Kurz vor Schluss im Relegationsspiel gegen den TV Oberndorf schoss Wülfershausens Kapitän Manuel Drenkard, „das wichtigste Tor seiner Karriere. So stand es jedenfalls damals in der Zeitung“, erinnert sich DJK-Fußballabteilungsleiter Rainer Schindelmann, denn Wülfershausen verhinderte damit den Abstieg in die A-Klasse. Doch dieses 2:1 war irgendwie mehr, als „nur“ der Klassenerhalt. Es war ein Erweckungserlebnis. „Seitdem herrscht im Dorf Euphorie pur“, sagt Schindelmann, der die Fußballabteilung gemeinsam mit Burkhard Schmitt und Maik Reichelt führt. „Wir sind regelrecht aus dem Dornröschenschlaf erwacht.“ Schließlich dümpelte die DJK Wülfershausen seit Jahren in der Kreisklasse 1 nur so vor sich hin und konnte mehrfach nur knapp den Abstieg verhindern.
Doch seit dem 2:1 und seitdem zu Saisonbeginn der neue Trainer Thomas Pfeuffer seinen Dienst antrat, läuft es prächtig. Der war vorher einer der erfolgreichsten Stürmer bei der DJK Schwebenried und machte seine neue Mannschaft binnen kürzester Zeit zu den „Helden der Kreisklasse“. Die Folge: fünf Spiele, fünf Siege bei beeindruckenden 21:8 Toren gegen schwere Gegner, wie Gramschatz, Oberwerrn oder Schwemmelsbach. Zu den Heimspielen kommen bei nun schon mal 400 Zuschauern (bei 500 Einwohnern), selbst auswärts fahren 100 Fans mit. „Ich sehe wieder Gesichter auf dem Sportplatz, die ich seit Jahren dort nicht mehr gesehen habe“, freut sich der Abteilungsleiter.
Dabei hat sich der Kader kaum verändert, geändert hat sich aber die Einstellung und somit die Trainingsbeteiligung. „Bis auf einen Burghausener und den Trainer aus Schwebenried sind alle Wülfershäuser. Und weil es momentan so gut läuft, will jeder dabei sein. Wenn mein Kumpel zum Training geht, dann muss ich da auch mit dabei sein“, erklärt der Abteilungsleiter, warum Wülfershausen momentan bei der Aufstellung die Qual der Wahl hat. „Wir sind früher auch schon mal mit zehn Mann aufgelaufen.“
Zudem ist der Kader wesentlich ausgeglichener geworden. „Leistungsträger ist jeder, der auf dem Platz steht“, sagt Spielertrainer Pfeuffer. Für den 31-jährigen ist die DJK die erste Trainerstation, „weil mich das einfach mal gereizt hat.“ Nun sieht er die ersten Früchte: „Von der Nummer eins, bis zur Nummer 14 kann jeder ein Tor schießen und ein Spiel entscheiden.“ Selbst der Torwart trug sich schon in die Torschützenliste ein und verwandelte einen Elfmeter.
Doch auch, wenn sich Wülfershausen momentan einsam an der Tabellenspitze befindet: „Unser Saisonziel hat sich nicht geändert“, betont Abteilungsleiter Schindelmann. „Und das heißt Klassenerhalt.“ Pfeuffer kann ganz ohne Druck arbeiten, „selbst wenn wir wieder unten rein geraten“, verspricht Schindelmann. „Natürlich ist der Reiz da, einmal in die Kreisliga aufzusteigen, aber im Grunde ist die Kreisklasse für uns perfekt, weil wir fast nur Derbys haben.“
Das nächste steht schon am heutigen Freitagabend (18 Uhr) gegen die DJK Gänheim an. Dass die Wülfershäuser diesmal schon am Freitagabend ihr Heimspiel austragen, liegt übrigens daran, dass der ganze Ort seit vielen Jahren schon immer am ersten Septemberwochenende eine Wallfahrt nach Retzbach unternimmt und daran auch viele Kicker teilnehmen. „In den vergangenen Jahren, musste wir meist Kerzen anzünden und um Beistand bitten“, erinnert sich Schindelmann. „Was wir diesmal machen, hängt vom Ergebnis gegen Gänheim ab.“ Die Chance, dass die Fußballer der DJK Wülfershausen nach Jahren der Depression diesmal bei ihrer Wallfahrt ein Hallelujah schmettern, dürften freilich nicht allzu schlecht sein.