Die Wolken sind schon etwas dunkler, der Wind frischer als ohnehin schon am Ellertshäuser See. Dennoch, ein ganz kurzer Abstecher geht noch: Reporter in der Mitte des Bootes, Sportwart und Segelschein-Ausbilder Mike Feuß am Segel, Segelschein-Schülerin Konstantina Rigopoulou Papadopoulou am Steuer. Wir sitzen in einem Boot der Kielzugvogelklasse, 5,80 Meter lang, ein gängiges Regattaboot.
Kaum ein paar Meter auf dem Wasser, kommt schon der Wind, klare Kommandos, die Steuerfrau muss sich auch körperlich ins Zeug legen. Das Boot nimmt Fahrt auf, wir fahren einige hundert Meter, wenden und kommen wieder an den Steg, das Gewitter ist doch schneller über dem See. Trotz starkem Wind behalten Feuß und seine Schülerin die Ruhe, steuern das Boot fast perfekt an den Steg. Fender raus, vertäuen, Segel einholen – nicht wirklich leicht, wenn's stark windet – und wieder eine Erfahrung mehr auf dem Weg zum Segelschein.
Zumindest kann man sagen, dass die Erkenntnis von Michael Feuß, immerhin gebürtiger Flensburger und erfahren im Segeln auf dem Meer, wohl tatsächlich stimmt: „Wer hier auf dem Ellertshäuser See segeln kann, der kann überall segeln, weil er den Wind riechen kann.“ Der Wald rund um den idyllischen See, der nicht nur bei den Seglern des 1961 gegründeten Segelclubs Ellertshäuser See Schweinfurt e.V. beliebt ist, sondern als überdimensionales Freibad im Sommer Gäste aus nah und fern anzieht, ist der Grund für die teilweise kniffligen Winde, die ständig drehen und Segler vor echte Herausforderungen stellen – beim Training, bei den Regatten oder wenn man nur zum Spaß ein bisschen auf dem See segelt.
215 Mitglieder hat der Segelclub im Moment, seit einiger Zeit kontinuierlich wachsend. Sie kommen aus einem größeren Umkreis, von Würzburg über Kitzingen bis Fulda. Das größte Binnengewässer Unterfrankens ist die einzige Möglichkeit, wirklich segeln zu können.
Keine Nachwuchs-Sorgen
Besonders freuen sich Sportwart Feuß und der Vorsitzende Gerd Weippert aber über den eigenen Nachwuchs, dem man sich intensiv widmet. Auch an diesem Sommer-Nachmittag, an dem eine stattliche Gruppe Kinder und Jugendlicher voller Eifer und Ernsthaftigkeit das Segeln lernt. Die Voraussetzunge beim SCES sind optimal: eigenes Vereinsheim direkt am See, kompetente Ausbilder und vor allem 17 eigene Boote von der so genannten Opti-Klasse für die Kinder bis zu den Kielzugvögeln. Vier eigene Regatten veranstaltet der Verein auf dem Ellertshäuser See pro Jahr – zuletzt am vergangenen Wochenende eine für Ein- und Zweihandjollen, bei der auch der im Verein ausgebildete und aus
teilnahm.Überhaupt die Regatten – das sportliche Segeln fördert der Verein bewusst, einstmals gab es in den 1970er Jahren mit Rudi Werner sogar einen Kieler Woche-Gewinner. In der Kielzugvogel-Klasse, bei der pro Boot ein Steuermann und ein Vorschoter fahren, gehen die Segler vom SCES an den Start, qualifizieren sich auf verschiedenen Regatten im In- und Ausland für die deutschen Meisterschaften, wo Thomas und Ramona Schnepf starteten und als 13. von 22 Teams achtbar abschlossen. „Einen guten Segler macht Erfahrung aus“, erklärt Mike Feuß und fügt an: „Segeln lernen kann man schnell, aber schnell segeln dauert lange.“