Handball
Bezirksoberliga Unterfranken TV Gerolzhofen – MHV Schweinfurt 31:26 (14:12)
Neun Monate ist Bernhard Krapf „Aushilfstrainer“ beim TV Gerolzhofen – aber sicher keinen Tag länger, auch wenn viele sich das gut vorstellen könnten. Am 31. März will er dann zum Abschied sozusagen sein „Handball-Baby“ zur Welt bringen: Nach dem letzten Saisonmatch sollte Gerolzhofen Meister sein und in die Landesliga zurück kehren. Natürlich stapelt Krapf nach dem klaren und verdienten 31:26 gegen den Tabellenzweiten MHV Schweinfurt noch tief: „Wir haben noch neun schwere Spiele, jetzt kommen zwei Partien auswärts und wir sind ja bekanntlich eher auswärtsschwach.“ Er will aber auch nicht widersprechen, wenn er schon jetzt als „Meistermacher“ bezeichnet wird.
Auf jeden Fall ist der TVG nach einigen eher mittelprächtigen Jahren wieder „in“. 600 Zuschauer im Derby, davon auch gut und gerne 150 aus Schweinfurt, die Dreifachhalle des Gymnasiums war ausverkauft, das dürfte es zu besten Landesliga-Zeiten noch nicht gegeben haben. Aber zurecht. Schließlich spielen auch die Schweinfurter derzeit erfolgreich wie nie. „Die Meisterschaft haben wir noch nicht abgeschrieben“, sagt MHV-Trainer Harun Tucovic kämpferisch. Wobei sich die Trauer, wenn's nicht reicht, zumindest diese Saison in Grenzen halten dürfte: „Wir haben zuletzt einen enormen Leistungssprung gemacht, das muss sich erst einmal konsolidieren, bevor wir den nächsten Schritt machen können.“
In Sachen Erfahrung sind die Gerolzhöfer den Schweinfurtern jedenfalls noch ein gutes Stück voraus. Während die großartige Kulisse für den TVG „der achte Mann“ (Trainer Krapf) war, beeindruckte sie die Gäste doch sichtlich. Nur einmal konnte der Main-Handball-Verein in Führung gehen – nach gut 50 Sekunden zum 1:0 durch Fabian Servatius.
„Damit sind wir überhaupt nicht klar gekommen.“
MHV-Trainer Harun Tucovic zur harten Abwehrarbeit des TVG
Danach warf der MHV einfach viel zu viele Fahrkarten. Die Würfe von Daniel und Alex Bitsch, teils auch die von Christopher Früh blieben viel zu unpräzise. Wobei Früh, der seine Haare im MHV-Blau gefärbt hatte, wenigstens bei Tempo-Gegenstößen traf. „Wir haben heute nicht unsere beste Leistung angeboten“, gab Tucovic zu.
Ganz anders dagegen Gerolzhofen. Für die TV-Sechs wirkten die lautstarken Fans regelrecht elektrisierend. Vor allem Julius Schuchbauer bekam die Schweinfurter Deckung überhaupt nicht in den Griff. Auch, dass der kräftige Rückraumspieler in der Abwehr gleich am Anfang kräftig zupackte und nach zwei schnellen Zeitstrafen am Rande des Platzverweises wandelte, störte seine Konzentration nicht. „Der Trainer hat dann gut ausgewechselt und mich in der Abwehr nicht mehr gebracht, sonst wäre ich wohl vom Platz geflogen“, gab Schuchbauer zu.
Im Angriff lief es dafür umso besser, da war gegen Schuchbauer kein Kraut gewachsen. Elfmal schlug es ein, die Halle feierte ihn als „Man of the Match“. Das 30:26 war sein 96. Saisontor, damit überholte er den bislang treffsichersten Schützen Benjamin Schmitt der es nach sechs Toren nun auf 92 Erfolgserlebnisse bringt. „Das kann sich sehen lassen“, grinste Schuchbauer. Dass er in der Abwehr nach seinen Zeitstrafen fehlte, fiel übrigens auch nicht weiter auf. „Wir haben eine ausgeglichen Bank mit 14 gleichstarken Spielern“, so Trainer Krapf, „das ist unser Vorteil gegenüber den Schweinfurtern.“
Diese scheiterten aber auch daran, dass sie es nie schafften, einmal auszugleichen, nachdem sie sich nach teilweise Vier-Tore-Rückständen wieder heran gearbeitet hatten. Selbst teils doppelte Überzahl (neun Gerolzhöfer Zeitstrafen standen nur drei Schweinfurter gegenüber) konnte der MHV nicht nutzen, kassierte sogar Gegentore, wie beim 25:21 in der 53. Minute, natürlich durch Schuchbauer. Die Strafen waren freilich nur eine Folge der kompromisslosen Abwehrarbeit des TVG, „damit sind wir überhaupt nicht klar gekommen,“ so Tucovic. Irgendwann Mitte der zweiten Halbzeit begannen die Gäste zu resignieren, „am Ende sind wir untergegangen“, sagte Schweinfurts Coach über das insgesamt zu hohe 26:31.
Immerhin: Dank des couragierten Spiels beider Teams war es ein Fest für den lokalen Handballsport. Wobei Gerolzhofen sich die Meisterschaft nur noch selbst nehmen kann. „Wir haben jetzt drei Punkte Vorsprung und somit einen Ausrutscher frei“, sagte Schuchbauer und wandte sich dann dem hochverdienten „Apres-Handball“ im Mannschaftskreis zu: „Ganz viel Bier trinken.“
Gerolzhofen: Gerber, P. Schmitt – Schuchbauer (11 Tore/ davon 3 Siebenmeter), B. Schmitt (6/1), F. Servatius (5), Löhrlein, Reimer (je 4), Brand (1), Friedrich, Rosentritt, T. Servatius, Rose, Hauck.
Schweinfurt: Menzel, Sinseder – Karl (7/4), Bauer, D. Bitsch, Früh (je 4), Guggenberger, Sauer (je 2), A. Schmitt, Schäfer, A. Bitsch (je 1), Kalkbrenner, Stark, Nielsen.
Schiedsrichter: Eberlein, Schöpf (beide Weitramsdorf). Zuschauer: 600 (ausverkauft).