Es war eine Bilderbuchsaison, die die Handballfrauen des MHV Schweinfurt da hingelegt haben: ungeschlagen Meister der Bezirksoberliga mit 15 Siegen und nur einem Unentschieden, dazu der Sieg im Unterfrankenfrankenpokal – ergibt eine ganze Runde ohne jegliche Pflichtspielniederlage. So wird die Mannschaft von Trainer Alexander Bitsch nach dem Aufstieg in die Landesliga wohl zwangsläufig erst einmal das Verlieren lernen müssen.
„Das war tatsächlich auch mein Gedankengang“, sagt der Coach schmunzelnd, hatte er doch in der Vorbereitung direkt eine Lösung parat gehabt und seinem Team als ersten Testspielgegner den Bayernligisten Bayreuth vorgesetzt. Trotz guter Leistung unterlag der MHV mit 20:26 – „die Mädels können also noch verlieren“, so der 29-Jährige. Und fügt an: „So toll die letzte Saison auch war und so schön Siege sind, wirklich wachsen tust du nur an Niederlagen. Das habe ich selbst oft genug schmerzlich erfahren müssen.
“ Zur Gewohnheit soll die Null-Punkte-Ausbeute freilich nicht werden, sieht Bitsch die Mannschaft doch als angekommen: „Die Landesliga ist schon die Klasse, in der ich und auch die Mädels langfristig spielen wollen. Auch für die Zuschauer ist es ein schneller und attraktiver Handball.“
An den wird seine Mannschaft sich erst einmal gewöhnen müssen. „Ich habe mir letztes Jahr schon ein paar Spiele angeschaut, einfach um ein Bild davon zu kriegen, was uns erwarten könnte. Das Spiel ist schneller, es werden weniger technische Fehler gemacht. Und es geht viel körperlicher zu.“ Da passt es dem Trainer naturgemäß gut in den Kram, mit Julia Albert (einst Bayernliga mit der SG Garitz/Nüdlingen) und Rückkehrerin Katja Rieger (Landesliga in Pleichach) zwei erfahrene Kräfte dazugewonnen zu haben. Mit den Kleinhenz-Schwestern Anna und Theresa, die beide auch für Garitz/Nüdlingen in der Bayernliga am Ball waren, bildet sich ein Korsett, das die Mannschaft nicht als den klassischen Aufsteiger und Außenseiter erscheinen lässt. „Das Ziel ist der Klassenerhalt“, sagt Bitsch trotzdem, „alles andere wäre überheblich. Natürlich haben wir erfahrene Spielerinnen dabei, aber beim Handball ist das Kollektiv entscheiden.
Da muss es bei den sieben Leute passen, die auf der Platte sind. Mein Wunsch ist es aber natürlich, möglichst schnell nichts mehr mit den Abstiegsplätzen zu tun zu haben. Mittelfristig wollen wir uns schon in der oberen Hälfte der Liga etablieren.“
Für beide Ziele genießt ein Auftaktsieg oberste Priorität, geht es doch am Sonntag (16 Uhr) zum Mitaufsteiger TV Helmbrechts. Zwar hat der langjährige Landesligist den Betriebsunfall Abstieg postwendend repariert, dennoch „ist das Ziel, zwei Punkte zu holen“, sagt Bitsch, der sich selbst vom aktiven Handball in der Männer-Bezirksoberligamannschaft zurückgezogen hat. „Es war klar, dass die Mädels, wenn wir in die Landesliga gehen, einzige Priorität sind“, so der zurückgetretene Kapitän – der sich derweil über den Verband ärgert: „Über die Spielansetzung bin ich nicht glücklich. Es hätte sicherlich ein schöneres Programm geben können, als wenn du als Aufsteiger gleich zwei Auswärtsspiele bekommst.“ Nach der Partie in Helmbrechts geht es für den MHV zur TG Landshut, dem umgruppierten Vizemeister der Landesliga Süd. „Jeder hätte sich über ein Heimspiel am Anfang gefreut.
So läufst du schon irgendwo Gefahr, dass dir mit zwei Niederlagen die Euphorie genommen wird. Aber ich bin guter Dinge, dass wir dieses Programm gut meistern.“ Und wenn nicht, wird die Mannschaft eines ganz sicher tun: am Fehlstart wachsen.