Warum immer Rosenheim? Die Frage, warum der FC 05 sich beim TSV 1860 im Jahnstadion immer derart schwer tut und Minimum zwei Punkte lässt, ist schnell beantwortet: Weil diese Rosenheimer sich gegen die Schweinfurter stets ans Maximum motivieren können, giftig, gallig sind und den Erfolg unbedingt wollen. Und die Nullfünfer eben nicht. Wie in den vergangenen beiden Jahren auch, musste sich mannschaftliche Qualität dem Willen beugen. 05-Coach Timo Wenzel machte nach dem 2:2 (1:1) gar eine Generationsfrage daraus.
„Es ist heutzutage leider so, dass Spieler mal mehr, mal weniger motiviert sind“, so seine Erkenntnis, die er in derart ausgeprägter Form aus seiner aktiven Bundesliga-Zeit in Stuttgart und Kaiserslautern nicht kennt. „Das ist eben eine andere Generation. Doch dafür bin ich ja da, das ist mein Job“, reichte er prompt nach, sich der Verantwortung für die Wankelmütigkeit seiner Mannschaft zu stellen. Die hat auch in Rosenheim in der ersten halben Stunde gezeigt, zu was sie fähig ist. Als der Platz im strömenden Regen noch die Möglichkeit dazu hergab, Dinge spielerisch zu lösen, waren die Schweinfurter tonangebend und hätten mehr daraus erzielen können, als das frühe 1:0 durch Steffen Krautschneider.
Auch in der Schlussphase, kurz vor dem 2:2-Ausgleich durch den Rosenheimer Danijel Majdancevic (86.), lag der dritte Schweinfurter Treffer mehrfach in der Luft. „Aber uns geht auswärts im Moment die Fähigkeit zum Lucky Punch ab. Und fehlt der Killerinstinkt“, sagt Wenzel. „Das ist der Unterschied zu den Bayern“ – ja, die Münchner machen's allerweil dem Lokalrivalen 1860 gleich, der letzte Saison zahlreiche enge Spiele kurz vor Schluss noch gerade bog. Aufwand und ertrag stehen beim FC 05 gerade auf fremden Plätzen, wo Gastgeber sich mitunter ganz aufs Kontern verlegen, keinesfalls im Gleichklang. Der FC Bayern München II ist derweil Nutznießer, könnte mit einem Sieg im Nachholspiel schon auf sechs Punkte wegziehen von den Schweinfurtern, die ihrerseits im Falle eines Erfolges in der nachzuholenden Partie gegen Buchbach Zweiter wären. Damit würde schon früh der Druck auf dem FC 05 lasten, beide Spiele gegen die Münchner gewinnen zu müssen, soll es denn schon in dieser Runde klappen mit dem Titelgewinn.
Doch anders als bei den 1:1-Unentschieden in Garching und Augsburg, als primär die Schludrigkeit vor dem Tor jeweils zwei Zähler gekostet hatte, waren die Ursachen in erster Linie im Abwehrverhalten zu suchen. „Wir haben uns die Dinger quasi selbst reingehauen“, drosch Wenzel keineswegs eine Phrase. Den fraglos um eigenen Torerfolg bemühten Rosenheimer wurde zweimal das Toreschießen zu leicht gemacht, weil Bälle leichtfertig abgeschenkt wurden. Vor allem beim Ausgleich, als die Schweinfurter die Möglichkeit hatten, den Ball schnöde weg zu dreschen und für die Alternative, es eleganter zu lösen, bestraft wurden. Die knappe Führung durch Krautschneiders zweiten Treffer (53.) hätte ja gereicht. „Das musst du halt verteidigen mit allem, was du hast. Notfalls knallst du die Bälle auf die Tribüne“, wusste Wenzel, was seine Spieler nicht wussten. „Das sind Fehler, die einer Mannschaft mit unserem Anspruch nicht passieren dürfen.“ Wofür der Trainer diesmal nur bedingt die Verantwortung übernehmen mag: „So eine gewisse Dreckigkeit haben Spieler entweder in sich, oder eben nicht. Das kann man kaum antrainieren.“
Torflaute bei Adam Jabiri
Und so liege, wie er sagt, sein Augenmerk in den nächsten Tagen neben Taktischem auch auf der Aufbauarbeit. Aus den gemachten Fehlern müsse die Mannschaft lernen. Auch, dass sie im offensiven 4-3-3-System eben noch mehr gefordert ist, defensiv kompromissloser zu agieren. Für Christopher Kracun, Kevin Fery und Nikola Jelisic ist diese Variante noch Neuland. Neuland nach einer für ihn überaus erfolgreichen Saison 2017/18 und gutem Auftakt in die aktuelle betritt derzeit auch Torjäger Adam Jabiri, dem die agile Unterstützung von den ihn flankierenden Außen Alexander Piller und Steffen Krautschneider (oder Stefan Maderer) an sich gut tut. Nur: Jabiri hat in den vergangenen drei Punktspielen nicht mehr getroffen. „Er ist in einem kleinen Loch. Bei einem Stürmer nichts besonderes, er wird wieder treffen, weil er sich immer noch voll reinwirft und arbeitet vor dem Tor“, ist Wenzel in diesem Punkt optimistisch.
Und auch die kommende Aufgabe am Freitag (19 Uhr) gegen den Überraschungsdritten FC Memmingen betreffend: „Zu Hause sind wir eine Macht. Und wenn du deine Heimspiele gewinnst und auswärts nicht verlierst, liegst du eigentlich im Soll.“ Bisher zumindest ging diese Rechnung ja auf.
Die Statistik des Spiels Fußball, Regionalliga Bayern TSV 1860 Rosenheim – FC 05 Schweinfurt 2:2 (1:1) Rosenheim: Stockenreiter – Köhler, Heiß, Lenz, Krätschmer – Räuber – Krüger (63. Einsiedler), Tobias (82. Goncalves Ferreira), Maier, Majdancevic – Bosnjak (63. Linner). Schweinfurt: Eiban – Messingschlager, Strohmaier, Kleineheismann, Lo Scrudato – Kracun, Fery (80. Billick), Jelisic (46. Jabiri) – Piller (70. Trinks), Maderer, Krautschneider. Schiedsrichter: Andreas Hummel (TSV Betzigau). Zuschauer: 300. Tore: 0:1 Steffen Krautschneider (5.), 1:1 Andrija Bosnjak (32.), 1:2 Steffen Krautschneider (53.), 2:2 Danijel Majdancevic (86.). Gelb: Räuber, Majdancevic – Jelisic, Kracun. Messingschlager, Trinks.