Im Vorfeld als Topfavorit gehandelt, wurde der TSV Bergrheinfeld seiner Rolle gerecht und verteidigte seinen Titel bei der Jugend 19. Nichts besonderes? Doch! Nicht-Favoritensiege kennt gerade die „Bercher“ Jugend aus früheren Meisterschaften zur Genüge. Das Problem ist für den lokalen Branchenführer immer das gleiche: „Wir werden in der Liga kaum gefordert“, sagt Nicole Triebel, die mit Thomas Milasevic ein Trainergespann bildet. Diesmal reichte die Unterforderung bis in die Gruppenphase der Meisterschaft. Die vor wenigen Jahren noch starke SG Findorff wurde 15:1 deklassiert. Dem späteren, immerhin Viertplatzierten, TuS Kettig erging es mit 9:1 nicht viel besser.
Im Halbfinale gegen den Tus Helpup wurde es beim 6:2 (3:2) schon ernster. Der Angstgegner und deutsche Meister von 2011 wurde seiner Rolle zunächst gerecht. Die Westfälinnen spielten unerschrocken auf, gingen 2:0 in Führung. Da bedurfte es neben einem Konter schon zwei verwandelter Sechsmeter, um noch vor der Pause mit 3:2 die Führung zu übernehmen. Das gab Sicherheit. Mit überzeugendem Kreis- und Konterspiel wurde die Führung auf 6:2 ausgebaut. Das Endspiel gegen den TuS Sudweyhe (4:1) war lange eine zähe Angelegenheit. Joana Ebners frühes 1:0 nach rekordverdächtigen elf Sekunden wirkte nicht als Initialzündung. Der Meister hatte zwar ein paar Mal Pech mit dem Korbring, auf der anderen Seite kam Sudweyhes Korbhüterin Luisa Schlemm doch einige Male unbedrängt am „Bercher“ Wurfkreis zum Zug, zielte aber zu ungenau. Erst mit Ebners erfolgreich beendetem Konterlauf zum 2:0 direkt nach Wiederbeginn war der Bann gebrochen. „Sudweyhe war ein richtig guter Gegner. Mit dem 2:0 ist uns ein Stein vom Herz gefallen“, sagte später die mehrfache Meisterin und Spielführerin Joana Ebner.
In der Gruppenphase als Dritter ausgeschieden ist die Jugend 19 des TSV Grafenrheinfeld. „Die Abwehr war super, mit dem Angriff war ich gar nicht zufrieden“, äußerte sich Trainer Detlev Kraus nach dem 3:3 gegen den späteren Drittplatzierten TuS Helpup. Tatsächlich schien in diesem Spiel mehr drin. Zwei Viermeter wurden versiebt. Gegen Sudweyhe gab es ein optisch klares, wenn auch am Spielverlauf gemessen längst nicht so eindeutiges 1:4. Eine erwartete Niederlage, denn die sich tapfer wehrenden „Rafelder“ mussten dank einer nur etwa 170 Zentimeter großen Korbhüterin mit kräftezehrender direkter Deckung operieren. Am Ende fehlten ein paar Körner. Bei den Ettlebenern Schülern kannte der Jubel nach dem überraschenden Gewinn der deutschen Meisterschaft bei ihrer ersten Teilnahme keine Grenze. Im Finale wurde der TuS Helpup nach anfänglichem Rückstand 11:6 (5:3) bezwungen. Die Westfälinnen spielten vom Start weg eine direkte Manndeckung, unterbanden so Ettlebens Spielfluss. Aber diese kraftraubende Art zu spielen, sollte nicht lange Erfolg haben. Die überragende TSV-Korbhüterin und Top-Werferin des Turniers, Hannah Erhardt, lief sich häufig geschickt frei und erzielte speziell vor der Pause wichtige Körbe. „Das Spiel gegen Helpup hat uns gelegen. Mit schnellen Doppelpässen waren wir erfolgreich“, sagte Rita Stark, die mit Martina Mühl die Mannschaft trainiert. „Beim 10:9 (7:7, 4:6) nach Verlängerung gegen den FC Gessel-Leerßen im Halbfinale war es emotionaler. Da hatte ich schon Bedenken“.
Die Bedenken des Trainergespannes gegen den physisch überlegenen und vor allem mit springender Korbfrau agierenden Favoriten aus Niedersachsen schienen berechtigt. Gessel war eine verdammt harte Nuss, hatte im Spielverlauf genug Möglichkeiten, sich mit zwei oder drei Körben abzusetzen. Als die Niedersachsen in der Verlängerung trotz Überzahl durch zwei Sechsmeter von 8:8 mit 8:10 in Rückstand gerieten, schien das Aus nahe. Aber das Team bewies wie in der Anfangsphase beim 1:4, die nötige Übersicht und Ruhe beim Kreisspiel, verfiel nie in Hektik und wurde dafür belohnt. Das ist keine Selbstverständlichkeit, auch in den höheren Altersklassen, wo als letztes Mittel häufig zu (Verzweiflungs-) Fernwürfen gegriffen wird. In der Gruppenphase wurden die Ettlebener Schülerinnen kaum geprüft. Dem 18:0-Aufgalopp gegen Honnefeld folgte nach einem 2:2 ein am Ende klares 10:6 gegen das teilweise aus recht großen Spielerinnen bestehende Team des TuS Sudweyhe.