad Königshofen, Abteilung Tischtennis, auf der einen Seite und Viktor Haschke auf der anderen: Da gab es 50 Jahre lang keine Bezugspunkte, obwohl er zeitlebens ein sportlich interessierter und aktiver Mensch war. Nun haben der 76-Jährige und der Verein auf ungewöhnliche Weise zueinander gefunden. In einer Liaison, die am 11. April ihren Anfang nahm. 

    Auf Haschkes Initiative hin fand sich eine Interessengemeinschaft zusammen, bestehend aus einer bewegungsinteressierten Gruppe von Parkinson-Patienten (hauptsächlich von der Parkinson-Selbsthilfegruppe Bad Neustadt rund um die Vorsitzende Ilse Ulsamer), den Geschäftsführern der Bad Königshöfer Tischtennis-GmbH, Andy Albert und Matthias Braun sowie dem TSV-Marketing-Beauftragten Bernd Knahn.

    Frank Elstner wird zum Vorbild für Viktor Haschke

    Nicht unerheblichen Anteil daran hat der ehemalige Showmaster Frank Elstner, der selber ein Leben mit der Krankheit führt. Er ist Viktor Hasckes Vorbild, man hatte schon Kontakt miteinander. Elstner ist Beirat der Deutschen Parkinson-Stiftung und hat Haschke unter anderem für dessen Leben mit Parkinson wertvolle Tipps gegeben, "die immer wieder mit Bewegung, Bewegung, Bewegung zu tun haben", wie er versichert.

    Warum gerade am 11. April die Liaison in Bad Königshofen begann? Es war der alljährliche Welt-Parkinson-Tag, am Geburtstag des englischen Arztes Dr. James Parkinson (1755 - 1824), der die Krankheit erstmals beschrieben hat. Typisch für Morbus Parkinson sind Bewegungsstörungen wie Zittern, verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und Störungen des Gleichgewichts.

    Viktor Haschke ging und geht es wie vielen der rund 200.000 Menschen in Deutschland (Tendenz steigend), die von dieser neurodegenerativen Erkrankung betroffen sind. Sie fragt nicht danach, wer oder wo jemand ist, ob arm oder reich, Arbeiter oder Akademiker, schlank oder korpulent. "Zuerst waren es kleine Anzeichen", erinnert sich Haschke. "Ich habe sie aber gleich wahr- und ernst genommen."

    "Als es begann, war ich 62 und eigentlich topfit."

    Viktor Haschke über seine Parkinson-Erkrankung

    Er habe auf einmal Probleme beim Laufen und beim Stehen bekommen, "als wenn der Boden schwanke." Es habe zwei Jahre gedauert, bis er 2012 die Diagnose bekam. "Als es begann, war ich 62 und eigentlich topfit." Kein Wunder, er war ja auch sein ganzes Leben lang ein sportlich sehr aktiver Mensch. Ein sehr guter Tennisspieler von Kindheit an bis in die Ü60. Klubmeister des TC RW Bad Königshofen, erfolgreich als Einzel- und Mannschaftsspieler, "unterfränkischer Jugend-Mannschaftsmeister, im Einzel unter den ersten Acht." Viktor, nomen est omen, war immer ein Siegertyp – und Allrounder. Er absolvierte alle möglichen Piloten-Ausbildungen, flog einmotorige Maschinen, "sogar ohne Sicht nach außen."

    Und er war Musiker mit Leib und Seele. "Am Anfang war ich Schlagzeuger bei den "Firestones", erzählt er und strahlt. "Ich habe in anderen Bands mitgespielt, selber welche gegründet. Die letzte hieß, Victory', wie sonst", sagt er schmunzelnd. Der BWL-studierte Diplomkaufmann managte in großem Stil Künstler, Musikgruppen und Bands.

    Im Gespräch verraten Stimme und Mimik, dass der am liebsten all die schönen Dinge seines Lebens im Zeitraffer erzählen möchte. Was der Gesprächspartner auch spürt und außerordentlich interessant findet - doch denkt er auch an das vereinbarte Limit für diesen Text. Letztlich soll es ja um die neu gegründete Tischtennis-Gruppe in der Shakehands-Tischtennis-Akademie gehen, die ihren Platz in der Turnhalle der ehemaligen Irina-Sendler-Förderschule gefunden hat. Nach einem Jahrzehnt Leerstand war sie bis vor einem Jahr noch nach in einem erbärmlichen Zustand. Viele fleißige Helfer wandelten sie in unzähligen Stunden Eigenleistung in eine feine, kleine Sportstätte um, in der auch die TSV-Bundesligaspieler Basti Steger, Filip Zeljko & Co trainieren.

     Viktor Raschke beim Training mit dem 13-jährigen Valentin Heumann aus der U15 II des TSV Bad Königshofen.
     Viktor Raschke beim Training mit dem 13-jährigen Valentin Heumann aus der U15 II des TSV Bad Königshofen. Foto: Torsten Leukert

    Von all dem erfuhr Viktor Haschke durch "diesen fleißigen Macher" Andy Albert. "Ihm hatte ich zu verdanken, dass ich in Düsseldorf an einem Turnier teilnehmen konnte, für das die Meldefrist eigentlich schon abgelaufen war." Von da an war Viktor wie elektrisiert von dem Gedanken, nicht nur hin und wieder mal mit irgendjemandem ein bisschen Tischtennis zu spielen. "Ich habe ja bei null angefangen, hatte bis vor kurzem mit diesem Sport überhaupt nichts am Hut." Als Andy Albert (Ü60) sowie die ehemaligen Tennis- und Tischtennisspieler Bernd Knahn (Ü70) und Matthias Braun (Ü60) und noch der eine oder andere Aktive mit Viktor Haschke geübt und ihn so richtig heiß gemacht hatten, da wurde er in seinem Vorhaben bestärkt von Frank Elstner und seinem Arzt Prof. Dr. Jens Volkmann, dem Direktor der neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Würzburg, "inzwischen ein freundschaftlich guter Bekannter." So soll es von nun an einmal im Monat ein gemeinsames Tischtennis-Training geben mit Parkinsonkranken und Mitgliedern des TSV Bad Königshofen.

    Man könne seinem Körper gar nicht genug an Bewegung anbieten. "Zu heilen gibt’s nichts, aber erträglicher zu machen", sagt Haschke. "Noch bin ich nicht tot. Man kann sehr viel machen. Sport und diese Gruppe sind ein Teil davon." Die Auftaktveranstaltung mit viel Tischtennis, Kaffee, Kuchen, Gegrilltem, vielen Helfern und Sparringspartnern war, so sagen es die Teilnehmenden, ein Riesen-Erfolg. Und es soll eben, so wünschen es sich alle, nicht das letzte Zusammentreffen gewesen sein.

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