Da haut der gute Frank Kramer endlich mal einen flotten Spruch raus – und schon ist er weg. Dem Trainer der SpVgg Greuther Fürth hat der kurzzeitige Imagewechsel vor dem Sandhausen-Spiel nichts genutzt: Seine Mannschaft spielte beim 0:0 einmal mehr so dröge, wie Kramer trotz menschlich sympathischer Art in seinen Analysen meist gewirkt hatte. Es war aber auch nicht ganz einfach, das Welken des Kleeblattes in Worte zu fassen. Dass Präsident Helmut Hack nach nur einem Tor in den letzten acht Spielen und dem Absturz auf Rang 13 genug hatte und wieder mehr Leidenschaft und Emotionalität fordert, ist nachvollziehbar.
Leidenschaft und Emotionalität – das war über viele Jahre ebenso Markenzeichen der Fürther wie die extrem stark regional geprägte Personalpolitik. Seit dem Bundesliga-Abstecher aber scheint diese fränkisch-fröhliche Fußballkultur abhandengekommen zu sein. Einmal mit den Großen in der Lounge gesessen, wollten sie im Ronhof nicht mehr auf die knarzige Wirtshausbank. Und das ausgerechnet mit einem Trainer, wie er bodenständiger und hemdsärmliger kaum sein konnte. Gut möglich, dass Kramer sich mit so einer fränkischen Talent-Auswahl früherer Tage wohler gefühlt hätte, als mit diesem Ensemble ausrangierter Erstliga- und namenloser Auslandskräfte. Die Spielvereinigung hat sich binnen drei Jahren zu einem austauschbaren Zweitligisten entwickelt. Was unterscheidet Fürth von Aalen, Sandhausen oder Heidenheim? Ohne Alleinstellungsmerkmal wird sieben Kilometer neben dem 1. FC Nürnberg ein weiterer Bundesliga-Standort schnell verzichtbar.
Deswegen müssen sich die Greuther rasch darauf besinnen, wo die Reise hingehen soll. Platz drei in der Vorsaison kam fast schon als Zufallsprodukt daher, dem obligatorischen Ausverkauf folgte eine uninspirierte personelle Neuordnung, halb gar auf schnellen Erfolg ausgerichtet. Was ist aus der charmanten Geduld angesichts unzähliger fünfter Plätze geworden? Als (Nürnberg mal ausgenommen) ganz Fußball-Deutschland diesem Verein die Daumen für den großen Wurf gedrückt hat. Jetzt soll Mike Büskens die in Lethargie erstarrten Fürther wieder wach rütteln. Das mit der Leidenschaft und Emotionalität wird er in den drei Monaten hinbekommen. Für alles weitere sollten sich Hack und sein Sportdirektor Michael Mutzel Zeit nehmen: Im Ronhof verzeihen sie Nichtaufstiege um ein Vielfaches lieber als den Verrat grün-weißer Werte.