Erstes Heimspiel für den FC 05 Schweinfurt in seiner zweiten Regionalliga-Saison. Und auch das erste für Joseph Mensah im Willy-Sachs-Stadion. Der Neuzugang von den Würzburger Kickers hat sein Pflichtspiel-Debüt beim 0:0 in Bamberg auf der Sechs tadellos hingelegt. Auch wenn ihm das mit dem einen Punkt zu wenig war: „Ich bin ein Gewinnertyp.“ Also klare Ansage für die Partie am Dienstagabend (19 Uhr) gegen Neuling VfR Garching: „Da gilt nur ein Sieg.“
Bissig und entschlossen – das ist Mensah auch auf dem Fußballplatz. Kompromisslos geht der in Ghana geborene Defensivspieler in die Zweikämpfe, schont dabei weder sich noch den Gegner. Aggressiv in den 90 Minuten, ausgeglichen, in sich ruhend und nachdenklich neben dem Platz – „ich bin halt ein Afrikaner“, sagt Mensah über Mensah. In der ghanaischen Hauptstadt geboren, kam der 29-Jährige 1995 schon nach Frankfurt, wohin es seine Mutter der Arbeit wegen verschlagen hatte. Mit 14 Jahren begann er, den Fußballsport professionell anzugehen, ab der A-Jugend dann bei der Frankfurter Eintracht. Doch über die Eintracht-Reserve kam der 1,84 Meter große, durchaus ballgewandte Verteidiger nicht hinaus. Es folgte eine Odyssee durch viele Klubs und Klassen. Erfurt, Aalen, Aschaffenburg, Würzburg – nur einige der Stationen. Jetzt also Schweinfurt. „Die vielen Wechsel haben mich auch viel gelehrt. Heute verfüge ich über eine Erfahrung, die ich einigen Spielern in unserer sehr jungen Mannschaft weitergeben kann.“
Nicht immer waren diese Erfahrungen auch gute. Gerade bei seinem letzten Klub, den Kickers, hat Joseph Mensah auch die Schattenseiten des Fußballs erleben müssen. „Während ich mich in Schweinfurt auf das Spielen konzentrieren kann, war ich in Würzburg reiner Amateur, musste Arbeiten. Alles kein Problem. Aber dann hat man nicht mal mehr mit mir gesprochen vor der neuen Saison, ich wurde einfach aussortiert“, ist der „Frankfurter Bub“, wie er sich selbst nennt, stinksauer auf den letzten Arbeitgeber: „In Schweinfurt wird mir sehr viel menschliche Wärme entgegen gebracht. Bei den Kickers wurde ich durch und durch verarscht.“
Rumms. Harte Worte. Mensah fühlte seine unbestrittenen Verdienste, seinen Einsatz und seine verlässlich starken Leistungen nicht gewürdigt. „Das hat etwas mit Respekt zu tun. Auch mit Toleranz. Aber ich bin auch ein ruhiger Mensch“, sagt der Mann, der als Berufsbezeichnung „Fußballer“ im Steckbrief stehen hat. Nachkarten wolle er künftig deswegen nicht, die Rivalität mit dem unterfränkischen Konkurrenten, der ja ohnehin ganz andere Vorstellungen hat, nicht unnötig anheizen. „Ich will mich mit Fan-Geschichten nicht beschäftigen, ich will einfach nur Fußball genießen.“ Dass es auch wirklich ein Genuss wird und nicht so ein Zitterspiel wie letzte Saison für den FC 05, hält Joseph Mensah für sehr realistisch. „Wir können mit dieser Mannschaft was erreichen. Da wissen manche gar nicht, was in ihnen steckt. Ich glaube nicht, dass es noch einmal so spannend wird. Ich kann der Mannschaft auch mehr Stabilität geben. Ich bin so geschult worden, nicht egoistisch zu spielen, aber dennoch zu dirigieren. Nur: Der Ton macht die Musik.“
Die Musik im ersten Spiel gefiel seinem Trainer Gerd Klaus schon ganz gut. Von Mensah war er richtig angetan, vom Niveau seiner Mannschaft in Ansätzen – und in Sachen Punktevorgabe ist auch alles drin: „Wir wollten in den ersten drei Partien vier Punkte.“ Hieße: Wird gegen Aufsteiger Garching, der nach 1:0-Pausenführung zum Auftakt noch 1:3 in Buchbach verlor, gewonnen, hätten die Schweinfurter demnach in Fürth am Sonntag schon ein Freispiel. Das ist die Marschroute: „Immer Vorsprung auf die Relegationsplätze halten, damit der Druck nicht zu groß wird“, sagte Sportleiter Rüdiger Mauder. Heimsiege seien deswegen oberste Pflicht, unterstreicht auch Torjäger Tom Jäckel: „Zu hause wollen und können wir jeden schlagen.“
Da braucht's jedoch noch etwas Feinschliff. So ist beispielsweise Jäckels Sturmkollege Marino Müller noch weit weg von der Form des Saisonfinales. „Verletzungsbedingt konnte er in der Vorbereitung nur eine Woche trainieren, das war für ihn ein Kaltstart“, nimmt Klaus ihn in Schutz. Überrascht war der Coach derweil vom Debüt des jungen Neulings Manuel Müller als Rechtsverteidiger. Nach vorn war's noch ausbaufähig, die Zweikämpfe führte der Ex-Memmelsdorfer aber rigoros. Er darf wieder ran. Überhaupt dürfte sich kaum etwas ändern, abgesehen von der Stammelf-Rückkehr von Jäckel.