Die Bilanz der Hammelburg Volleys zum Ende der Hinrunde ist formidabel: 25 Punkte, 4. Tabellenplatz und ein eindrucksvolles 3:0 gegen das Spitzenteam aus Karlsruhe am letzten Wochenende. Doch zum Erfolg gehören dreimal Training die Woche, akribische Vorbereitung der Übungen und Analyse des nächsten Gegners. Dazu fast jedes Wochenende Spieltage und teils stundenlange Auswärtsfahrten. Belastungen, die Trainer Cornel Closca nicht mehr mit Familie und Beruf vereinbaren kann. Deswegen verlässt er den Verein zur Winterpause.
Dem 46-Jährigen fällt der Schritt sehr schwer, hatte der erfahrene Übungsleiter doch in den vergangenen Jahren stets wertschätzend von „seinen Jungs“ und „seiner Familie“ gesprochen, wenn es um das Bundesligateam ging. „Ich habe die Zeit mit dem Team unglaublich genossen und hoffe, dass ich die Jungs in die richtige Richtung bewegen konnte, als Menschen wie auch als Volleyballer. Für mich ist jetzt allerdings der Zeitpunkt gekommen loszulassen, um auch dem Team den nächsten Entwicklungsschritt zu ermöglichen“, sagt der in Hambach lebende Closca.
Hohe Belastung
Für Hammelburgs Abteilungsleiter Matthias Benner stellt sich der Abschied des 46-Jährigen auch als Folge der stetig wachsenden Professionalisierung in der Volleyball-Bundesliga und der Corona- Pandemie dar. Deren Auswirkungen bringe nicht nur das Ehrenamt deutlich an seine Grenzen: „In der Zweiten Bundesliga musst du oft ehemalige Profisportler, die einen ganz anderen Anspruch an Training und Wettkampf haben, sowie Arbeitnehmer, die 40 Stunden in der Woche arbeiten, unter einen Hut bringen. Gerade in Zeiten von Corona mit wöchentlichen Tests, Verlegungen und Doppelspieltagen an einem Wochenende, ist die Belastung im semi-professionellen Bereich extrem hoch“, beschreibt Benner den „Fulltime-Job Volleyball“.
„Nach einigen anstrengenden Jahren und unserem auch finanziell schwierigen Versuch, einen hauptamtlichen Trainer zu beschäftigen, um damit professionellere Strukturen zu ermöglichen, hat Cornel in den beiden letzten Jahren viel Ruhe in die Mannschaft gebracht und einen Neuaufbau im Kader ermöglicht. Selbstverständlich respektieren wir seinen Wusch nach Vertragsauflösung und werden ihn als Freund und Volleyballexperten in Erinnerung behalten.“
Was sagen „seine Jungs“? Sie erlebten Closca über zwei Jahre zunächst als Co-Trainer und seit letzter Saison als Chef. „Cornel hätte für jeden von uns alles stehen und liegen lassen und wäre zu uns gekommen, wenn es uns schlecht gegangen wäre“, beschreibt Kapitän Oscar Benner den „feinen Kerl und Familienmenschen“. Und ergänzt: „Wir haben ihn alle ins Herz geschlossen und werden uns in der kleinen Volleyballwelt sicher nicht aus den Augen verlieren.“
Closca lobt den TV/DJK als „einen Verein, wie ihn sich sicher jeder Trainer wünscht“ und das Umfeld als „das beste Publikum der 2. Liga und tolle Sponsoren“. Bei Einem bedankt er sich besonders: „Klaus Baden war nicht nur mein Co-Trainer, sondern ist zu einem Freund geworden. Er hat unglaublich viel bewegt, oft leise und im Hintergrund. Ohne ihn und seine Unterstützung hätten wir als Team nicht so viel erreicht.“
Der Verein sucht noch einen Nachfolger
Hammelburgs Bundesligaverantwortlichen bleibt die Suche nach einem neuen Headcoach. Da Closca sie nach eigenen Angaben „die letzten Wochen transparent an seinen Gedankenspielen hat teilhaben lassen“, trifft sein Abschied sie „nicht völlig unvorbereitet und wir konnten frühzeitig unsere Netze auswerfen“, so Frank Jansen. Er ist optimistisch, „bereits in Kürze einen adäquaten Nachfolger präsentieren zu können“.