Ossi Baunach hätte bestimmt seine wahre Freude gehabt, hätte er sehen dürfen, wie viele Kinder und Jugendliche letzten Sonntagvormittag voller Begeisterung auf dem Gelände der DJK Schweinfurt im Zeichen des Laufens an den Start gingen. Vereinslegende Ossi Baunach verstarb 2014 viel zu früh im Alter von 65 Jahren nach kurzer, schwerer Krebserkrankung. Er war zuvor über 47 Jahre Übungsleiter und 20 Jahre Leichtathletik-Abteilungsleiter.
Ihm zu Ehren wurde nun bereits zum 14. Mal der "Ossis 8er-Lauf" veranstaltet. Zweimal wurde die Veranstaltung zuletzt Corona-bedingt verschoben. Nun konnte der "etwas andere Crosslauf", wie die DJK ihn selbst bewirbt, wieder stattfinden – ungewohnter Weise nicht wie die Jahre davor immer üblich im Januar. Die einfache Runde des Laufs beträgt dabei 1080 Meter um das naheliegende Gelände am DJK-Sportplatz. Die Grundidee der Strecke entstammt noch von Ossi Baunach selbst. Angeboten wurden bei bestem Herbstwetter verschiedene Distanzen sowie Nordic-Walking.
Applaus, Urkunde und Medaille gibt es für alle Teilnehmenden
Die Ellenbogen müssen bei diesem Lauf nicht ausgefahren werden. Applaus, Urkunden, Medaillen bekommt hier jede Läuferin und jeder Läufer, die es über die Ziellinie schaffen – die Schnellsten und die Langsamsten. "Das ist die Stimmung, die wir bei uns bei der DJK haben", sagt Abteilungsleiterin Eva Baunach stolz nach einer gelungenen Veranstaltung mit einer Rekordbeteiligung von 145 Menschen, davon 96 Schüler. Dass alles so gut geklappt hat, lag vor allem an den vielen ehrenamtlichen Helfern der Abteilung und dem neuformierten Orga-Team, betont Baunach.
Das Teilnehmerfeld bei den Jüngsten war nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ stark, berichtet die Abteilungsleiterin. Über 50 Kinder rannten bei der 1080 Meter langen Runde, was das Zeug hielt. Mit Loki Bachmann und Anton Dinkel stürmten in diesem Lauf zwei Lokalhelden der DJK als Schnellste ins Ziel.
Laufbegeisterung gibt es aktuell nur beim Nachwuchs
Eine Top-Leistung zeigte auch die 14 Jahre alte Sara Baunach von der DJK, die bei den weiblichen U 16 über vier Runden (4320 Metern) in 17:15 Minuten gewinnen konnte. "Es herrscht seit Corona der absolute Boom", berichtet Eva Baunach über die Laufbegeisterung im Nachwuchs. "Ich bekomme jeden Tag neue Anfragen". 40 bis 50 Kinder nähmen regelmäßig am Schülertraining der DJK-Leichtathleten teil. Anders als bei anderen Abteilungen von Hallensportarten, musste Baunach noch keinen Annahmestopp machen. "Wenn Kinder sich bewegen möchten, will ich dem nicht im Weg stehen."
Warum die Zahl der Erwachsenen bei den Läufen eher rückläufig ist, kann Baunach nicht beurteilen. Berthold Wolf vermutlich auch nicht. Er ist nämlich immer dabei. Der 80-Jährige aus dem oberfränkischen Küps war der älteste Teilnehmende im Feld. Der Läufer des TS Lichtenfels lief die komplette Strecke über 10.800 Metern – unter Jubel der DJK-Kinder lief er in beachtlichen und richtig flotten 1:07:44 Stunde ein.

Zusammen mit seinem 15 Jahre jüngeren Freund Günter Stumpf entschloss sich Wolf erst am Donnerstag zuvor, am Lauf in Schweinfurt teilzunehmen. Es war der jetzt 36. Wettkampf, den die beiden gemeinsam in diesem Jahr bestritten haben. Vor Corona war das Pensum noch weit höher. 58 Rennen, bis hin zu Halbmarathon-Läufen, waren es 2019.
In seiner Altersklasse läuft Wolf fast allen davon. Früher war er einmal erfolgreicher Ski-Langläufer, auch bis ins höhere Alter, mit Wettbewerben auf der ganzen Welt, verrät er. "Irgendwer sagte mir dann mal, ich müsse im Sommer laufen, damit ich im Winter fit bin." So war auch die nicht enden wollende Leidenschaft für das "normale" Laufen geweckt.
"Eigentlich bin ich kein richtiger Läufer, ich bin zu fett zum Laufen", sagt Wolf. Der Spaß darf bei ihm nicht fehlen. In zwei Wochen kommt Dauerläufer Berthold Wolf wieder in die Region. Dann steht für den Junggebliebenen ein Halbmarathon in Zeil am Main auf dem wochenendlichen Programm. Und im kommenden Jahr ganz bestimmt wieder der "etwas andere Crosslauf" in Schweinfurt.