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Oberliga Süd ERV Schweinfurt – EC Bad Tölz 3:2 (2:0, 1:0, 0:2)
Die Partie der Mighty Dogs gegen die Tölzer Löwen war wieder einmal nichts für schwache Nerven. Mit dem großen Unterschied, dass diesmal der ERV nach einer schier endlos langen Durststrecke endlich einmal das bessere Ende für sich hatte. Nach 18 Spielen gelang wieder ein Dreier.
Dabei schien es fast so, als würden die Schweinfurter wieder einmal einen Drei-Tore-Vorsprung noch aus der Hand geben. Nach ihrer 3:0-Führung ließen sie die Gäste noch auf 2:3 herankommen und verpassten es in den letzten zwei Minuten dreimal denkbar unglücklich, das beruhigende vierte Tor nachzulegen. Erst scheiterte Igor Filobok nach einem Konter am Tölzer Goalie Marco Wölfl (59.). Dann hatte Vitali Stähle Pech, dass Wölfl, der bereits auf dem Weg zur Wechselbank war, in der Schlussminute mit einem Hechtsprung den Drehschuss des Schweinfurter Kapitäns noch mit der Kelle abwehren konnte. Und Mikhail Nemirovsky scheiterte mit einem Schuss aus der neutralen Zone auf das verwaiste Gehäuse am Pfosten.
Es hätte sich in den bisherigen Saisonverlauf eingefügt, wenn die Gäste mit ihrem letzten Angriff noch den Ausgleich erzielt hätten. So aber brachten die Mighty Dogs den Vorsprung über die Zeit und holten sich den so dringend benötigten Sieg. „Ich freue mich für die Mannschaft, die es sich wirklich verdient hat. Im ersten Drittel hat sie sehr gut gespielt, danach um jede Scheibe gekämpft und den Vorsprung zum Glück über die Zeit gerettet. Ich hoffe, dass das jetzt der mentale Befreiungsschlag war“, sagte der erleichterte ERV-Coach Jukka Ollila, der dennoch keinen Anlass zur Euphorie sah. „Der Sieg war gut. Wir dürfen aber jetzt nicht blind sein, sondern müssen weiter hart arbeiten. Heute können wir den Dreier aber erst mal genießen.“
Sein Bad Tölzer Gegenüber Florian Funk war naturgemäß weniger begeistert, obwohl sein Team nach verschlafenem Anfangsdrittel mächtig Betrieb machte. „Das Problem war, dass wir vor zwei Wochen in Weiden verloren haben. Da waren die Letzter. Und wir haben gar nichts daraus gelernt“, deutete er die fehlende Einstellung seines Teams im ersten Spielabschnitt an.
Diese nutzte Igor Filobok bereits nach 59 Sekunden zur Schweinfurter Führung, die der Topscorer des ERV dann sogar ausbaute (7.). Dieses 2:0 war nach 20 Minuten völlig verdient, weil die Mighty Dogs spielerisch und kämpferisch das deutlich bessere Team waren. Dies änderte sich mit Beginn des Mitteldrittels. Ab diesem Zeitpunkt dominierten die Oberbayern das Geschehen, fanden aber kein Mittel, um den starken und hinterher von den Fans gefeierten Ole Swolensky im Tor zu bezwingen. „Es war sicher der Knackpunkt, dass wir im zweiten Drittel kein Tor erzielt haben“, sagte Funk, der dann auch noch mit ansehen musste, wie die Schweinfurter aus einer ihrer nun weniger werdenden Chancen in Überzahl durch Michele Amrhein sogar zum 3:0 kamen (39.).
Mit großer Leidenschaft und dem notwendigen Glück verteidigten die Gastgeber, die mittlerweile fast durchgängig auf zwei Reihen umgestellt hatten, gegen mit Macht anrennende vier Tölzer Reihen den Vorsprung bis zur 54. Minute. Dann verkürzten die Gäste in Überzahl zunächst auf 1:3 und knapp drei Minuten später auf 2:3, worauf Ollila eine Auszeit nahm und offenbar die richtigen Worte fand.
Das alles geschah ohne die Teilnahme von Kontingentspieler Lukas Rindos, der von Ollila schon vor dem Freitag-Spiel in Selb bis auf weiteres aus dem Kader gestrichen wurde. Was die Frage nach der Zukunft des Tschechen in Schweinfurt aufwirft. „Das muss die sportliche Leitung entscheiden“, verwies der Finne an Steffen Reiser. „Jukka hat mich am Dienstag über seine Entscheidung informiert“, sagte der Manager dazu. „Lukas ist statistisch gesehen der schlechteste Spieler im Kader. Das ist für einen Ausländer besonders problematisch, weil von ihm besonders viel erwartet wird und er so anderen Spielern auch ein Alibi liefert. Wir werden nun besprechen, wie es weitergeht. Klar ist, dass er Vertrag hat und wir uns keinen dritten Ausländer auf der Gehaltsliste leisten können. Platz für einen neuen Ausländer wäre somit nur, wenn Lukas bereit wäre, seinen Vertrag aufzulösen.“ Ein Wunsch, die Zusammenarbeit fortzusetzen, klingt anders.
Verstärkung wird der ERV allerdings für die nächsten vier Spiele dennoch bekommen. Reiser: „Wir sind uns mit einem deutschen Spieler, der über DEL-, Zweitliga- und Oberliga-Erfahrung verfügt einig, dass er in den kommenden vier Spielen für uns auflaufen wird.“ Um wen es sich dabei handelt, werden die Mighty Dogs den Wünschen des Spielers entsprechend erst im Laufe der Woche bekannt geben.
Schweinfurt: Swolensky – J. Knaup, S. Knaup, Koch, Vojta, Kleider, Schäfer – Nemirovsky, Filobok, Stähle, Amrhein, Litesov, Funk, Aminikia, Dam, Zimmermann.
Tore: 1:0 (1.) Filobok (Stähle, Nemirovsky), 2:0 (7.) Filobok (Nemirovsky, Stähle), 3:0 (39.) Amrhein (Nemirovsky, Stähle 5-4), 3:1 (54.) Fischhaber (Kottmair, Schwarz 5-4), 3:2 (56.) Sedlmayr (Strobl, Wölfl). Strafminuten: 8/10. Hauptschiedsrichter: Neubert (Berlin). Linesmen: Melcher (Neuwied) / Teichrib (Köln). Zuschauer: 418.