„Der Sportleiter hat einen guten Job gemacht. Jetzt muss es der Trainer noch auf dem Platz umsetzen.“ Sagt Gerd Klaus. Und damit sagt es Gerd Klaus über Gerd Klaus. Denn der Trainer des FC 05 Schweinfurt ist inzwischen auch der Sportleiter des FC 05 Schweinfurt. „Wir haben eine gute PS-Zahl vorgelegt.“ Das sagt er auch. Was in Summe darauf schließen lässt, dass seine Mannschaft eine deutlich bessere Rolle spielen wird in der Fußball-Regionalliga Bayern. Und das scheint auch realistisch. Der Blick auf die Liste der Abgänge und die der Zugänge zeigt: Der grün-weiße Kader hat erheblich an Qualität gewonnen, lässt Träume zu, wie sie dem etwas euphorischeren Vorsitzenden Markus Wolf, der den Spaß maßgeblich finanziert, über die Lippen gehen: „Platz eins bis fünf.“
Die „eins“ mag Klaus aber streichen: „An Unterhaching führt kein Weg vorbei. Dann Burghausen, Bayern II, Nürnberg II und Illertissen. Da sind schon acht, neun Mannschaften, die sich einen Kampf liefern.“ Und, ja, da gehöre man jetzt dazu. Wenngleich sich die feinen Bausteine erst zu einem Gebilde fügen müssen. Die letzten drei Zugänge haben erst übers Wochenende unterschrieben, am Donnerstag (18.
30 Uhr) geht es beim SV Schalding-Heining mit dem offiziellen Regionalliga-Eröffnungsspiel samt Verbands-Brimborium schon los. Klaus: „Von Null auf Hundert geht das natürlich nicht gleich.“ Die Shopping-Tour hat Klaus gleichermaßen Spaß wie auch Stress bereitet. „Der Urlaub ist ins Wasser gefallen, meine Frau hat vom schlimmsten Sommer gesprochen, seit ich Trainer bin. Ich hatte 45 Spieler kontaktiert, 35 Testspieler waren da. Das ist der größte Umbruch beim FC 05 in der jüngeren Vergangenheit.“
Variable Spielsysteme
Wo's schon recht gut läuft, ist in vorderster Linie. Nicolas Görtler (Bamberg) und Adam Jabiri (Würzburger Kickers) haben sich in der Vorbereitung als treffsicher erwiesen. Und bringen den Coach, der mit den Beiden sowie Daniel Diroll und Marino Müller über gleich vier Stürmer verfügt, damit in Gewissenskonflikte:„Ich lasse eigentlich am liebsten mit einer Spitze, klassischem Zehner und Doppelsechs spielen.“ 4-2-3-1 – dann müsste einer der beiden neuen Angreifer ganz oder zumindest in eine hängende Rolle weichen. Wobei die 05er systemvariabel spielen wollen, also auch ein 4-4-2 denkbar ist, in den Varianten mit Raute oder mit zwei flachen Sechsern.
Für die Schaltzentrale wurde richtig zugelangt: Mit Marco Haller kam ein Regisseur, der bei den Würzburger Kickers in der Zweitliga-Relegation noch einmal einen richtig starken Auftritt hatte; und zuletzt gesellte sich mit Marius Willsch ein weiterer Routinier dazu, der bei Unterhaching und Saarbrücken reichlich Dritt- und Regionalliga-Erfahrung gesammelt hat. „Das ist schon große Qualität“, sagt Gerd Klaus, wohlwissend, dass mit Kevin Fery auch altbewährte Klasse im Kader ist. Nächster Konkurrenzkampf: Auf den Außenpositionen muss sich Steffen Krautschneider Pedro Güthermann (Werder Bremen II) und Nikola Jelisic (BV Cloppenburg) erwehren. Der Kader ist in der Spitze, aber auch der Breite gewachsen. Zehn Abgänge, elf (alle bereits spielberechtigte) Zugänge, dazu zwei Talente aus der eigenen Jugend (Mert Topuz und Lukas Illig), kaum Ausfälle (Andreas Bauer Rot, Johannes Golla Trainingsrückstand): Die 05er fahren mit breiter Brust nach Passau.
Vertrauen in Julian Schneider
Wer da im Tor stehen wird, ist noch nicht ganz fix, denn Julian Schneider hat immer noch ein bisschen Probleme mit der Handverletzung aus der Vorsaison. Klaus sagt aber: „Wenn Julian fit ist, genießt er auch den Bonus des letzten Jahres. Dann ist er erst einmal die Nummer eins.“ Die Neuen müssen sich hinten anstellen. Wie auch in der Defensive. Zentral ist Johannes Bechmann gesetzt, Marco Janz dürfte ihm zur Seite stehen. Für die Außenverteidigerpositionen hat rechts der arrivierte Philip Messingschlager beste Karte, links dürfte der Ex-Erfurter Julian Löschner ins Team rücken. Überhaupt hat die Wunschformation recht viel zu tun mit der Aufstellung der ersten Halbzeit aus der Generalprobe gegen Erfurt.
Die Liga schätzt Klaus noch stärker ein. Dafür sprächen die vielen Wechsel aus anderen Regionalligen nach Bayern. Einen Außenseiter macht er nicht aus, traut den Aufsteigern Seligenporten und Hof Überraschungen zu. Eine eigene, vor allem unliebsame wollen die Nullfünfer derweil vermeiden: Bei den Schaldingern gab's für Klaus als Trainer noch keinen Punkt. „Das wollen wir diesmal ändern.“
FC 05 Schweinfurt Neuzugänge: Nicolas Görtler (Eintracht Bamberg), Adam Jabiri (Würzburger Kickers), Marco Haller (Würzburger Kickers), Johannes Golla (Greuther Fürth II), Pedro Güthermann (Werder Bremen Jugend), David Paulus (Germania Halberstadt), Oliver Scheufens (Abtswind), Christoph Schmidt, Maximilian Hillenbrand (beide eigene U23), Mert Topuz, Lukas Illig (beide eigene Jugend), Nikola Jelisic (BV Cloppenburg), Julian Löschner (Rot-Weiß Erfurt), Marius Willsch (FC Saarbrücken), Herbert Paul (FC Bayern München II). Abgänge: Michael Kraus (Euerbach), Philipp Kleinhenz (Aubstadt), Ingo Feser (Aubstadt), Bastian Lunz (Erlangen-Bruck), Tom Jäckel (Erlangen-Bruck), Florian Wenninger (VFR Garching), Daniel Mache (Würzburger FV), Adrian Dußler (FC Würzburger Kickers II), Dominic Dachs (unbekannt), Manuel Müller (FC Sand). Tor: Julian Schneider, David Paulus, Oliver Scheufens, Julian Glos. Abwehr: Andreas Bauer, Johannes Bechmann, Johannes Golla, Marco Janz, Philipp Messingschlager, Christoph Schmidt, Mert Topuz, Maximilian Hillenbrand, Herbert Paul, Julian Löschner. Mittelfeld: Christopher Kracun, Kevin Fery, Marco Haller, Steffen Krautschneider, Pedro Güthermann, Lukas Illig, Michael Krämer, Nikola Jelisic, Marius Willsch. Angriff: Marino Müller, Adam Jabiri, Nicolas Görtler, Daniel Diroll. Trainer: Gerd Klaus (seit 1. Juli 2012) Ziel: besser abschneiden als im letzten Jahr Meistertipp: SpVgg Unterhaching, Wacker Burghausen, FC Bayern München II.