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Radsport:: Simon Strobel lebt seinen Traum

Radsport:

Simon Strobel lebt seinen Traum

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    Will sich im neuen Team etablieren: Simon Strobel (vorne rechts) beim Training mit dem Rad-Team Novo Nordisk in Kalifornien.
    Will sich im neuen Team etablieren: Simon Strobel (vorne rechts) beim Training mit dem Rad-Team Novo Nordisk in Kalifornien. Foto: Fotos (2): Team Novo Nordisk

    Geht nicht, gibt's nicht. Ein Motto, das für viele Sportler gilt, vor allem im Profibereich. Doch bei Simon Strobel aus Schwanfeld hat dieses Motto eine besondere Bedeutung. Er hat Diabetes mellitus Typ 1 und ist nicht nur fit wie ein Turnschuh, sondern seit kurzem auch Profi-Radsportler beim amerikanischen Team Novo Nordisk. Eine ungewöhnliche Karriere des 28-Jährigen, den hohe Ziele noch nie geschreckt haben.

    Als er 14 war, wurde bei ihm der Diabetes diagnostiziert, seitdem musste er sein Leben neu organisieren, penibel auf seine Zuckerwerte achten und ist auf eine Insulinpumpe angewiesen. So wie er und seine Familie die Herausforderung der Krankheit annahmen und bewältigten, so nahm er die Herausforderung im Sport an. Und wurde belohnt. Als Speedskater verdiente sich Simon Strobel bereits erste Meriten, wurde deutscher Meister, nahm 2007 an der Europameisterschaft teil, trainierte auch im Studium in Mainz noch am Bundesstützpunkt in Groß-Gerau. Doch wegen einer Knieverletzung und vor allem durch seinen Bruder Benedikt inspiriert, stieg er vor einigen Jahren auf das Rennrad um. „Die Faszination ist ungebrochen, es ist meine Leidenschaft. Im Training sieht man so viel. Und ein Rennen im Feld mit einem Durchschnitt von 40 km/h zu fahren, das hat was“, erzählt Strobel strahlend. Bis zu 20 000 Kilometer pro Jahr werden im Training absolviert, dazu kommen die Rennen – kein Problem für den promovierten Arzt, der sein Medizinstudium in Mainz vergangenes Jahr erfolgreich abschloss. Natürlich hätte er als Arzt weitermachen können, er möchte später als Allgemeinmediziner und Diabetologe arbeiten. Doch als der Anruf vom Teamchef von Novo Nordisk kam, gab es kein Überlegen: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, so Strobel.

    Aufgefallen ist Strobel Teamchef Phil Southerland vergangenes Jahr. Da fuhr der Schwanfelder bei einer 2100 Kilometer langen Tour von Brüssel nach Barcelona mit, gemeinsam mit zwölf ebenfalls zuckerkranken Radsportlern, die wie Strobel beweisen wollten, dass man mit Diabetes ohne weiteres Leistungssport betreiben kann. 13 Tage, 22 000 Höhenmeter, im Schnitt 160 Kilometer am Tag – eine Herausforderung, die Strobel beeindruckend managte. Aus dem „ambitionierten Amateursportler“ wurde ein Profi-Sportler, der ab Mitte Februar dauerhaft in den USA nahe Atlanta lebt und trainiert. Der Vertrag mit Novo Nordisk gilt zunächst ein Jahr, gefahren werden Rennen in Nordamerika, aber auch in Europa, hauptsächlich Kriterien. Wenn es nach Strobel geht, soll es deutlich länger dauern. Er will sich etablieren, die Perspektive ist verlockend: Novo Nordisk betreibt zwei Radteams, das Development-Team, in dem Strobel mit 16 Fahrern aus elf Nationen, die wie er Typ-1-Diabetes haben, fährt, sowie das Pro-Team, ebenfalls alles Fahrer mit Diabetes, die in der zweithöchsten Serie der UCI fahren. In dieses will er aufgenommen werden, 2021 will man nämlich bei der Tour de France fahren. Novo Nordisk, das neben dem Radsport noch zahlreiche Profi-Sportler in anderen Sportarten unter Vertrag hat, hat eine besondere Mission: Die dänische Firma ist Weltmarktführer in der Diabetes-Pharmazie und stellt schon seit 1923, zwei Jahre nach der Entdeckung des Insulins, entsprechende Medikamente her. Ihr geht es vor allem darum, mit ihren Sportlern als Botschafter zu zeigen, wie gut man heutzutage bei der richtigen Therapie mit Diabetes leben kann – das können von den etwa 380 Millionen weltweit Betroffenen bei weitem nicht alle, weswegen Aufklärung und Spendensammeln wichtig ist, gerade in Entwicklungsländern in Afrika.

    „Jeder der Sportler in unserem Team hat seine eigene Geschichte“, erzählt Strobel. Ihnen allen geht es darum, sich auf dem Rad und in ihrem Sport zu beweisen, aber auch den Menschen um sie herum zu erklären, dass Diabetes kein Weltuntergang ist. Dass er sich eine vor allem in Deutschland schlecht beleumundete Sportart gesucht hat, weiß Strobel. „Wir stehen als Team für einen dopingfreien Radsport, werden natürlich von der amerikanischen Antidoping-Behörde ständig kontrolliert“, erklärt er. „Als Arzt weiß ich ja über die negativen Folgen von Doping Bescheid, es ist undenkbar.“

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