Schweinfurt
Vereinsmeierei und Schwelgen in Erinnerungen an alte Erfolge gab es bei der Jahreshauptversammlung des FC 05 Schweinfurt im VIP-Zelt vor dem Willy-Sachs-Stadion zwar nicht, einigermaßen frohgemut gingen die Mitglieder doch nach Hause. Wirtschaftlich ist der Verein nach Jahren der Turbulenzen auf einem guten Weg, nur die sportliche Bilanz könnte besser sein. Doch dieser Botschaft ist sich das Team von Udo Romeis bewusst, das nach einer schlechten Vorrunde nur auf Rang 17 der Bayernliga steht und sich im Moment nicht für die Regionalliga qualifizieren würde.
Wichtiger als die sportliche Seite waren die Finanzen und die Pläne für die Zukunft, die ein gut gelaunter Vorsitzender Markus Wolf, der launig und professionell durch den zweieinhalbstündigen Abend führte, bekannt gab. Natürlich sei das sportliche Abschneiden „enttäuschend“, so Wolf. Ein Grund sei aber das Verletzungspech – „und wenn zur Vorbereitung auf die Restrunde endlich wieder alle Spieler fit sind, bin ich sicher, dass wir einen Tabellenplatz schaffen, der zu den Qualifikationsspielen für die Regionalliga berechtigt.“
Auf „jeden Fall“, so Wolf, werde man einen Lizenzantrag für die Regionalliga stellen. Ob es wirtschaftlich darstellbar ist, steht auf einem anderen Blatt. „Wir werden das nur machen, wenn wir wirtschaftlich auf einer gesunden Basis stehen“, betonte der Vorsitzende und erntete Applaus. Wolf, der mit Jürgen Menninger, dem vor wenigen Wochen viel zu früh verstorbenen Dieter Sczygiel und Bruno Rath nach der unseligen Ära Jonas/Löhnert im Mai 2010 übernahm, hat seinen angekündigten Kurs der strikten wirtschaftlichen Konsolidierung eingehalten und erntet dafür den Respekt der Mitglieder.
Konzept mit der eigenen Jugend
Würde man nämlich nicht in Zusammenarbeit mit Stadt und Schweinfurter Industrie ein tragfähiges Konzept entwickeln können, mit dem man in der Regionalliga nicht nur im hinteren Mittelfeld steht, würde der Verein lieber in der Bayernliga bleiben, voll auf seine eigene Jugend setzen und mit diesem Konzept eine neue Mannschaft aufbauen, die eben erst in zwei oder drei Jahren aufsteigt. „Dafür brauchen wir Ruhe und auch Geduld im Umfeld“, betonte Sportdirektor Rüdiger Mauder – doch die scheint der Verein, nimmt man die Reaktionen bei der Jahreshauptversammlung als Maßstab, durchaus zu bekommen.
Die Weichen für die Zukunft sind gestellt, das FC-Haus ist im Moment gut bestellt: Dem Vorstand ist es gelungen, das Nachwuchsleistungszentrum des Bayerischen Fußball-Verbandes zurück zu holen. Die Kosten der ersten Mannschaft wurden deutlich reduziert, junge Spieler aus der U19 verstärkt integriert. Außerdem wurde ein neues VIP-Zelt nach dem Zusammenbruch des alten im vergangenen Winter gebaut und die Tatsache, dass man endlich eine monatliche betriebswirtschaftliche Auswertung hat, wirkt sich auch nicht gerade negativ aus.
Erfolge vermeldeten auch die einzelnen Abteilungen des 970 Mitglieder großen Vereins, von denen 715 dem Bereich Fußball zuzuordnen sind. Die Juniorenfußballer geben in allen Altersstufen Grund zu Optimismus, wie die zweitgrößte Abteilung, die Leichtathleten, in denen sich nicht nur junge Talente tummeln, sondern die Senioren-Sportler um Abteilungsleiter Roland Wolf in der vier mal 100 Meter Staffel in der Startgemeinschaft Franken/Bayern sogar deutscher Meister wurden. Dass ein FC-Vorsitzender ausdrücklich allen Abteilungen für ihr überdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement dankte, „das nicht selbstverständlich ist“, hat es bei diesem so Fußball-fixierten Verein auch schon länger nicht mehr gegeben. Gleichwohl blieb den Mitgliedern ein bitterer Moment nicht erspart: Die Bilanz der Saison 2009/2010, die voll zu Lasten des damaligen Vorsitzenden Werner Jonas und seines Stellvertreters Rudolf Löhnert geht. Über deren Versprechen, dem neuen Vorstand mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sollte man lieber den Mantel des Schweigens decken. Nicht aber über das katastrophale Zahlenwerk, das Jürgen Menninger vortragen musste. Die mit unglaublichen Mängeln behaftete Buchführung ist da noch das geringste Problem.
Entzug der Gemeinnützigkeit
Wegen der falschen Verwendung von Spendengeldern – nicht für den gemeinnützigen Bereich, sondern für den Wirtschaftsbetrieb der ersten Mannschaft – wurde dem Verein die Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt aberkannt, erst zum 1. Januar 2011 wurde sie wieder erteilt. Der Verlust für die Saison 2009/10, in der die erste Mannschaft über die Relegation in die Bayernliga aufstieg, betrug 136 792 Euro, die Gesamtschulden stiegen zum 30. Juni 2010 auf 393 506 Euro, von denen etwa zwei Drittel zinslose Darlehen bei Privatpersonen sind. Die Aufarbeitung und Sichtung aller Rechnungen war eine Sisyphusarbeit mit ernüchterndem Ende: nicht wie behauptet etwa 30 000 Euro, sondern fast 120 000 Euro betrugen die Außenstände im Sommer 2010, die der neue Vorstand Stück für Stück alle bezahlte. „Man hat uns einen schweren Rucksack hinterlassen“, seufzte Jürgen Menninger.
Die Bilanz für die vergangene Saison in der Bayernliga wird im Jahr 2012 vorgestellt, für das laufende Jahr hatten die neuen Vorstände aber sehr gute Nachrichten: Im Moment hat man ein Plus von 2000 Euro erwirtschaftet, obwohl die schlechten Leistungen der Mannschaft sich mit einem fünfstelligen Minus bei den geplanten Zuschauereinnahmen widerspiegelt. Deutliche Worte fand Revisor Frank Flury in Richtung Werner Jonas und Rudi Löhnert für deren mangelhaften Umgang mit den Finanzen. Die logische Konsequenz: Bei nur vier Enthaltungen einstimmig wurde Werner Jonas und Rudolf Löhnert für den Zeitraum 1. Juli 2009 bis 9. Mai 2010 die Entlastung verweigert. Das bedeutet, dass der Verein die beiden ehemaligen Vorstände haftbar machen kann. Markus Wolf kündigte an, dass der Vorstand rechtliche Schritte gegen Jonas und Löhnert prüfen werde. „Man sollte für seine Arbeit gerade stehen und nicht beide Augen zudrücken“, befand Wolf.