Bleibt die Weste weiß? Der TSV Grettstadt nach fünf Spieltagen in der Kreisliga Schweinfurt 1 das einzige noch ungeschlagene Team. Am Samstag (Anpfiff 17 Uhr) kommt nun der SV Stammheim zum Spitzenspiel an die Sulzheimer Straße. Ein Zufall ist der starke Grettstadter Start keineswegs. Seit Spielertrainer Florian Hetzel vor drei Jahren übernommen hat, zeigt die Leistungskurve des Dorfvereins sukzessive nach oben.
Vor fast genau auf den Tag zehn Jahren führte Florian Hetzel mit der Kapitänsbinde am Arm den FC 05 Schweinfurt vor über 6200 Zuschauenden im Sachs-Stadion gegen die U23 des FC Bayern München (0:4), damals trainiert vom heutigen Manchester United-Trainer Erik ten Hag, aufs Spielfeld. Spricht man heute mit dem mittlerweile 34 Jahre alten Hetzel, klingt seine Vorfreude auf das anstehende Kreisliga-Spitzenspiel ziemlich genau so, als stünde für ihn ein Highlight wie damals auf dem Programm.
Stets heiß umkämpfte und immer "geile Duelle"
"Das ist ein Prestigeduell", sagt der Ex-Nullfünfer. "Die letzten Jahre waren diese Partien zwischen uns immer heiß umkämpft, die Spieler kennen sich alle gegenseitig." Grettstadt als Zweiter empfängt den Dritten Stammheim, der zuletzt gegen Jahn Schweinfurt erfolgreich war. Bei den letzten drei Aufeinandertreffen ging der TSV Grettstadt jeweils als Verlierer vom Platz. "Es sind immer heiße, aber auch geile Duelle", schwärmt Hetzel. "Solche Spiele, bei denen die Zuschauer dann auch etwas mehr dabei sind, machen einfach Spaß." Besonders, wenn man am Ende als Sieger vom Platz geht.

Der letzte Sieg über Stammheim liegt knapp zwei Jahre zurück, 200 Zuschauende waren damals beim 1:0-Erfolg des TSV in Grettstadt dabei. Eine ähnlich große Kulisse erhofft sich der Spielertrainer, der in seiner Karriere schon auf fast jeder Position spielte und beim TSV meist als Sechser aufläuft, auch dieses Mal. Gerade für die vielen "jungen Wilden" im Team wäre das dann sicher etwas Besonderes.
In der Startelf des zurückliegenden 2:0-Auswärtssiegs gegen den VfL Volkach/DJK Rimbach standen vier U21-Spieler und gerade mal zwei Spieler, die über 30 Jahre alt sind, nämlich Spielertrainer Hetzel und Keeper Michael Reinhart. Durchaus ungewöhnlich ist das in einer Spielklasse, in der die Mannschaften immer älter werden und der Nachwuchs immer rarer. "Wir haben eine gute Jugendarbeit und starke Jahrgänge", erklärt Hetzel. Letzte Saison rückten beim TSV fünf Spieler aus der Jugend auf, diese Runde vier, im kommenden Sommer folgen noch einmal drei, "die richtig gut sind", zählt der Spielertrainer stolz auf. "Obwohl die jungen Leute heute viel mehr Möglichkeiten haben, als wir früher, haben wir hier welche, die richtig Bock auf Fußball haben."
Geheimrezept für "junge Wilde"
Das Geheimrezept dürfte im Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft liegen, glaubt der "Neigschmeckte". "Wir sind alles Grettstädter, alle verstehen sich untereinander. Das macht sich daran bemerkbar, dass wir einfach zusammen Fußball spielen wollen." Eine Spielgemeinschaft, wie sie in vergleichbar großen Ortschaften längst Gang und Gäbe sind, ist beim TSV Grettstadt – zumindest was die erste Mannschaft anbelangt – immer noch in weiter Ferne. Der Spielerpool in erster und zweiter Mannschaft umfasst derzeit noch üppige 45 Mann. "Wir sind im Vergleich sensationell aufgestellt", freut sich der gebürtige Oberwerrner, den es der Liebe wegen nach Grettstadt gezogen hat.
Zum TSV zog es ihn auch aufgrund der doch recht rosigen Perspektive mit den vielen Talenten, die sich jetzt nach und nach im Kreisliga-Kader etablieren. Nach Platz neun und zehn in den zwei Spielzeiten nach dem Aufstieg 2019, folgte letzte Saison ein sehr starker fünfter Platz. Kann Grettstadt dieses Jahr gar noch weiter oben angreifen? "Erstmal wollten wir unsere jungen Spieler weiterentwickeln, zu einem Aufstieg gehört viel dazu", wiegelt Hetzel ab. Das Nahziel heißt: ungeschlagen bleiben und den Lieblingsrivalen – endlich mal wieder – besiegen.