A wie Aufsteiger. Beginnen wir nicht mit Spott, sondern mit Lob, ehrlich gemeintem Lob. Gratulation also an alle 20 Meister von der Bezirksoberliga bis zur B-Klasse Schweinfurt 6. Und vergessen wir nicht die Teams, die sich in der Relegation in den vergangenen Wochen doch noch den Aufstieg gesichert haben. Ein kleines Extra-Lob geht an den TSV Röthlein: Der sicherte sich die Rückkehr in die Bezirksliga nicht nur als souveräner Meister, sondern auch noch als schnellster Meister: Die Mannen von Klaus Keller durften schon am 3. Mai ihre selbst gebastelte Meisterschale hochhalten. B wie Brummbär: Er kam, sah und brummte. Nachdem Bezirksoberligist TSV Bergrheinfeld seinen neuen Coach Thomas Niesner zwar nett fand, das aber zu wenig Disziplin und Erfolg brachte, zog man in der Vorrunde auf dem letzten Platz liegend die Reißleine. Peter Hofmann wurde verpflichtet. Der Aidhäuser zog die Zügel an, kehrte im Winter mit eisernem Besen, verschaffte sich Respekt und ließ sich von dem komplett nach Aidhausen gepilgerten Team überreden, die Saison zu Ende zu bringen. Das Resultat: Bergrheinfeld rettete sich. C wie Comeback-Kid: Wojtek Droszcz steht hier stellvertretend für alle Langzeitverletzten, die in dieser Saison ihr Comeback feierten. Für den Würzburger, der für den FC 05 in der Bayernliga spielt, war der Leidensweg aber ein besonders langer. Er hatte sich beim Landesliga-Derby in Sand im Frühjahr 2010 Schien- und Wadenbein gebrochen, war Monate in Reha. Als ihm beim 3:0-Sieg gegen Unterhaching II sein erstes Tor nach der Verletzung gelang, war er nicht zu halten, sauste wie ein Irrwisch jubelnd über das Feld und die Tartanbahn. Ein Comeback, das den Fans in Erinnerung bleibt. D wie Defensive: Nun soll hier mal keiner behaupten, zum Meister werden braucht man keine Offensive. Doch an der alten Regel, dass man offensiv Schönheitspreise, defensiv aber Meisterschaften gewinnt, ist trotzdem etwas dran. Und deswegen verleihen wir den Titel des besten Betonmischers an den FC Schallfeld: Der Meister der B-Klasse 4 ließ nur 13 Gegentore zu, gefolgt vom Zweiten Oberscheinfeld, das 14 Gegentore bekam. Beachtlich der TSV Bergrheinfeld III, der mit 15 Gegentreffern Meister der B-Klasse 2 wurde, und die DJK Dampfach II, bei der der Torwart nur 16 Mal hinter sich greifen musste und man deswegen auch Meister in der B6 wurde. A propos Dampfach, da empfiehlt sich doch glatt ein Blick auf den Buchstaben M. E wie Exot: Warum Richtung Schweinfurt schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Das denkt sich seit Jahren der TSV Pfändhausen, der schon fast traditionell als im Landkreis Schweinfurt gelegener Verein im Fußballkreis Rhön spielt. In diesem Jahr besonders erfolgreich: Als Zweiter der A-Klasse Rhön 2 steigen die Pfändhäuser in die Kreisklasse auf – und werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Rhöner Kreisklasse bevorzugen. Bewährt hat sich auch die Exoten-Lösung B-Klasse Rhön 4. Diese mit Vereinen aus der Region Königshofen/Hofheim/Stadtlauringen gebildete Liga mit fünf Vereinen aus dem Kreis Schweinfurt entstand auf Wunsch der Klubs und ist eine gute Lösung, um den Wünschen der Kleinen in strukturschwachen Gebieten gerecht zu werden. F wie FTS: Ehre wem Ehre gebührt, bei allen Meisterfeiern und Punkte- oder Siege-Superlativen, die Mannschaft der Saison in der Region Schweinfurt waren die Turner. Sie bestritten nicht nur ihr 1000. Spiel in der Landesliga, sie legten auch die beste Saison seit Gehling-Gedenken, sprich seit 1982, hin. Platz vier in der starken Landesliga Nord mit 60 Punkten und 83:64 Toren mit der jüngsten Landesliga-Mannschaft und dem zweitbesten Landesliga-Torschützen Marcel Hartmann (26 Treffer), das lässt für die Zukunft hoffen. „Die Jungs wissen gar nicht, wie gut sie sind“, sagt Trainer Ernst Gehling, der kommenden Saison in die Verbandsliga will. Ach ja, das Sahnehäubchen gab es schon im Spätsommer 2010: Da besiegte man den FC 05 im Toto-Pokal an der Maibacher Höhe. G wie Gerolzhofen: Sozusagen die Turner im Kleinen. Der FCG ist mit Sicherheit der überraschendste Meister, mit dem man am meisten Geld hätte verdienen können. Zwei Jahre lang rettete man sich immer nur knapp vor dem Abstieg, doch jetzt passte alles, nachdem Gerolzhofens Urgestein Kilian Kraus das Team im Herbst von Peter Göller übernommen hatte. Kraus traf den richtigen Ton, machte trotz seiner 59 Jahre richtig modernes Training und schaffte mit der jungen Truppe, die fast nur aus Gerolzhöfern besteht, den Sprung in die Landesliga – zum ersten Mal wieder seit 1999 und den glorreichen 1970er-Jahren. Dass Kraus ins zweite Glied rückt, ist ein Wermutstropfen. Er bleibt aber Co-Trainer, Harald Pitter, der Vater von FC 05-Mittelfeld-Talent Timo Pitter, übernimmt. H wie Höhenflug: Forza Forner, so schrieben wir schon im Winter über den TSV Forst. Marco Forner, Spielertrainer beim TSV Forst, darf sich die Meisterschaft des kleinen TSV in der Kreisliga 2 und den Aufstieg in die Bezirksliga persönlich ans Revers heften: Er dirigierte und trainierte das Team gemeinsam mit seinem Kumpel und Trauzeugen Roman Glöckner und schoss auch noch 31 der 84 Forster Tore selbst. Kein Wunder, dass ein Forster Fan im Meistertaumel meinte, für diesen Aufstieg gebe es nur eine Bezeichnung: epochal! I wie Internet: Ein bisschen Spott muss sein, vor allem, wenn es den Verband trifft. Das Internetportal www.bfv.de lassen wir für sich sprechen, ein Hinweis auf das neue Facebook-Profil des Bayerischen Fußball-Verbands sei gestattet. Das „Ohr an der Basis“ wolle man haben, betont der Verband und begibt sich im weltweiten Datennetz auf Freundessuche. In der realen Welt fiel das schwer, man frage nach bei Ex-Bezirksspielleiter Christof Hille oder der SpVgg Bayern Hof. J wie Jubel: Sage und schreibe 15 775 Tore wurden von der BOL bis zur B 6 geschossen. Am torhungrigsten war mit 1022 die Bezirksliga 2, was zum Buchstaben W passt. K wie Kanonenfutter: Wie man es nicht macht, zeigte der FC Neubrunn II: 157 Buden gab es, das war nicht nur im Fußballkreis Schweinfurt Rekord. Auch wenn man es nicht glauben kann: Mit vier Punkten war Neubrunn nicht das schlechteste Team, das war Großgressingen, das nie siegte, nur zwei Remis holte und ebenfalls B-Klassist wird. L wie lautstark: Fans machen den Fußball zu dem was er ist. Der Zuschauermagnet der Region ist nach wie vor der FC 05 Schweinfurt, zu dem in 17 Heimspielen 15 529 Zuschauer kamen, davon 3078 im Derby gegen den WFV. M wie makellos: Als Zwei-Buchstaben-Team, so könnte man die DJK Dampfach II bezeichnen. Man könnte sie genauso unter P wie Primus eingliedern. In einer nicht ganz unwichtigen Spalte stand bei der Dampfacher Reserve als einzigem Team des Fußballkreises die Null: bei den Niederlagen. Ungeschlagen mit zwei Unentschieden und 20 Siegen wurde die DJK Meister der B 6. N wie nicht nachvollziehbar: Der Bezirksliga-Abstieg des FC 05 Schweinfurt II. Am letzten Spieltag in Gochsheim ein 1:6, im letzten Moment vom Relegationsrang auf den Abstiegsplatz. Jetzt muss Rüdiger Mauder das kitten, was die Ex-Vorstände Werner Jonas und Rudolf Löhnert zerschlagen haben. Dieses Sammelsurium war nie eine Mannschaft, der Abstieg ist mehr als bitter. O wie Offensive: Ausgerechnet das Team mit den meisten Toren, der TSC Zeuzleben (110), wurde nur Zweiter der A2, sicherte sich aber in der Relegation den Aufstieg. Treffsichere Erste waren die DJK Altbessingen (106, Meister der A 1) sowie Zell am Ebersberg, mit ebenfalls 106 Toren Meister der B 5. Der mit Abstand beste Torjäger war der Eltmanner Benjamin Schmidt mit 38 Treffern, Zweitbester der Eßlebener Dominik Tatsch (32). Und Peter Mrugalla, der mit 36 Toren den TSV Abtswind in die Bezirksoberliga schoss, zählt irgendwie auch zur Region: Er spielte in der Jugend für den FC 05. P wie Punktabzug: Erst drei, dann zwei, dann doch keiner. Wie man sich mit allem Möglichen bekleckert, aber nicht mit Ruhm, das hat der bayerische Fußball-Verband in der Causa Bayern Hof vorgemacht. Beim FC 05 hat man interessiert zugeschaut, wie sich die Hofer über das Landgericht die Punkte zurückholten. Vielleicht sollte der law-and-order-Verband in München seine Taktik überdenken: Mit Punktabzügen bestraft man Mannschaften für das Fehlverhalten weniger Chaoten. Das gibt es nicht mal im Profifußball, sondern etwas viel Effektiveres: Geisterspiele; dann ärgern sich wenigstens die, die das Chaos ausgelöst haben. Q wie Qualität, ein Bayernligist, drei Landesligisten, ein Team in der Bezirksoberliga und eine starke Bezirksliga – der Fußballkreis Schweinfurt kann sich mit seinen Mannschaften sehen lassen und muss vor der Ligenreform keine Angst haben. R wie rüstig: Alter schützt vor Toren nicht, dafür ist Klaus Baake vom TSV Röthlein das beste Beispiel. Sieben Tore schoss der 44-Jährige, der seine Gegner regelmäßig alt aussehen lässt. Über seinen Methusalem weiß Coach Klaus Keller nur eines zu sagen: „Ein Musterschüler.“ S wie Saisonverlängerung: Ein Zuschauermagnet war wieder die Relegation: 12 392 Fans pilgerten zu den 17 Spielen, davon 1500 nach Röthlein, wo sich Dampfach gegen Ramsthal den Bezirksliga-Klassenerhalt sicherte. Und weil's so viel Spaß macht, wurde die Relegation in der Rhön bis Samstag verlängert, es fehlt noch ein Kreisklassist. T wie Tristesse: Die herrscht im Moment an den Wehranlagen. Der Zerfall des FC Altstadt Schweinfurt ist ein trauriges Beispiel, wie Missverständnisse und Streit zum Schlimmsten führen: Die Mannschaft wurde während der Saison abgemeldet, der FC Altstadt hat keine Zukunft mehr. U wie Unterfrankens Beste: Es ist zwar nicht wie im Ruhrgebiet, aber über die vier Derbysiege gegen den TSV Großbardorf und den Würzburger FV in der vergangenen Saison hat man sich beim Bayernligisten FC 05 Schweinfurt durchaus gefreut. Böse Zungen behaupten aber, die FTS sei Unterfrankens Krönung: Sie besiegten schließlich den ungekrönten Derbykönig im Pokal. V wie Vip-Zelt: Der knallharte Winter entließ die Fußballer nicht nur vorzeitig in die Winterpause, er ließ auch das Vip-Zelt im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt einknicken. Da es zu teuer war, es zu reparieren, spendierte FC-05-Vorstand Markus Wolf ein Neues. Das ist erstens wirklich schnieke und zweitens ganz bestimmt stabil. W wie Wahnsinnsliga: Sie ist in die Analen eingegangen, die Bezirksliga 2-Saison 2010/11. Nach der Winterpause gab es nur zwei Vereine, die nicht in Abstiegsgefahr waren: der spätere Meister Abtswind und der Zweite Augsfeld. Erst im Laufe der Rückrunde trennte sich die Spreu vom Weizen, doch wer hätte gedacht, dass Knetzgau und der FC 05 II zukünftig Kreisligisten sind. Wer dem Bezirksliga-Wahnsinn noch nicht anheim gefallen ist, dem sei die Lektüre der Buchstaben J, N und Z empfohlen. X wie X-Chromosom: Genau, der Klassiker, Frauenfußball. Im Jahr der Weltmeisterschaft im eigenen Land richtet sich auch der Fokus verstärkt auf die Fußballerinnen der Region und dort nächste Saison auf die Bezirksoberliga. In der wird Absteiger FC 05 vom Fast-Meister FV Dingolshausen und dem SV Ostheim erwartet. Viele Derbys und guter Frauenfußball garantiert. Y wie Yu Shimamura, der kleine Japaner mit den großen Sorgen nach Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe in Fukushima. Yu, der frühere Publikumsliebling beim FC 05 und jetzige Spielertrainer des TV Jahn, stammt aus Tokyo und als in Japan die Erde bebte, zitterte er mit seiner Familie. Angesichts solcher Sorgen wird der Fußball in der Region ganz klein. Z wie Zerfall: In dieser Rubrik wollte der TSV Knetzgau ganz bestimmt nicht landen. Doch wer von der Bezirksoberliga direkt in die Kreisliga durchrauscht, muss aufpassen, dass die Mannschaft nicht endgültig zerfällt und man sich das in vielen Jahren mühsam Aufgebaute wieder kaputt macht.
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